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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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ihr blasses Gesicht. »Du siehst müde aus. Ich besorge uns zuerst ein Zimmer. Dann komme ich zurück.« Er zwinkerte ihr zu. »Um Pferde zu verkaufen, muss man ziemlich gerissen sein.«
    Ella betrachtete ihn zweifelnd. »Es ist doch sicher nicht leicht, ein Zimmer zu finden.«
    Adam grinste, zufrieden mit sich selbst. »Ich habe gerade von einem erfahren, das frei ist.«
    Der Gasthof war ganz in der Nähe in der Bourke Street. Der Wirt wandte sich von seinen grölenden Gästen ab und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Sein geschulter Blick verriet ihm sofort, dass sie von den Goldfeldern kamen.
    »Ein Zimmer? Nun, da haben Sie Glück, meine Herren. Zufällig habe ich eines frei.«
    Verdattert starrte Ella Adam an. Doch der lächelte nur. Der Wirt suchte den Schlüssel heraus und verkündete stolz, seine Frau habe soeben für diese Woche die Wäsche gewechselt.
    »Sie wechseln die Wäsche nur einmal pro Woche?«, flüsterte Ella Adam entsetzt zu.
    »Vermutlich nur einmal im Monat«, entgegnete er. »Der will uns auf den Arm nehmen.«
    Sie stiegen die knarzende Treppe hinauf, die so schmal war, dass sie hintereinander gehen mussten. »Ich dachte, du hättest gesagt, dass alle Zimmer belegt sind«, meinte Ella zu Adam, als sie oben angekommen waren.
    Er setzte seine typische Unschuldsmiene auf. »Normalerweise stimmt das auch. Allerdings braucht der Mann, der dieses Zimmer gemietet hat, es nicht mehr.«
    »Er braucht es nicht mehr?« Ellas Verwunderung wuchs. Außerdem gefiel ihr das Glitzern in Adams Augen nicht. »Warum?«
    »Nun, er ist gestorben.«
    »Du meinst dort, in unserem Bett?«, rief sie aus.
    »Richtig. Letzte Nacht. Sie haben ihn erst heute Vormittag gefunden. Keine Verletzung, und er war keinen Tag im Leben krank gewesen. Einer der Männer, mit denen ich auf dem Pferdemarkt gesprochen habe, war sein Freund. Er sagte, das Zimmer sei sicher noch nicht weitervermietet. Die Leute schliefen nicht gern im Bett eines Toten.«
    »Das wundert mich nicht.« Ella schüttelte sich. »Deshalb also hat der Wirt eigens betont, er hätte die Bettwäsche gewechselt!«
    »Hätte ich ablehnen sollen?« Er beobachtete sie, bereit kehrtzumachen, falls sie es so wollte.
    Seufzend schüttelte Ella den Kopf. Alles war besser, als auf der Straße zu übernachten. Sogar das Bett eines Toten. Sie sagte sich, dass er sicher ein anständiger Mensch gewesen war, der nur das Pech gehabt hatte … zu sterben. Sie schluckte. »Hoffentlich war er ein netter Mann«, murmelte sie und sah Adam finster an, als dieser lachte.
    Das Zimmer war zwar klein, aber mit einem einigermaßen breiten Bett, einem Waschtisch und einem Stuhl ausgestattet. Ein schmales Fenster ging zur Bourke Street hinaus. Ella konnte den Mast auf dem Flagstaff Hill sehen, wo flatternde Wimpel anzeigten, welche Schiffe gerade im Hafen lagen.
    »Kommst du allein zurecht?« Adam stand schon in der Tür.
    Ella warf einen Blick auf das Bett, das einen völlig harmlosen Eindruck machte. Keine Abdrücke von Körpern auf der Matratze, keine verdächtigen Flecken auf der Überdecke. Wahrscheinlich handelte es sich um das sauberste Zimmer im ganzen Gasthof. »Ja, natürlich.«
    »Ich lade unsere Sachen ab und lasse sie von jemandem nach oben bringen. Vielleicht kann ich das Zelt und einige andere Dinge, die wir nicht mehr brauchen, verkaufen.«
    »Könntest du den Wirt bitten, mir heißes Wasser aufs Zimmer zu schicken? Ich würde mich gerne waschen.«
    »Ich dachte, du liebst kaltes Wasser – je kälter, desto besser.«
    Ella bekam Schmetterlinge im Bauch. »Du bleibst doch nicht lange fort, oder?«, fragte sie leise.
    Das spöttische Funkeln in seinen Augen wurde von einem zärtlichen Ausdruck abgelöst. »Darauf kannst du dich verlassen«, erwiderte er mit Nachdruck und schloss die Tür.
    Das heiße Wasser wurde prompt geliefert. Ella wusch sich gründlich, bürstete sich Staub und Schmutz aus den Haaren und schüttelte ihre Kleider aus, bis sie so sauber wie möglich waren. Sie war versucht, sich ins Bett zu legen und dort auf Adam zu warten. Obwohl sie die Eindeutigkeit dieser Geste erröten ließ, hätte sie es wohl getan, wenn nicht gerade erst ein Mann dort gestorben wäre. Vielleicht würde sie es vergessen können, wenn Adam zurück war. Doch nicht jetzt.
    Die Geräusche aus dem Gasthof wehten zu ihr herauf. Hin und wieder preschte ein Pferd im wilden Galopp vorbei, wenn ein Kaufinteressent vom Pferdemarkt einen Proberitt unternahm.
    Es war bereits Abend, und kalter

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