Der Duft der roten Akazie
seiner Jacke.
Adam schaute auf Kitty hinunter. Einen Moment war seine Miene reglos, und Ella hatte den unangenehmen Eindruck, dass er sie küssen wollte und es vielleicht sogar getan hätte, wenn sie allein gewesen wären. Ein Schauder überlief sie, als hätte sie jemand mit Eiswasser übergossen. Dann schob Adam Kittys Hand weg und machte sich auf den Weg zu den Jardines. Kitty steuerte mit selbstzufriedener Miene auf das Zelt zu.
»Er hat ein wenig Geld gewonnen«, verkündete sie triumphierend und ließ sich auf dem Baumstamm nieder, den sie als Sitzbank benutzten.
Ella nickte nur, weil sie ihrer eigenen Stimme nicht traute.
»Jetzt ist er bei Mrs Jardine, um den Brandy abzuholen. Vielleicht sollte ich ihm Gesellschaft leisten.«
»Ich dachte, du lehnst solche Lokale inzwischen ab.« Ella konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen.
»Tja.« Kitty schleuderte ihr Haar zurück. »Adam wäre ja da, um mich zu beschützen.« Allerdings blieb sie sitzen.
Schließlich kam Adam mit der Brandyflasche zurück, die er im Zelt versteckte.
Als Ella einen Glückwunsch murmelte, ohne aufzublicken, lachte er und meinte, er habe schon immer ein Händchen für Wetten gehabt. Kitty zeigte ihm ihre Näharbeit und machte ihm ein paar Stiche vor.
Den restlichen Nachmittag beschäftigte Adam sich mit den Dingen, die während der Woche unerledigt geblieben waren. Er ritt mit Bess aus und untersuchte anschließend Karren und Zaumzeug auf Abnützungserscheinungen.
Adam trug die Erlöse seines Ladens stets am Körper und schlief nachts mit Wolf bei den Waren, um sie zu bewachen. Er musste Geld und Gold als Währung annehmen, da viele Goldgräber ihren Fund lieber direkt ausgaben, als einen Transport nach Melbourne zu riskieren. Jedoch war es inzwischen so viel geworden, dass Adam beschloss, sein Vermögen besser im Zelt aufzubewahren.
»Sollen wir darauf schlafen, Adam?«, fragte Kitty.
Doch er schüttelte den Kopf. »Ich habe von Dieben gehört, die ein Loch in die Rückwand von Zelten schlitzen und nach allem tasten, was sich hochheben lässt. Manche sind so verdammt geschickt, dass sie dir das Gold unter dem Kopfkissen wegziehen, ohne dich zu wecken.«
Zu guter Letzt entschied Adam, ungefähr in der Mitte des Zelts ein Loch in den harten Boden zu graben. Dann verpackte er Geld und Gold in einen wasserdichten Beutel, band ihn zu und legte ihn in das Loch. Nachdem er es wieder zugeschüttet und die Erde festgestampft hatte, war das Versteck für Uneingeweihte nicht zu erkennen.
Zufrieden betrachtete Adam sein Werk. »Hier müsste es sicher sein, bis ich einen Teil davon brauche, um den Ochsentreiber zu bezahlen.« Als Wolf an dem Versteck schnupperte, schob Adam ihn spielerisch weg. »Du kriegst schon deinen Anteil«, neckte er ihn. »Einen Knochen, der so groß ist, dass wir zum Transport einen Schubkarren nehmen müssen.«
Inzwischen war es später Nachmittag. Wegen des heranziehenden Gewitters wurde es früh dunkel, und mit dem schwindenden Licht nahm die Schwüle zu.
Adam zurrte die Plane des Ladens fest und verankerte sie so gut wie möglich über den wenigen verbliebenen Kisten und Paketen. Anschließend band er Bess die Vorderläufe zusammen und zog den Karren hinter das Zelt. Wolf durfte mit Kitty, Ella und Adam hinein.
Ein merkwürdiges Schweigen senkte sich über die Goldfelder, als der Wind stärker würde. In der Ferne zuckten Blitze, gefolgt von grollendem Donner. Adam hatte Kerzen angezündet, und Kitty und Ella nähten weiter. Immer wieder blickten sie ängstlich zum Zelteingang. Die Blitze kamen näher, bis sie sie am düsteren Himmel zucken sehen konnten. Über den Hügeln von Bendigo donnerte es kräftig.
Plötzlich frischte der Wind auf und zerrte am Zelt. Die Kerze verlosch mit einem wilden Flackern. Adam zog die Zeltklappe zu und sicherte sie. Die Leinwand ächzte und flatterte, und draußen heulte der Wind. Ella konnte den Regen riechen, bevor er sie erreichte. Das Prasseln des kurzen, heftigen Schauers war so laut, dass es ihre Stimmen übertönte. Wieder donnerte es, diesmal unmittelbar über ihren Köpfen, sodass sich der Schall in allen Richtungen brach.
Mit einem Aufschrei hielt Kitty sich die Ohren zu. Ella, die Kittys Reaktion mehr erschreckte als das Unwetter, legte ihr den Arm um die schlanke Taille und hielt sie fest. Adam rückte näher an sie heran. Sein Gesicht wirkte im Dämmerlicht unheimlich.
»Ich sollte rausgehen und nach Bess schauen.«
Wolf winselte und drängte sich enger
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