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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Gedanken.
    Sie sah ihn verwirrt an. »Arzt? Ich bin längst wieder gesund.«
    »Er sagte, er wolle dich noch einmal sehen, gesund oder nicht.«
    »Du kannst es dir nicht leisten.«
    Adam lachte. »Doch, kann ich. Komm. Es ist ein ziemlich weiter Fußmarsch. Schaffst du das?«
    Ella war versucht, es abzustreiten, hatte allerdings den Verdacht, dass Adam den Arzt dann holen würde. Widerstrebend stand sie auf.
    »David, du bleibst bei Kitty. Kannst du mir diesen Gefallen tun?« Adam sah David feierlich an, als vertraue er ihm eine Kostbarkeit an.
    David nickte, warf Kitty einen Blick zu und errötete. »Ja, ja, natürlich. Ich passe auf Kitty auf.«
    Kitty lachte über seine Schüchternheit, aber Ella merkte ihr an, dass sie sich geschmeichelt fühlte.
    »Du weißt, dass es nicht klappen wird«, raunte sie, als sie den Abhang hinunter zur Straße gingen.
    Adam sah sie mit Unschuldsmiene an.
    »Sie will dich.«
    Adam grinste. »Sie hat noch keine Ahnung, was sie will, Cinderella.«
    Wortlos setzten sie ihren Weg fort. Der Wind war bitterkalt, und die Kälte durchdrang Ellas Kleider wie Nadelstiche. Irgendwo schneite es, und eisige Luft wehte über die Goldfelder von Bendigo.
    »Ich wünschte, ich hätte meinen roten Wollmantel zurück«, sagte sie. »Den, den ich anhatte, als ich geflohen bin, egal von wo.«
    Er betrachtete sie, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Vielleicht trägt ihn ja jetzt Ned.«
    Obwohl es eigentlich nicht komisch war, musste sie lachen und war erstaunt, dass sie das überhaupt noch konnte. Aus irgendeinem Grund erschienen ihr die Dinge heute nicht mehr so ernst, und sie war einfach nur froh, am Leben zu sein.
    Im California Gully herrschte geschäftiges Treiben. Er galt zwar nicht als übermäßig ertragreich, hatte jedoch seine Anhänger.
    Die Straße wurde von den üblichen Läden gesäumt, und Adam prägte sich alles aufmerksam ein, für den Fall, dass es ihm später nützlich sein könnte. Sie machten einem Karren Platz, der mit Holz zum Abstützen der Gruben beladen war. Ein zweiter Wagen, der vorbeirumpelte, brachte Schlachtvieh zu den Metzgern auf den Goldfeldern, eine unappetitliche Fracht, verfolgt von Hunden und Fliegen.
    Im Long Gully wurde noch emsig geschürft, allerdings war der Andrang nicht so groß wie in dem Gebiet rund um Eaglehawk, das Eldorado, um das sich viele Legenden rankten. Das Zelt des Arztes befand sich etwa in der Mitte der Schlucht. Sein Name – Doktor Fletcher – stand in großen Buchstaben darauf. In einem kleinen Pferch hinter dem Zelt bemerkte Ella sein Pferd und seine Kutsche.
    Vor dem Zelt warteten einige Patienten. Einer, der sich auf grob gezimmerte Krücken stützte, hatte eine Wunde am Bein. Ein anderer trug einen schmutzigen Kopfverband, und ein dritter hustete erbärmlich.
    »Ich brauche ihn wirklich nicht zu sehen«, flehte Ella. »Wirklich, Adam, ich bin wieder ganz gesund.«
    »Das ist mir gleichgültig. Ich gehe keine Risiken ein. Nicht, was dich betrifft.«
    Ein selbstironischer Ausdruck zeigte sich in seinen Augen, so als hätte er sich ohrfeigen können, weil er ihr seine wahren Gefühle nicht gestand.
    Ella räusperte sich. »Dann solltest du ihm auch deine Blasen zeigen. Sie sehen entzündet aus.« Einige waren tatsächlich aufgeplatzt und ziemlich gerötet. Ella hatte inzwischen oft gehört, wie leicht man auf den Goldfeldern erkrankte, und infizierte Blasen waren einer der häufigsten Gründe.
    Adam betrachtete seine Hände und verzog das Gesicht. »Na ja, meinetwegen.«
    »Willst du wirklich weitergraben, bis du auf Gold stößt? Ich dachte, nach Kalifornien hättest du das Goldschürfen satt.«
    Er seufzte auf. »Das dachte ich auch. Doch ich habe keine Lust, untätig herumzusitzen, bis die Waren für den Laden aus Melbourne eintreffen. Irgendwie muss ich mich beschäftigen, und mit dem Schürfen kenne ich mich aus. Außerdem geht es mit Davids Hilfe gar nicht so schlecht.«
    »Aber auch nicht sehr gut?«, witzelte sie mit einem Blick auf seine Hände.
    »Es gefällt mir, wenn du dir Sorgen um mich machst.«
    Ein Lächeln stand in seinen Augen, sodass sie mit »Irgendwer muss es ja tun« antworten konnte, ohne sich albern vorzukommen.
    Nach einer Weile waren sie an der Reihe, und Doktor Fletcher winkte sie herein. Sein Gesicht war so ernst, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie duckte sich in den Zelteingang und stellte fest, dass es innen recht geräumig war. Die Wände waren mit grünem Filz tapeziert. Die Möblierung bestand aus

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