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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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einem kleinen Tisch, zwei Stühlen und einer Untersuchungsliege, die an der Wand stand. Außerdem gab es einen großen Schrank, der Gläser mit Medikamenten enthielt. Es roch nach Doktor Fletchers muffiger Jacke und nach Anis.
    »Also sind Sie wieder vollständig genesen«, sagte Dr. Fletcher. »Kein Fieber und kein Schüttelfrost mehr? Kopfschmerzen? Ausgezeichnet.« Er betastete ihre Schläfe, wo die Beule nur noch als blassgelber Fleck zu erkennen war. »Wenn Sie weiter gut auf sich achten, Mrs Seaton, hoffe ich, Sie nicht mehr wiederzusehen.«
    Ella lächelte, erleichtert, dass er ihr ihre Vermutung bestätigt hatte. Dann versetzte sie Adam einen Rippenstoß. Er seufzte auf, bedachte sie mit einem schicksalsergebenen Blick, der sie an Wolf erinnerte, und streckte die Hände aus.
    Doktor Fletcher schnalzte mit der Zunge. »Die müssen gereinigt und verbunden werden. Wenn ich für jede entzündete Wasserblase, die ich in den letzten sechs Monaten gesehen habe, ein Pfund bekommen hätte, wäre ich ein reicher Mann.«
    Die Behandlung dauerte zwar nicht lang, war jedoch schmerzhaft. Als sie das Zelt verließen, hatte Adam Verbände an den Händen und eine finstere Miene im Gesicht. »Der reinste Wucher«, schimpfte er. »Ein Shilling pro Blase.«
    »Doktor Fletcher hat gesagt, eine entzündete Wasserblase könnte deinen ganzen Körper vergiften, sodass du richtig krank wirst«, hielt Ella ihm tadelnd vor Augen.
    Sein abfälliges Schnauben verriet ihr, dass er das nicht so recht glaubte.
    »Ich möchte nicht, dass du krank wirst, Adam«, fügte sie hinzu.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Das wäre zumindest schon einmal etwas.«
    Schweigend gingen sie weiter. Inzwischen war es noch kälter geworden, und die Sonne stand tief am Himmel. Sie würden den Midnight Gully gerade vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, dachte Ella und schaute sich um. Die Goldgräber wandten sich bereits dem abendlichen Zeitvertreib zu, aßen, rauchten oder besprachen die Ereignisse des Tages. Wolf, der schwanzwedelnd neben ihnen hertrottete, blieb stehen und starrte einen anderen Hund an, der herausfordernd bellte. Dann jedoch tat er so, als habe er es nicht gehört. Ella schmunzelte. Wolf wirkte nur auf Menschen bedrohlich, die ihn nicht kannten.
    Ella überlegte, wie David und Kitty sich wohl verstanden. Hatte Adam mit seiner Vermutung recht, dass Kitty sich in David verlieben würde? So flatterhaft konnte das Mädchen doch nicht sein! Andererseits war sie sehr jung, und junge Leute verliebten sich rasch.
    War Ella in Kittys Alter ständig verliebt gewesen?
    Nein.
    Trotz ihres Gedächtnisschwunds wusste sie, dass sich das nicht so verhalten hatte. Ihr Herz fühlte sich unberührt an, als hätte sie es noch nie jemandem geschenkt. Die Worte kalt und starr kamen ihr wieder in den Sinn. Vielleicht war sie einfach so.
    War ihr Herz noch immer unberührt?
    Sie sah Adam verstohlen an. Sie genoss seine Gegenwart und die Gewissheit, dass er ihr Lächeln immer erwidern würde. Sie mochte die Wärme in seinen Augen, wenn ihre Blicke sich trafen. Es gefiel ihr, dass sie ihm etwas bedeutete und dass er sie vor der fremden und ziemlich beängstigenden Welt beschützen wollte, in die sie hineingeworfen worden war. Hieß das, dass ihr Herz unberührt war? Oder begann die kalte Frau allmählich, sich zu erwärmen?
    An der Abzweigung, wo der California Gully in den Midnight Gully überging, bemerkten sie den Rauch, der wie ein schwarzgrauer Trichter in den Himmel aufstieg. Adam runzelte die Stirn. »Sieht aus, als würde es bei den Jardines brennen.« Er beschleunigte seinen Schritt, ohne sie anzusehen. »Du bleibst besser hier«, rief er und rannte los.
    Offenbar hatte er bessere Augen als sie, denn so angestrengt Ella auch in die Dämmerung schaute, sie konnte den Ursprung des Qualms nicht ausmachen. Sie achtete nicht auf ihr Seitenstechen und versuchte, mit Adam mitzuhalten. »Ist es bei den Jardines?«, keuchte sie.
    »Nein«, erwiderte er. »Ist es nicht.« Etwas an seinem Tonfall erschien ihr merkwürdig.
    Der dichte Rauch wurde dünner, da der brennende Gegenstand offenbar beinahe zu Asche zerfallen war. Inzwischen war Ella nahe genug herangekommen, um zu sehen, was da brannte.
    Adams Träume waren in Flammen aufgegangen.

18
    Das Seitenstechen war vergessen. Ella stellte fest, dass das Feuer im Laden und im Zelt tobte. Das Zelt war bereits zu einem qualmenden Haufen zusammengesackt, doch aus dem Laden loderten noch die

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