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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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dich erwischt, wird er das nachholen, was er an Seaton’s Lagune versäumt hat.
    Entschlossen kroch sie weiter. Staub rieselte von der Decke, sodass sie husten musste. Weitere Spinnweben verfingen sich in ihrem Haar. Der Boden des Gangs, der offenbar lange nicht benutzt worden war, fühlte sich schmutzig an. Offenbar war er nur für Insekten und anderes Getier, das die Dunkelheit liebte, ein Zuhause. Etwas Weiches huschte über ihre Finger. Es war lange Zeit niemand mehr hier gewesen.
    »Adam …«
    Er war dicht hinter ihr. »Sie sind im Haus«, flüsterte er. »Ich kann sie im Schankraum hören. Vielleicht denken sie, dass wir in der Falle sitzen, und haben deshalb keine Eile. Schnell, Liebling.«
    Sie konnte nichts sehen. Es war so dunkel, dass sie sich fühlte, als hätte sie die Augen geschlossen, obwohl sie weit offen waren. Im nächsten Moment stieß ihre tastende Hand gegen eine Barriere aus rauem, splittrigem Holz.
    Ihr Herz klopfte vor Angst.
    »Adam, der Gang ist zu Ende.«
    Aber er zerstreute ihre Befürchtungen. »Nein, nein, er ist nur verrammelt. Lass mich nach vorn. Ich mache uns den Weg frei.«
    Als er sich an ihr vorbeizwängte, wurde sie gegen die Wand des Gangs gedrückt. Sie spürte seinen Atem auf dem Gesicht und seinen Mund auf ihrem, heftig vor Leidenschaft, für die jetzt keine Zeit war. Dann hörte sie, wie seine Hände an den Brettern zerrten und dagegendrückten.
    »Uff, offenbar ist er schon seit einiger Zeit dicht«, seufzte er schließlich. »Ich werde versuchen müssen, die Bretter einzutreten. Das wird ein wenig Lärm machen und ihnen verraten, was wir vorhaben. Wir wollen hoffen, dass ich nicht zu lange brauche.«
    Kurz schwiegen beide und lauschten. Das Klopfen an der Vordertür hatte aufgehört. Schritte hallten durch den Raum nebenan. Jacko hatte die Stimme erhoben, doch er klang eher prahlerisch als verärgert. Er wusste sicher über den Geheimgang Bescheid. Vielleicht wollte er ihnen einen Vorsprung verschaffen.
    »Bist du bereit?« Adam klang, als bisse er die Zähne zusammen. Sie spürte, wie er sich auf den Rücken legte, die Beine anwinkelte und die Sohlen seiner Stiefel gegen das Holz stemmte.
    »Adam?«, stieß sie hervor, als sie bemerkte, dass er anfangen wollte.
    Er tastete nach ihrer Hand. »Was ist?«
    »Es ist mir wieder eingefallen.«
    Sie hörte ihn leise aufstöhnen. »Heißt das, dass du mit ihm nach Hause gehen willst?«, fragte er bemüht gelassen. »Ist es das?«
    Sie liebte ihn umso mehr dafür, was er für sie zu tun bereit war. Doch grauenhafte Erinnerungen stiegen in ihr hoch und ließen keinem anderen Gefühl Raum. »Nein. Es waren Ollie McLeods Männer, die Ned und mich an Seaton’s Lagune überfallen haben. Er will meinen Tod.«
    »Dann ist es wohl das Beste, wenn wir so schnell wie möglich verschwinden«, erwiderte Adam mit harter Stimme, zog die Beine an und trat mit aller Kraft zu.
    In dem engen Raum war der Lärm ohrenbetäubend. Bebend hielt Ella sich die Ohren zu, als der Schall sich an den Wänden brach, und fragte sich, ob wohl das Dach einstürzen würde. Währenddessen trat Adam immer wieder schnell und heftig zu.
    Holz splitterte, und plötzlich fiel ein Lichtstrahl herein, in dem Staubwolken tanzten. Adam suchte nach der schwächsten Stelle und holte noch einmal mit dem Fuß aus. Erneut gab das Holz nach.
    Rasche Schritte klapperten über den Boden von Jackos Zimmer. »Dort!«, rief jemand. Als Ella sich ängstlich umblickte, sah sie, dass jemand in den Kamin hineinleuchtete. Noch ein Stück weiter, und sie und Adam würden für jeden, der auf sie schießen wollte, deutlich sichtbare Zielscheiben sein.
    Doch Adam kroch bereits durch die Öffnung. Er streckte die Hand nach Ella aus und zog sie hinter sich her. Ihr Rock blieb an einem Holzsplitter hängen. Panisch zerrte sie daran und hörte, wie der Stoff riss, als sie sich hastig aufrappelte.
    Draußen gab es zwar keine künstliche Beleuchtung, aber die Nacht war sternenklar und erschien Ella nach dem finsteren Tunnel beinahe hell. In tiefen Zügen atmete sie die Nachtluft ein, die sie nach dem Schmutz im Shipwreck als frisch und salzig empfand. Vor ihnen erhob sich eine Steilwand, hinter ihnen die Mauer des Gasthofs. Dazwischen verlief ein schmaler Pfad, der gerade breit genug für eine Person war.
    »Nimm meine Hand!« Wieder streckte Adam die Hand nach ihr aus, und wieder griff Ella danach. Als er einen Schritt nach oben machte, bemerkte Ella die in den Fels gehauenen Stufen. Sie waren

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