Der Duft der Rosen
Fällen wie diesen …”
“Nein! Sie fragen mich über meinen Vater aus. Hat er mich geliebt? Habe ich ihn geliebt? Ich sagte Ihnen, dass er uns verließ, als ich zwei Jahre alt war. Sie befragen mich zu meiner Mutter. Ich sage Ihnen, sie hat Raul und mich geliebt. Wir hatten kein Geld, und das Leben war hart, aber so schlimm war es nun auch nicht. Sie sagen, dass ich sehr durcheinander sein müsste, weil ich dieses Ding, das Sie Stress nennen, fühle. Aber ich sage, dass Miguel und ich uns auf das Baby freuen. Bevor dies alles begann, war ich niemals so glücklich. Sie sagen, dass ich vor etwas Angst habe, das ich nicht verstehe, und Sie haben recht!”
Ihre Hand ballte sich in ihrem Schoß zu einer Faust. “Da ist ein Geist in meinem Haus, und er fordert mich auf, fortzugehen. Er warnt mich, dass jemand mein Baby töten wird!”
Michael atmete einmal tief durch. “Genau. Vielleicht haben Sie zufällig die Antwort auf Ihre Probleme gefunden. Sie sind besorgt, dass Sie Ihr Kind verlieren könnten. Sie haben schon einmal ein Baby verloren. Vielleicht ist es die Angst um Ihr Kind, die solche Panikattacken verursacht.”
Maria erhob sich von ihrem Stuhl. Er sah, dass sie am ganzen Körper bebte. “Sie glauben mir nicht. Ich wusste es.” Sie wandte sich um und marschierte in Richtung Tür, wobei ihr gewölbter Bauch leicht auf- und abschwang.
Michael stand ebenfalls auf. “Maria, warten Sie eine Minute. Wir müssen darüber sprechen.”
Sie ging einfach weiter und gelangte in den kleinen Empfangsraum. Michael folgte ihr.
“Ich möchte mit Miss Conners sprechen. Sagen Sie ihr … sagen Sie ihr, dass Maria Santiago sie gern sehen würde.”
“Sie ist noch in einem Gespräch”, erwiderte die Empfangsdame Terry Lane. “Doch sie sollte in wenigen Minuten fertig sein.”
“Gut. Dann werde ich warten.” Maria ließ sich auf das Sofa sinken, wo sie mit geradem Rücken und vorgestrecktem Kinn sitzen blieb.
Nur einen Moment später öffnete sich Elizabeths Tür, und eine blonde Frau begleitet von einem jungen Mädchen trat heraus. Elizabeth folgte ihnen in den Empfangsbereich.
“Okay. Dann sehen wir uns nächste Woche.”
Die Frau, ungefähr vierzig und mit zerzaustem blonden Haar, nickte nur. Sie gab ihrer Tochter ein Zeichen, und beide gingen zur Tür.
Elizabeths Blick richtete sich auf Maria, die neben Terrys Empfangstresen stand. Michael stand geduldig im Türrahmen.
“Mrs. Santiago würde gern mit Ihnen sprechen”, sagte Terry. Sie war jung, noch in den Zwanzigern, und trug ihr blondes Haar kurz und nach oben gegelt. Sie arbeitete erst seit einigen Wochen in der Praxis, und Michael bemerkte, dass sie ein bisschen genervt wirkte.
“Das ist richtig, Elizabeth”, schaltete sich Michael ein. “Maria möchte Ihnen etwas sagen.”
Elizabeth sah ihn an und registrierte in seinem Blick die stumme Bitte um Hilfe. Manchmal war es schwierig, das Vertrauen eines Patienten zu gewinnen, und offensichtlich vertraute Maria Elizabeth und nicht ihm. Michael hatte überlegt, ob er Elizabeth als Therapeutin des Mädchens empfehlen sollte, doch Angstattacken fielen eher in seinen Zuständigkeitsbereich. Außerdem befürchteten sie, dass Elizabeths Beziehung zu Maria zu eng war, als dass sie objektiv bleiben könnte.
Elizabeth lächelte Maria an. “Ich kann ein paar Minuten erübrigen. Freut mich, wenn ich in irgendeiner Weise helfen kann.”
“Warum gehen wir nicht alle in mein Büro?”, schlug Michael vor und wartete, bis die Frauen an ihm vorbei in sein Zimmer gingen. Sie setzten sich auf die beiden Stühle gegenüber vom Schreibtisch, wo Elizabeth die junge Frau sorgenvoll musterte.
“Erzählen Sie es ihr, Maria. Erzählen Sie Miss Conners die Geschichte, die Sie mir erzählt haben.”
“Es ist keine Geschichte”, verteidigte sich Maria. “
En mi casa andan duendes.”
Elizabeths Augen weiteten sich, obwohl sie versuchte, ihre Miene neutral zu halten. “Ich dachte, das hätten wir schon besprochen, Maria. Sicherlich glauben Sie nicht wirklich, dass Ihr Haus verflucht ist.”
“Doch, das tue ich. Da ist
un espectro.
Ich habe ihn gesehen letzte Nacht.”
“Letzte Nacht haben Sie einen Geist gesehen?”
“Sí
, genau das. Er war klein … wie ein Kind. Er klang wie ein kleines Mädchen, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Die Luft wurde ganz kalt, und ich hörte wieder die Geräusche. Und auch der süßliche erstickende Geruch war wieder da. Ich denke mir das nicht aus.”
Elizabeth
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