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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Bettlaken gestopft, mehr nicht.«
    »Nein, Mrs Ure hat ihre Kleider ganz sicher nicht selbst genäht«, erwiderte Ella spöttisch. »Sie hatte genug Gewänder aus Seide und Satin, um eine Herzogin auszustatten!«
    Kitty lächelte widerstrebend. »Ich habe sie nie in einem davon gesehen. Sie hat sich in ihrem Zimmer umgezogen, wenn Eben zu Besuch kam.« Sie kicherte.
    »Hat Eben sie schon lange besucht?«, erkundigte Ella sich neugierig.
    Kitty zuckte die Achseln. »Seit ein paar Monaten. Sie hatten eine Abmachung, was die Gäste anging. Aber das wissen Sie ja.«
    »Dass sie die Wohlhabenden überfallen haben? Ja, das ist mir bekannt. Ein reizendes Pärchen.«
    »Sie müssen ihr unbedingt aus dem Weg gehen, Mrs Seaton«, fügte Kitty ernst hinzu. »Als sie herausfand, dass Sie sich als Adams Frau ausgegeben haben, ist sie außer sich geraten. Sie hat gedroht, Ihnen unbeschreibliche Dinge anzutun. Aber Eben hat sie beruhigt, und Adam hat sich bei ihr entschuldigt. Schließlich hat sie ihm geglaubt, obwohl sie vermutlich geahnt hat, dass er log. Adam ist ein guter Lügner, finden Sie nicht?«
    Ella konzentrierte sich auf ihre Näharbeit. »Mir war gar nicht klar, dass du von Adams Plan wusstest. Er hat es wegen Eben getan, als wir ihm im Black Forest begegnet sind.«
    Kitty schnaubte verächtlich. »Herrje, es ist ein Jammer, wenn man nicht einmal seinem eigenen Bruder trauen kann.«
    »Was hältst du von Eben?«
    Das Mädchen überlegte eine Weile angestrengt. »Er ist ein lächelnder Teufel. Adam … nun, Adam hat auch etwas davon mitbekommen. Doch Eben ist anders, ein Finsterling. Ich hatte Angst vor ihm, wenn er in Sawpit Gully war, und habe darauf geachtet, nie mit ihm allein zu sein.«
    Das deckte sich mit Ellas eigener Einschätzung. Sie sah Kitty lächelnd an. »Komm her, damit ich bei dir Maß nehmen kann«, meinte sie und griff nach einem Stück Schnur. »Dann zeige ich dir, wie du den Stoff zuschneiden und dir selbst einen Rock nähen kannst.«
    Kitty zögerte, allerdings nur kurz. So eine Gelegenheit durfte man sich nicht entgehen lassen, und sie war schließlich nicht auf den Kopf gefallen.
    So saßen sie friedlich schweigend da und arbeiteten, während der Vormittag verstrich. Die Luft war schwül und stickig, eine eindeutige Warnung vor einem heranziehenden Unwetter.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass jemand wie Sie so etwas tut«, murmelte Kitty und bohrte stirnrunzelnd die Nadel in den Stoff.
    Ella verzog das Gesicht. »Ich erinnere mich nicht an meine Herkunft, aber Nähen zu lernen hat doch schon immer zum Hauswirtschaftsunterricht dazugehört.«
    Gegen Mittag trippelte Mrs Jardine in ihren schwarzen Stiefeln den Hügel hinauf. Sie hatten bereits beobachtet, wie ihr Mann die verräterischen Flaschen rings um das Kaffeehaus einsammelte, sie unter seinen massigen Arm klemmte und sie zum Wagen trug, um sie in den Busch zu bringen.
    Naughton war so dick wie seine Frau, schien aber ein missmutiger Zeitgenosse zu sein. Er hatte die beiden Frauen nur mürrisch gemustert und sich wieder abgewandt. Mrs Jardine hingegen lächelte übers ganze Gesicht.
    »Puh! Da braut sich bestimmt ein Gewitter zusammen.« Mit der Hand fächelte sie sich das feuchte Gesicht, und Ella erkannte große Schweißränder in den Achselhöhlen ihres Kleides. »Haben Sie unseren Geiger gehört?«, fuhr sie fort. »Er ist gut, oder?«
    »Vor allem laut«, entgegnete Kitty schnippisch.
    Mrs Jardine lachte dröhnend. »Er hat nur bis Mitternacht durchgehalten und ist dann umgekippt. Das ist das Problem mit den Iren. Sie spielen wie die Engel und saufen wie die Ketzer.«
    Ella schmunzelte, während Kitty trotzig eine abweisende Miene aufsetzte.
    »Wo ist Adam?«, erkundigte sich Mrs Jardine.
    »Er wollte sich einen Faustkampf anschauen«, antwortete Kitty widerstrebend.
    »Sicher wird er wetten. Nun, dann wünsche ich ihm viel Glück. Richten Sie ihm aus, er kann kommen und sich eine Flasche Brandy auf Kosten des Hauses holen, wenn er gewinnt.« Sie winkte ihnen mit ihrer pummeligen Hand zu und verschwand.
    Am frühen Nachmittag kehrte Adam zurück. Er pfiff vor sich hin und schien bester Stimmung. Kitty sprang auf und lief ihm entgegen, den Hügel hinunter. Ella beobachtete, wie sie so nah an ihn heranrückte, wie es möglich war, ohne ihm unter die Kleider zu kriechen. Als er sprach, blickte sie ihm in die Augen. Die beiden lachten, Kitty berührte seine Schulter, und ihre Finger schlossen sich besitzergreifend und auffordernd um den Stoff

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