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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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ein Opossum bei Tageslicht.
    »Ich habe ihn gehört und bin hinten raus«, stammelte er und wischte sich die Hände am Hemd ab. »Mein Zelt hat nämlich wegen der Polizei einen Hinterausgang. Also bin ich hinten raus.« Seine Hände bewegten sich schneller und schneller, als ob er es nicht erwarten könnte, den Schmutz loszuwerden.
    »Ganz ruhig«, sagte Adam. »Das hast du sehr gut gemacht.« Nachdem er den Knüppel weit ins Gebüsch geschleudert hatte, bückte er sich, hob Moggs’ Pistole auf und reichte sie Ella. Sie griff zögernd danach und legte sie auf den Boden, als könnte sie von selbst losgehen. Moggs hatte sich noch immer nicht gerührt. Sein Gesicht war Ella zugewandt und wirkte zwar blass, aber still und friedlich. Blut war keines zu sehen. Sie erwartete, dass er jeden Moment die Augen öffnen und aufspringen würde.
    »Wir müssen fort«, übertönte sie Paddys Gemurmel. »Er könnte bald wieder aufwachen, Adam!«
    Doch Adam, der auf Moggs’ anderer Seite kniete, schüttelte den Kopf. »Der wacht nicht mehr auf, Cinderella.« Als er die Hand hochhielt, sah sie das rote, schimmernde Blut an seinen Fingern.
    Da sie ihren Beinen nicht traute, stand sie nicht auf, sondern kroch auf allen vieren zu Moggs’ Leiche hinüber und starrte auf seinen zerschmetterten Schädel. Dann wandte sie sich ab und erbrach sich.
    »Oh mein Gott. Oh mein Gott«, jammerte Paddy leise.
    »Komm her«, sagte Adam, packte Paddy an den Schultern und schüttelte ihn kräftig. Der kleine Mann verstummte, und der Mund blieb ihm offen stehen. »Geh ins Tal und hol Eddie. Kannst du das für mich tun? Kann ich dir vertrauen? Sind wir Freunde, Paddy? Tust du das für mich?«
    Paddy starrte ihn an. Plötzlich trat ein Funkeln in seine Augen. »Mikey?«, flüsterte er. »Bist du es wirklich, Mikey?«
    »Geh«, wiederholte Adam verlegen. »Geh und hol Eddie.«
    Der kleine Mann wich in die Dunkelheit zurück, drehte sich um und rannte los. Sie hörten, wie er durch den Busch brach. Es knirschte und krachte, bis endlich Stille herrschte.
    Ella hatte ihren gesamten Mageninhalt von sich gegeben und lehnte nun, zitternd vor Kälte, an Adams Lieblingsfelsen. »Er ist tot«, sagte sie, und es war nicht als Frage gemeint.
    »Ja, und ich habe ihn nicht angerührt, obwohl ich große Lust dazu gehabt hätte. Er hätte dich auch getötet, das weißt du, Ella. Mich zuerst und dann dich. Er hätte dich gnadenlos und aus reinem Vergnügen abgeknallt. Was nun?«, überlegte er laut weiter. »Man wird mir den Mord in die Schuhe schieben, so viel steht fest. Aber wir werden einen Ausweg finden. Ich will nicht, dass dieser Kerl mich an den Galgen bringt, ganz gleich, ob tot oder lebendig.«
    »Was sollen wir tun?«, flüsterte Ella.
    »Wir beseitigen die Leiche, und dann machen wir uns aus dem Staub. Falls er jemandem erzählt haben sollte, wo er hinwollte, wird man nichts finden. Allerdings glaube ich, dass er es für sich behalten hat. Er war allein gekommen, um mich zu erledigen.«
    »Wer hat uns verraten?« Dieser Gedanke schien Adam noch nicht gekommen zu sein, denn er starrte Ella aus großen Augen an.
    Die Jardines?, dachte sie. Vielleicht war Naughtons Charakterstärke – falls er so etwas überhaupt besaß – der Höhe der Belohnung nicht gewachsen gewesen. Aber woher hätte er die genaue Lage des Verstecks kennen können? Nur drei Menschen wussten davon: Eddie, Maryanne und Paddy. Paddy kam nicht infrage, aber die anderen beiden? Eddie …
    Ellas Augen weiteten sich. Offenbar war Adam zu demselben Schluss gekommen.
    »Und ich habe Paddy losgeschickt, um Eddy zu holen«, raunte er. »Komm!«
    Er bückte sich, packte Moggs am Arm und begann zu zerren. »Hilf mir.«
    Als sie endlich verstand, was er meinte, schüttelte sie den Kopf.
    »Hilf mir!«, befahl er.
    Langsam stand Ella auf und ging zum Wall. Adam hielt inne, nahm ihre Hand und zog sie zu sich hinauf. Dann bückten sie sich gleichzeitig und griffen nach Moggs’ Armen. Er war schwerer, als Ella gedacht hatte. Sein Kopf hing schlaff herab, während sie ihn ins Gebüsch schleiften. Ella wurde wieder übel, doch da ihr Magen leer war, konnte sie nur noch würgen. Adam schwitzte. Sein Atem ging stoßweise, als er sich aufrichtete, um sich auszuruhen.
    Im nächsten Moment hörten sie Schritte, die sich rasch näherten.
    Für jemanden, der gerade noch krank das Bett gehütet hatte, bewegte sich Adam schnell wie der Blitz. Hastig wälzte er die Leiche in den Schatten einer Wildpflaume. Dann

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