Der Duft der roten Akazie
bedeutet. Ich war der Bastard einer ehemaligen Strafgefangenen, ein Niemand.«
Das erklärte die Verbitterung, die sie so oft bei ihm spürte. Und auch seinen verbissenen Ehrgeiz, Ollie McLeod auszustechen.
»Ist Eben im Bilde?«, fragte Ella schließlich.
Adam schüttelte den Kopf. »Eben glaubt das, was unsere Ma uns in unserer Kindheit erzählt hat. Ich war ein erwachsener Mann, als sie es mir anvertraute.«
»Warum nicht schon früher?«
»Sie sagte, ich sei nicht Ollies einziges uneheliches Kind. Da er nie eines anerkannt hat, hielt sie es für besser, dass ich es nicht wusste, damit ich keine Ansprüche an ihn stelle. Ich sollte es aus eigener Kraft zu etwas bringen. Ollie hat schließlich auch ganz unten angefangen, und sie hat mir zugetraut, dass ich es ebenfalls schaffe.«
»Ist Harvey informiert?«
Adam zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hat er sich seinen Teil gedacht. Er und meine Ma waren früher eng befreundet.«
»Du bist Oliver McLeods Sohn.« Der Sohn eines der mächtigsten Männer in Sydney. Obwohl Adam seinen Vater hasste, träumte er sicher manchmal von den Möglichkeiten, die ihm eine Anerkennung der Vaterschaft eröffnet hätte. Ella selbst hatte sich bereits die Frage gestellt, was wohl aus Adam geworden wäre, hätte er über Bildung und Verbindungen verfügt. Er hätte sich bestimmt anders entwickelt. Aber hätte sie ihn dann so geliebt?
»Inzwischen denke ich nicht mehr so viel darüber nach«, fuhr Adam leise fort. »Als ich nach Kalifornien fuhr, hat mich nichts anderes beschäftigt. Ich wollte als reicher Mann zurückkommen, mich vor Ollie hinstellen und sagen: ›Schau, ich brauche dich nicht mehr.‹ Doch nach ein paar Tagen im hüfttiefen, eiskalten Wasser war mir klar, dass ich nur Erfolg haben würde, wenn ich es für mich selbst tue, nicht wegen Ollie.«
Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.«
»Ich dachte, ich hätte dich gefunden«, flüsterte er und zog sie in seine Arme.
Das einzige andere wichtige Ereignis während ihres Aufenthalts auf der Tea-Tree-Farm hing mit der Flasche zusammen, die Paddy Ella gegeben hatte. Sie hatte sie unten in ihren Rucksack gesteckt und völlig vergessen. Nun zeigte sie sie Adam. »Wir werden Mikey nie treffen, um sie ihm auszuhändigen«, meinte sie ein wenig schuldbewusst. »Ich hätte sie nicht annehmen dürfen.«
»Hat er nicht gesagt, du könntest sie behalten, falls Mikey sie nicht will?«, entgegnete Adam. »Vielleicht wollte er sie in Wirklichkeit dir schenken.«
»Warum hätte er das tun sollen?«
Adam bedachte sie mit einem schiefen Grinsen, griff nach der Flasche und wog sie nachdenklich in den Händen. Sie war dunkel und nicht durchsichtig. Der alte Korken steckte so fest, dass er sich eine Weile abmühen musste, um ihn zu entfernen. Dann hielt er die Flasche schräg über seine Handfläche.
Der Goldstaub rann wie Nektar heraus und füllte verführerisch schimmernd seine Hand. Ella fehlten die Worte.
»Sie war von Anfang an für dich bestimmt, Liebling«, murmelte Adam. »Er wollte nur nicht, dass die anderen Verdacht schöpfen. Keine Ahnung, ob Paddy eine Grube hat, aber irgendwo muss er Gold geschürft haben.«
»Ich habe mich nie bei ihm bedankt«, sagte sie. »Ich hätte netter zu ihm sein sollen.« Paddy war so großzügig gewesen, und sie hatte ihm zu wenig zurückgegeben.
Doch Adam hörte ihr gar nicht zu. »Das reicht, damit wir beide einen Anfang machen können, Ella. Mehr brauchen wir nicht, nur einen Anfang.«
25
B einahe wäre sie gestorben.
Der Tod hatte mit eisigen Fingern ihre Wange gestreift. Aber er hatte sie nicht mitgenommen. Aus unerklärlichen Gründen war sie verschont geblieben. Und nun lag sie in ihrem weichen Bett im stillen Krankenzimmer.
Es war ganz plötzlich geschehen. Gerade noch hatte sie ein Kind erwartet, und dann … Blut und Schmerzen. Jetzt ruhte sie in ihrem weichen Bett und war leer.
Catherine saß bei ihr und streichelte ihr Haar, als sei sie ein kleines Mädchen. »Du kannst andere Kinder bekommen.«
Doch Ella fragte sich, ob sie das noch einmal würde ertragen können. Ihr Mann hatte sie geheiratet, damit sie ihm einen Erben gebar, und sie hatte versagt. Er hatte sie nie geliebt.
»Ganz ruhig, Liebes«, murmelte Catherine.
Und sie hatte sich an diese warme, liebevolle Stimme geklammert wie an ein Rettungstau.
In Melbourne herrschte ein geschäftiges Treiben, wie Ella es sich nie vorgestellt hätte. Der
Weitere Kostenlose Bücher