Der Duft der Rose
Zukunft kümmern, Ihr habt den Vertrag gesehen«, erinnerte sie ihn eisig.
Farid zuckte die Schultern. »Der Titel einer Herzogin mitsamt den materiellen Besitztümern wäre der einzige halbwegs passende Ausgleich für das, was er Euch zugemutet hat. Er ist ein selbstgerechter, manipulativer Bastard, und jemand sollte ihm gehörig die Flügel stutzen.«
»Das sagt ausgerechnet Ihr, der Ihr in jeder nur erdenklichen Weise von ihm profitiert habt?« Die Verachtung, die sie empfand, war in ihren Worten deutlich zu hören.
Er grinste unbeeindruckt. Der Ring blitzte auf, als er sich mit dem Daumen übers Kinn rieb. »Was wollt Ihr hören, Liebste? Er ist eine Legende. Ich habe ihn vor Jahren bei Madame Dessante in Versailles mit seiner Gefolgschaft gesehen, und seitdem habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, wenn er vor mir auf den Knien liegt und meinen Schwanz lutscht, als gäbe es kein Morgen.«
Die Worte sollten sie schockieren, aber sie tat ihm nicht den Gefallen. Stattdessen stützte sie die Hände in die Hüften und fuhr mit vor Wut funkelnden Augen fort: »Und Ihr wagt es, einen anderen als selbstherrlich zu bezeichnen? Wenn das die Moral einer Hure ist ...«
»Henri hat keine Achtung vor den Gefühlen der Menschen, die ihn umgeben. Er verletzt sie, er nutzt seine Stellung und seine Macht hemmungslos aus, das muss Euch doch aufgefallen sein. Nicht einmal, wenn Ihr Euch an seinem Trog labt, könnt ihr davor die Augen verschließen«, unterbrach er sie scharf. »Huren haben übrigens eine weit bessere Moral als viele ehrbare Bürger, lasst Euch das gesagt sein.«
Ihre Lippen kräuselten sich spöttisch. »Glaubt Ihr das wirklich? Nun, dann wünsche ich Euch, dass Ihr niemals aus Eurem Fieberwahn erwacht.«
In seinen Augen glitzerte etwas Dunkles, aber dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte. »Ach, Liebste, wenn Ihr wüsstet, wie meine Fieberträume wirklich aussehen«, seine Heiterkeit schwand, als wäre sie nie da gewesen, und in seiner Stimme schwang eine unverhohlene Drohung, »dann würdet Ihr mir hier nicht Eure hübsche Stirn bieten, sondern dem Allmächtigen danken, dass ich im Begriff bin, diese edle Stätte zu verlassen.«
Sie blickte ihn verständnislos an. Während sie noch versuchte zu begreifen, was er meinte, verkürzte er die Distanz zwischen ihnen mit einem großen Schritt, nahm ihr Gesicht in seine Hände und presste seinen Mund auf ihre Lippen.
Wenn er sie im Bett des Herzogs geküsst hatte, dann waren es immer spielerische Küsse gewesen, dazu bestimmt, sie zu beruhigen und ihr die Angst zu nehmen.
Dieser Kuss war genau das Gegenteil. Er war eine einzige unverhüllte Drohung, die ihr Angst machen sollte vor dem, was ihm folgen würde. Oder noch schlimmer - vor dem, was ihm nicht folgen würde.
Sophie hob die Hand, um Farid wegzustoßen, aber sie fiel kraftlos herunter. Ihre Glieder schmolzen ebenso wie ihr Verstand. Sie verwandelte sich in ein hilfloses, vor Sehnsucht und Verlangen wimmerndes Stückchen Fleisch. Sie wollte nicht, dass er aufhörte, sie zu küssen, als trachtete er danach, ihr Leben zu trinken. Sie wollte nicht, dass er sie losließ, nicht jetzt, nicht später - niemals.
Als er es dennoch tat, konnte sie nichts anderes tun, als ihn fassungslos anzustarren und zu versuchen, mit wackeligen Beinen das Gleichgewicht zu halten.
»Verkauf deine Haut so teuer wie möglich, Sophie«, flüsterte er rau und atemlos. Seine feuchten Lippen verzogen sich zu dem wohlbekannten boshaften Grinsen. »Du bist jeden Sol wert.«
Dann drehte er sich um, nahm seine Tasche und schlenderte davon.
Nicholas erfuhr von Ghislaines Ankunft, als er gerade mit zwei Arbeitern aus dem Wald kam, wo sie Bäume fürs Holzschlagen markiert hatten. Die schwere Reisekutsche schwankte über den Zufahrtsweg und hielt vor dem Haupteingang.
Unentschlossen blieb Nicholas in einigem Abstand stehen. Es widerstrebte ihm, einfach hinüberzugehen, dafür war zu viel passiert. Also blieb er, wo er war, und beobachtete den Einzug der gräflichen Familie. Jacques sprang als Erster aus dem Wagen und lief zu dem am Heck angebundenen Diabolo. Er tätschelte dem Pferd den Kopf und die Flanken und führte es dann zu den Stallungen.
Lakaien eilten herbei und kümmerten sich darum, die Gepäckstücke abzuladen. Drei Frauen erschienen nacheinander, dann erst tauchte Ghislaine aus dem Bauch der Kutsche auf. Der weite Pelzumhang hüllte sie zur Gänze ein, sodass er kaum etwas erkennen konnte, trotzdem hämmerte sein
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