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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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die Gefangenen reihten sich hinter ihm ein.
    »Oh mein Gott«, stöhnte Kitty.
    Ella versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, doch ihr Gehirn war wie leer gefegt. Die Begegnung hatte sie geängstigt und eine böse Vorahnung in ihr ausgelöst. Moggs hatte ihr und Adam gedroht. Sie musste etwas unternehmen, wusste aber nicht, was.
    »Der wollte sich bestimmt nur wichtigmachen«, meinte Adam. »Das hat nichts zu bedeuten.«
    Kitty tat, als glaubte sie ihm, weil sie ihm glauben wollte. Ella wünschte, sie wäre ebenfalls dazu in der Lage gewesen, doch sie konnte es nicht. Sie setzte zu einem Widerspruch an, aber Adam blickte sie an und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Also biss sie sich auf die Zunge und erwähnte das Thema in Kittys Gegenwart nicht mehr.
    Beim Abendessen erzählte Adam ihnen von Davids Parzelle. Inzwischen hatten sie etwa anderthalb Meter tief gegraben; der Boden war immer noch hart.
    »Das Gold, das wir gefunden haben, wiegt ungefähr so viel wie ein Penny«, berichtete er müde. »Vielleicht zehn Shilling wert.«
    Ella schlug vor, dass David zu ihnen ziehen sollte. Allerdings hielt Adam es für besser, wenn er im Sailor’s Gully blieb, um seine Parzelle im Auge zu behalten. »Nicht, dass es da viel zu bewachen gäbe. Aber falls dort trotzdem etwas liegt, wäre es ein Jammer, wenn Diebe es sich holten.«
    »Wie kommt David zurecht?«, erkundigte sich Ella.
    »Recht gut. Die Hände tun ihm ein bisschen weh, doch er ist ein kräftiger Bursche.«
    Adam war müde und ging bald, gefolgt von Wolf, zu seinem Bett im Laden. Allerdings ließ Ellas Unbehagen nicht nach. Adam mochte sich weigern, das Thema zu erörtern, Ella bezweifelte dennoch, dass er die gesamte Tragweite von Moggs’ Worten verstand. Sie wälzte sich hin und her, und als Kitty schlief, kroch sie wieder hinaus in die kalte Nachtluft, um ihm klarzumachen, dass Gefahr drohte.
    Die Arme um den Leib geschlungen, lauschte sie dem irischen Geiger bei den Jardines. Die schnelle, beschwingte Melodie verwirrte ihr die Sinne, sodass sie die Augen schloss und sich vorstellte, sie tanze mit schwingenden Röcken und flinken Füßen. Aus dem Kaffeehaus wehten Geräusche herüber. Manchmal konnte sie Mrs Jardines dröhnendes Lachen hören.
    Auch wenn Kitty Mrs Jardine nicht traute, Ella mochte sie. Außerdem hatte sie beobachtet, wie Mrs Jardine arme Leute in Midnight Gully mit Lebensmitteln versorgte. Einmal hatte sie sogar die Arztkosten für einen Mann übernommen, der sich die Behandlung nicht leisten konnte.
    Seufzend öffnete Ella die Augen. Ich schiebe es vor mir her, gestand sie sich ein. Ich muss mit Adam reden und ihm klarmachen, in welcher Gefahr er schwebt. Entschlossenen Schrittes steuerte sie auf den Laden zu.
    Da sich ihre Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, geriet sie trotz des steinigen Bodens nicht ins Stolpern. Am Laden angekommen, hielt sie inne und berührte die raue Plane. Als Wolf knurrte, zuckte sie zusammen. Er beobachtete sie aus den Schatten, erkannte sie und wedelte mit dem Schwanz. Während Ella die Hand nach ihm ausstreckte, hörte sie das laute, Unheil verkündende Klicken eines gespannten Pistolenhahns.
    »Adam«, flüsterte sie. »Ich bin es. Nicht schießen.«
    Er stieß einen leisen Fluch aus. »Ich habe dich für einen Dieb gehalten«, brummte er schlaftrunken. »Was machst du hier? Weißt du nicht, wie gefährlich es ist, in der Dunkelheit herumzuschleichen?«
    Auf der anderen Straßenseite bei den Jardines verstummte schlagartig die Musik. Darauf folgte lautes Johlen. Der irische Geiger war offenbar wieder umgekippt.
    »Ich muss mit dir sprechen«, sagte Ella leise. »Und zwar nicht in Gegenwart von Kitty. Sie steht ohnehin schon Todesängste aus.«
    Ein Rascheln ertönte. Im nächsten Moment stand Adam voll bekleidet vor ihr. Er steckte die Pistole in den Gürtel. »Ich dachte nicht, dass es etwas gibt, das Kitty Angst macht«, erwiderte er ruhig.
    »Doch, Lieutenant Moggs.«
    Er seufzte. »Möchtest du darüber reden, Cinderella?«
    »Er hasst dich, Adam. Außerdem gibt er dir die Schuld an dem Debakel in Sawpit Gully. Er wollte Carlsruhe mit einer hundertprozentigen Aufklärungsquote verlassen und braucht dich als Sündenbock.«
    Adam schnaubte höhnisch. »Es macht ihm Spaß, meine Frauen einzuschüchtern, wenn ich nicht da bin. Leute wie er nehmen die Beine in die Hand, wenn sie glauben, dass sie den Kampf verlieren könnten. Sicher möchte er kein Blut an seine hübsche Uniform

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