Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
Äußeres erschrocken gewesen. Bei hellem Tageslicht sah er noch viel mitgenommener aus.
    Eddie kauerte sich auf die Fersen und schaute sich ängstlich um. »Wir dürfen nicht lange anhalten. Vielleicht sind sie schon hinter uns her. Dieser Wachmann könnte auf den Gedanken gekommen sein, einen Blick auf seinen Gefangenen zu werfen. Oder Moggs ist zurückgekehrt.«
    Aber Ella hörte ihm gar nicht zu. Mit klopfendem Herzen betrachtete sie Adam und wusste nicht, ob sie glücklich über seine Flucht oder wütend sein sollte, weil man ihn so übel zugerichtet hatte. Der Regen prasselte auf sein nach oben gewandtes Gesicht. Mit zitternden Fingern wischte sie sie weg und strich ihm das feuchte, verfilzte Haar aus der Stirn. Als sie bemerkte, dass sich seine Haut heiß und fiebrig anfühlte, wurde ihr flau im Magen.
    »Sag David, er soll mich nach Paddy’s Gully bringen«, flüsterte mit fremd klingender belegter Stimme.
    »Aber …«
    »Er hat recht«, stimmte Eddie leise zu. »Midnight Gully ist zu gefährlich. Dort wird Moggs ihn zuerst suchen, sobald er sein Verschwinden bemerkt.« Er grinste Ella finster zu. »Wahrscheinlich wird er sämtliche Goldfelder abklappern. Bis er nach Paddy’s Gully kommt, dürfte allerdings ein Weilchen vergehen.«
    Das war zwar richtig, aber Midnight Gully war, wenn auch nur für kurze Zeit, ihr Zuhause gewesen. Es würde ihr schwerfallen, es zu verlassen, insbesondere deshalb, weil Paddy’s Gully so düster und unheimlich war. Doch sie hatten keine andere Wahl.
    »Ja«, bestätigte sie. »Wir fahren nach Paddy’s Gully.«
    Adam musterte sie. Sein Gesicht war so verschwollen, dass sie seine Miene kaum deuten konnte. Selbst das nicht zugeschwollene Auge war blutunterlaufen. Allerdings ahnte sie, dass er ihr etwas Unangenehmes mitzuteilen hatte.
    »Ich möchte nicht, dass du mitkommst.«
    »Adam!«
    »Ich dachte, du wärst bei mir in Sicherheit. Aber inzwischen weiß ich, dass ich dich nur in Gefahr bringe.«
    »Nein.«
    »Ich kann nicht mehr für dich sorgen.«
    »Nicht sehr dankbar, der Junge«, murmelte Eddie. »Sie hat Ihnen gerade den Hals gerettet, Kumpel.«
    Adam wandte sich ab. Trotz der Schwellung erkannte sie, dass seine Nase nicht mehr so gerade wie früher und sein Nasenrücken eingedrückt war. Er war verletzt, und zwar nicht nur körperlich. Außerdem wurde er nun von der Polizei gesucht, denn Moggs gehörte nicht zu den Leuten, die vergeben und vergessen konnten, was Adam sicher wusste. Vielleicht rechnete er damit, wieder gefangen genommen und in Melbourne gehängt zu werden.
    Ella beugte sich über ihn und lehnte die Wange sanft an seine. »Ich brauche niemanden, der für mich sorgt«, entgegnete sie mit Nachdruck. »Ich bin aus freien Stücken bei dir. Wenn Moggs dich aufspürt, erwischt er mich eben auch. Ich lasse dich nie mehr allein.«
    Sie hörte ihn aufseufzen, als sei er zu müde, um ihr zu widersprechen, wisse aber keine andere Möglicheit. »Ich will nicht, dass du mitkommst«, wiederholte er.
    Lächelnd berührte Ella seine Lippen. »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Wie soll ich es dir begreiflich machen, Frau?« Er schloss das Auge. »Du musst deinen Mann finden, Mrs Seaton. Was ist mit ihm?«
    Ella lachte schluchzend auf. »Mein Mann ist hier bei mir, Adam. Du bist mein Mann.«

20
    Im Paddy’s Gully hatte sich nichts verändert.
    David manövrierte das Pferd den glitschigen, steilen Pfad hinunter, und der Wagen geriet in eine gefährliche Schieflage, als sie sich, halb schliddernd, halb rollend, ihrem Ziel näherten. Der bis jetzt so ruhige und besonnene Eddie wurde zunehmend nervös. Plötzlich hob er den Kopf, so wie Wolf, wenn er eine Fährte aufgenommen hatte, und blickte den Abhang hinauf, wo ein einsames, zerschlissenes Zelt stand. Allmählich ahnte Ella, was ihn störte.
    Das Zelt wirkte verlassen. Nur die dünne Rauchfahne, die aus dem Lagerfeuer davor aufstieg, wies darauf hin, dass es bewohnt war. »Wartet, ich schaue nach, ob Maryanne zu Hause ist.« Eddie sprang vom Wagen und stieg den Abhang hinauf.
    David sah Ella fragend an. »Er befürchtet, sie könnte jemand anderen kennengelernt haben, während er weg war«, erklärte sie.
    Offenbar fand David das ziemlich verwirrend. »Ich mache mir Sorgen um Kitty«, meinte er nach einer Weile. »Falls Lieutenant Moggs im Midnight Gully nach Adam sucht, wird er seine Wut sicher an Kitty auslassen, wenn er ihn nicht dort antrifft.«
    Daran hatte Ella auch schon gedacht, es aber in Gegenwart des Jungen

Weitere Kostenlose Bücher