Der Duft der roten Akazie
packte er Ella und warf sich mit ihr auf den Boden.
»Wo ist die Pistole?«, zischte er.
»Ich habe sie weggelegt.«
Er stützte sich auf die Hände, als wolle er loslaufen, um sie zu holen, aber es war zu spät. Eddie und Paddy erschienen auf dem Lagerplatz. Keuchend vor Anstrengung blieb Eddie stehen und sah sich in alle Richtungen um. »Wo sind sie?«, stieß er hervor, als Paddy ihn eingeholt hatte.
Stirnrunzelnd spähte Paddy in die Finsternis. »Gerade waren sie noch da«, flüsterte er. »Glaubst du, die Polypen haben sie mitgenommen?«
Eddie seufzte verzweifelt oder ärgerlich auf und machte einen Schritt auf die Zelte zu. »Adam!«, rief er. Seine Stimme hallte durch den Wald und brach sich in allen Richtungen. Die Eule schrie, wie um ihm zu antworten. Paddy bekreuzigte sich und murmelte etwas. Dann bemerkte er die Pistole.
»Schau, die hat dem Polypen gehört«, stieß er hervor.
Eddie bückte sich, hob die Waffe auf, drehte sie hin und her und schnupperte vorsichtig daran. »Sie ist nicht abgefeuert worden.« Langsam richtete er sich auf, blickte sich aufmerksam um und versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen.
»Adam!«, rief er noch einmal. »Ich weiß, dass du da irgendwo bist. Du traust mir nicht, richtig? Ist das der Grund? Inzwischen hattest du Zeit zum Nachdenken und glaubst, dass Paddy oder ich dir Moggs auf den Hals gehetzt haben.«
Ella beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Ihre Hände fühlten sich steif und schmutzig an, als hätte die Berührung mit Moggs’ Leiche sie besudelt. Am liebsten hätte sie sie gewaschen oder sie wie Paddy vorhin immer wieder an ihrem Hemd abgewischt.
»Ich habe seine Knarre, schau!«, verkündete Eddie und hielt die Pistole hoch. »Wenn du befürchtest, ich könnte damit auf dich schießen, irrst du dich. Hier.« Er reichte die Pistole Paddy, der sie sich in den Gürtel steckte. »Ich habe niemandem etwas verraten. Schließlich hast du Maryanne das Leben gerettet, und das heißt, dass ich dir meines schulde.« Er seufzte voller Scham. »Maryanne hat dich verpfiffen, Adam, als Moggs das letzte Mal bei uns war. Sie hat sich nach der Belohnung erkundigt und ihm schöne Augen gemacht, wie sie es immer tut. Wahrscheinlich wollte sie es ihm gar nicht erzählen. Sie wusste ja nicht, mit was für einem Schweinekerl sie es zu tun hatte.«
Er ließ die Schultern hängen und schüttelte bedrückt den Kopf. »Wahrscheinlich wollte sie es ihm gar nicht erzählen«, wiederholte er. »Aber offenbar hat er ihr angemerkt, dass sie im Bilde war, und ihr Angst gemacht. Er hat gedroht, ihr oder mir etwas anzutun. Deshalb musste sie reden.« Er hielt inne. »Ich habe es gerade erst erfahren. Als Paddy aufkreuzte, hat sie zu weinen angefangen und mir alles gebeichtet. Mir war schon aufgefallen, dass sie sich in letzter Zeit so merkwürdig benimmt, doch ich dachte, dass sie wieder unruhig wird … dass es an einem anderen Kerl liegt.« Bei den letzten Worten brach ihm die Stimme.
Ella bekam Mitleid mit ihm und hatte gleichzeitig eine schreckliche Wut auf die verräterische Maryanne. Adam rappelte sich mit einem lauten Seufzer auf. »Gut«, sagte er, worauf Eddie sich in seine Richtung umdrehte. In seinem Gesicht war eine solche Erleichterung zu erkennen, dass Ella nicht mehr an seiner Unschuld zweifeln konnte. »Also, Eddie, wir haben hier einen toten Polizisten, den wir verstecken müssen.«
Eddies blasses Gesicht wurde noch bleicher, aber er schluck-te seine Angst hinunter und nickte. »Ich bitte Hans, die gesattelten Pferde herzuschaffen«, erwiderte er. »Wir können sie benutzen, um die Leiche zu einer der verlassenen Gruben zu bringen. Nicht nach Paddy’s Gully, das ist zu nah. Keine Sorge, Adam, ich verhelfe ihm zu einer würdigen letzten Ruhestätte.«
Adam ging zum Rand des Walls, wo Moggs noch vor Kurzem gestanden hatte. Langsam richtete Ella sich auf und folgte ihm. »Wir müssen noch heute Nacht weg«, meinte Adam. »Moggs könnte jemandem gesagt haben, wo er hinwollte. Oder Maryanne.«
Wieder verzog Eddie beschämt das Gesicht und wich Adams Blick aus. »Ich verlasse sie«, erwiderte er. »Gott steh mir bei, aber diesmal verlasse ich sie.« Doch seine Stimme zitterte trotz aller Entschlossenheit, sodass niemand ihm wirklich glaubte.
Nachdem Hans mit den Pferden erschienen war, wickelten sie die Leiche in eine Decke. Ella und Paddy blieben zurück. Das Letzte, was sie von dem »Gentleman« Lieutenant Moggs sah, waren seine blitzblanken Stiefel, die unter der
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