Der Duft der roten Akazie
Blitz.
»Und, Gold gefunden, Paddy?«, rief Adam beim Anblick des kleinen Mannes.
Paddy schüttelte den Kopf und bedachte Adam mit einem schlauen Blick. »Hier gibt es kein Gold«, stellte er sachlich fest.
»Wenn du das behauptest.«
Paddy machte ein Gesicht, als wolle er lächeln, könne es aber nicht zulassen. »Geht es dir besser?«, erkundigte er sich, legte Spitzhacke und Schaufel weg und musterte Adam aus schwarzen Augen.
Grinsend klopfte Adam sich auf die Seite. »Allmählich fühle ich mich wieder wie ein Mensch. Eddie will uns morgen früh die Pferde bringen, damit wir aufbrechen können.« Er zögerte und lächelte freundlich. »Du warst sehr nett zu uns, Paddy. Können wir uns irgendwie erkenntlich zeigen?«
Der kleine Mann wirkte überrascht und verlegen. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe alles, was ich brauche. Danke. Eddie versorgt mich mit den neuesten Nachrichten von den Goldfeldern, und außerdem habe ich meine Arbeit. Alles soll bereit sein, wenn Mikey kommt. Kannst du ihm ausrichten, dass ich auf ihn warte, falls du ihn triffst?«
Adam nickte feierlich. »Das tun wir, Paddy.«
Beim Abendessen lauschten sie den Geräuschen der Nacht. Eine Schleiereule stieß ihren unheimlichen Ruf aus und verfolgte mit rauschenden Schwingen ein kleines Beutetier. Paddy saß da, trank Brandy aus einer Flasche und starrte ins Feuer. Adam schloss die Augen und lehnte den Kopf an den Felsen, während Ella, die sich dicht neben ihm niedergelassen hatte, an den morgigen Tag dachte.
»Was hast du vor, wenn wir in Sydney sind?«, fragte sie ihn leise. Sie wollte zwar die friedliche Stille nicht stören, musste es aber wissen.
Adam lächelte, die Augen noch immer geschlossen. »Ich wünschte, meine Ma wäre noch am Leben. Dann würde ich zu ihr gehen und an ihre Tür klopfen, und sie würde mich anschauen und so tun, als wäre es ihr gleichgültig, ob ich zu Hause bin oder nicht. Aber ich würde die Tränen in ihren Augen bemerken. Dann würde ich dich am Arm nehmen und sagen: ›Das ist meine Frau.‹«
»Das würdest du wirklich?«, murmelte Ella lächelnd. »Und was hätte sie geantwortet?«
Sein Grinsen wurde breiter. »Sie hätte dich von Kopf bis Fuß angeschaut und gesagt: ›Die ist nichts für dich, Adam. Ihre Hände sind zu weich und ihre Ärmchen viel zu mager … Sie wird es nie schaffen, Brennholz für dich zu hacken oder dir Kinder zu schenken!‹«
Als Ella spielerisch nach ihm ausholte, packte er sie an den Handgelenken. Sie spürte, dass seine Kräfte zurückkehrten und dass er sie zügelte, um ihr nicht wehzutun. Lächelnd beugte er sich über sie und flüsterte: »Aber ich hätte ihr in die Augen gesehen und geantwortet: ›Das ist mir gleichgültig, Ma. Denn sie ist genau die Richtige für mich.‹«
Ella spürte, dass ihr Inneres schmolz wie Butter in einer Bratpfanne. Wie konnte er nur eine solche Wirkung auf sie ausüben? Welche Macht besaß er, die anderen Männern fehlte? Im nächsten Moment beugte Adam sich über sie, presste die Lippen auf ihre und küsste sie gleichzeitig sanft und leidenschaftlich.
»Ahem«, räusperte Paddy sich taktvoll. »Ich denke, ich gehe zu Bett.« Er schloss die Zeltklappe fest hinter sich.
Adam zog eine Augenbraue hoch. »Es ist genau wie bei Kitty«, merkte er an.
Der Gedanke an Kitty ernüchterte sie beide. »Wo mögen die beiden wohl sein?«, fragte Ella. »Glaubst du, sie sind in Sicherheit?«
»Bestimmt. Sonst hätten wir schon etwas Gegenteiliges gehört. David und Kitty werden es schaffen. Sie wird ihn herumkommandieren, und er wird sie auf Händen tragen.«
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und steckte eine abtrünnige Strähne zurück in den Zopf. »Ich mochte Kitty«, fügte er leise hinzu. »Sie war es wert, vor Nancy Ure gerettet zu werden. Aber ich habe sie nicht geliebt.«
»Nein?«, hänselte ihn Ella.
Grinsend zog er sie an sich und zuckte nur leicht zusammen, als sie seine Rippen berührte. »Du warst es, die mich unbedingt mit ihr verkuppeln wollte, Liebling. Ich hatte meine liebe Not, sie mir vom Hals zu halten.«
»Ach wirklich?«
Er küsste sie und glitt mit den Lippen über ihre Wange bis zu ihrem Mund. Eigentlich wollte sie ihn wegschieben, aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Erwartungsvoll öffnete sie die Lippen und schloss die Augen.
Er bewegte sich nicht. Ella spürte, wie seine Atemzüge auf ihrer Haut schneller wurden, und öffnete die Augen wieder. Er blickte über sie, das Feuer und Paddys Zelt hinweg in die
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