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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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allerdings den Blick nicht von Eben abwenden.
    »Wie heißt die Dame?« Ihre Stimme klang wie die einer Fremden.
    Eben hakte die Finger in den Gürtel und wippte entspannt auf den Absätzen. Doch Ella kannte diese Geste von Adam und wusste deshalb, dass sie nur gespielt war. Eben war alles andere als gelassen.
    »Es soll eine Mrs McLeod sein. Eleanor McLeod.« Er grinste. »Und weißt du, was das Komischste ist, Adams Ehefrau? Sie sieht genau so aus wie du.«
    Inzwischen hatte das Gefühl der Lähmung ihren gesamten Körper ergriffen, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte. »McLeod?«, hörte sie Adams harte Stimme wie aus weiter Ferne.
    Lachend drehte Eben sich zu ihm um. »So ist es, kleiner Bruder. Ollie McLeod! Das ist Ollie McLeods Frau. Er ist ein sehr einflussreicher Mann. Überleg dir einmal, was er bezahlen wird, wenn er seine Frau wohlbehalten und ohne Aufsehen zurückbekommt.«
    Er beobachtete Adam eindringlich, was dieser sehr wohl wusste. Er schwieg.
    »Als Nancy und ich das hörten«, fuhr Eben fort, »sind wir wieder umgekehrt, um dich zu suchen, mein Junge. Und deine Frau.«
    »Du weißt nicht sicher, ob ich es bin«, rief Ella aus. Doch ihre Stimme bebte, und in ihr drehte sich ein dunkler Wirbel immer weiter. Mrs McLeod. Mrs Ollie McLeod. Eleanor McLeod. Kein Wunder, dass sie den Namen so schön fand, den Adam ihr gegeben hatte. Er ähnelte ihrem wirklichen.
    Im nächsten Moment fiel ihr etwas ein, das sie kaum zu denken wagte: Ich bin die Frau von Adams Vater.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. Ihr wurde übel. »Oh Gott«, flüsterte sie. Adams Hand legte sich auf ihre Schulter, und sie versuchte, sich auf das Gefühl zu konzentrieren, so als wäre sie Maryanne, die in der Grube versank, während er sie zu retten versuchte.
    Eben lachte auf. »Wir wissen, dass du es bist«, antwortete er. »Auch wenn du dich nicht erinnern kannst. Nancy hat mir erzählt, du littest an Gedächtnisschwund. Adams Frau? Nein, du bist nicht Adams Frau, sondern die von Ollie McLeod.«
    »Möglicherweise sieht sie dieser Eleanor nur ähnlich«, wandte Adam ein, und in seinem Tonfall schwang eine Verzweiflung mit, die sie noch nie bei ihm gehört hatte.
    Eben seufzte auf. »Spitz die Ohren, Adam. Natürlich kenne ich die Geschichte deiner Frau nur so, wie Nancy sie mir geschildert hat. Kann sein, dass ich mich irre, aber wir wissen Folgendes.« Er zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Deine Frau ist von Süden her in Richtung Bendigo geritten. Mrs McLeod wollte von Lochlyn am Campaspe River, was nördlich von Bendigo ist, nach Süden. Deine Frau hatte einen Diener namens Ned. Mrs McLeod hatte einen Diener namens Ned. Deine Frau hatte einen roten Mantel an. Mrs McLeod trug einen roten Mantel, als sie fortlief. Deine Frau ritt auf einer grauen Stute. Mrs McLeod ritt auf einer grauen Stute.« Er war am Ende seiner Auflistung angelangt. »Für mich klingt es sehr wahrscheinlich, Bruderherz.«
    Adam schwieg noch immer, doch dass seine Hand weiter besitzergreifend auf Ellas nackter Schulter lag, sprach Bände.
    »Ich weiß, dass es ein Schlag für dich ist«, fuhr Eben voller Anteilnahme fort. »Ich wäre ziemlich sauer, wenn ich rauskriegen würde, dass meine Frau bereits einem anderen gehört. Und sie ist wirklich reizend.« Er seufzte wieder.
    Noch nie hatte ein Mensch Ella so angewidert. Er spielte Mitgefühl vor, obwohl es ihm völlig gleichgültig war. Sie musste die Frage stellen, auch wenn sie die Antwort schon kannte. »Was wirst du tun?«
    »Was werden wir tun?«, ertönte eine Stimme von der Tür her.
    Erschrocken drehten sich alle um und schauten in Nancy Ures gehässige schwarze Augen. Wie Eben war sie elegant gekleidet und trug einen dunkelgrünen Wollrock und eine enge dunkelrote Jacke. Die rote Haube auf ihrem Kopf ließ sie fast keck wirken. Nur ihre Augen verrieten ihre wahre Natur.
    »Was werden wir wohl tun?«, wiederholte Nancy amüsiert. »Wir werden dich natürlich nach Hause zu deinem Mann bringen, meine Dame.«
    »Nein.«
    Ella und Adam stießen das Wort gleichzeitig hervor.
    »Aber, aber, Adam«, seufzte Nancy und kam, sich in den Hüften wiegend, auf ihn zu. »Du kannst mitmachen, wenn du willst. Wir sind keine Unmenschen, oder, Eben? Wir teilen die Belohnung mit dir. Warum willst du dir Ärger einhandeln? Schlampen wie die da gibt es wie Sand am Meer.«
    »Nein.« Seine Stimme war zwar leise, jedoch nachdrücklich.
    Nancy presste zornig die Lippen zusammen. Doch bevor sie ihrem

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