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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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argwöhnisch. Langsam betrachtete sie seine breiten Schultern, das blonde Haar, seinen lächelnden Mund und die warmen, klugen Augen und erkannte, wie anziehend er war. Vielleicht verstand sie schon in diesem Moment, was sie zu ihr geführt hatte.
    »Mach die Tür zu«, wies sie das Dienstmädchen streng an. »Wir möchten nicht gestört werden. Hast du das verstanden, Letty?«
    Das Mädchen nickte gehorsam.
    Catherine ging voraus in eines der Zimmer, die von der Vorhalle abzweigten. Ella folgte ihr und blieb auf der Schwelle stehen. Hohe Fenster, die Bäume, die nun hinter dicken roten Vorhängen verborgen waren, der Spiegel mit dem geschwungenen vergoldeten Rahmen über dem Kamin. Es war alles so wie immer.
    Sprachlos drehte sich Ella zu Adam um, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie spürte, wie seine warmen Finger ihre Hand umfassten. Hinter ihnen schloss das Dienstmädchen die Tür.
    Catherine schenkte Brandy ein und sah sie lächelnd an. »Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass dir nichts zugestoßen ist, Eleanor.«
    Als sie Adam ein Glas hinhielt, trat er vor, um es entgegenzunehmen. Ihr Blick war beinahe feindselig. »Ich weiß, wer Sie sind«, stellte sie fest. »Sie sind doch der Sohn von Frances Hart, richtig? Ich kannte Frances damals gut. Wir haben zusammen im Shipwreck gearbeitet. Sie hat immer auf sich geachtet, doch die Armut kennt keine Gnade, nicht einmal mit Frauen wie Frances Hart. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich sehr bestürzt.«
    Adam lächelte sie träge an. Er wippte auf den Absätzen und wirkte völlig sorglos und entspannt. Allerdings wusste Ella, dass das nur Theater war, mit dem er und Eben ihre Nervosität überspielten.
    »Ja, ich bin der Sohn von Frances Hart.«
    »Sie konnte Geschichten erzählen, die einen wirklich mitgerissen haben«, murmelte Catherine seufzend. »Ich dachte, dass sie eine Hexe war, die alle in ihren Bann schlug.« Die hellen Augen verloren ihren träumerischen Ausdruck. »Sie haben für Ollie gearbeitet, oder?«
    »Im Laufe der Jahre war ich immer wieder einmal bei Ihrem Bruder beschäftigt und habe Sie gesehen, Miss McLeod. Ich erinnere mich an Sie.«
    Obwohl das wie eine Drohung klang, lächelte Catherine nur spöttisch.
    »Sie haben nicht nur für ihn gearbeitet, Adam. Sie sind einer seiner Bastarde. Ollie hat sich für gewöhnlich nie um sie gekümmert, doch er mochte Frances – mehr als die anderen.«
    Adams Augen schimmerten hart wie Granit. »Er mochte sie so sehr, dass sie bei ihrem Tod nur noch die Kleider besaß, die sie am Leibe trug, und in einer von ihren Söhnen gezimmerten Kiste beerdigt wurde. Ja, ich weiß, was es bedeutet, wenn Ollie McLeod jemanden gernhat, Miss McLeod.«
    Catherine lächelte weiter, als seien seine Worte an ihr abgeprallt. »Sie sind ihm ähnlich, das fand ich schon immer. Wenn ich beobachtete, wie Sie Ihre Botengänge machten, dachte ich immer: ›Wie Ollie in jungen Jahren!‹ Sie haben auch seine Zielstrebigkeit und Entschlossenheit. Er walzt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Und Sie sind genauso, richtig, Adam Hart?«
    Adam lachte zornig auf.
    »Ich frage mich nur, was Sie wollen«, fuhr Catherine fort. »Geld und Macht? Möchten Sie über das Leben anderer bestimmen so wie Ollie? Oder ist es etwas Einfacheres?« Ihr Blick wanderte zu Ella.
    Ella errötete, obwohl sie wusste, dass sie sich nichts anmerken lassen und nichts sagen durfte. Früher einmal war sie eine Meisterin darin gewesen, ihre Gefühle zu verbergen und die stolze Tochter des Großgrundbesitzers zu spielen. Doch diese Fassade war nach dem Mordversuch an Seaton’s Lagune niedergerissen worden. Dadurch, dass sie auf andere angewiesen gewesen war, um zu überleben. Und durch ihre Liebe zu Adam.
    Sie wollte die Vergangenheit nicht zurück. Eleanor McLeod war fort und würde nie wiederkehren.
    Catherine setzte sich. Über ihrem dunklen Haarschopf hing ein Gemälde, das Jagdhunde beim Zur-Strecke-Bringen eines verwundeten Hirschbocks zeigte. Es war ein grausames Bild. Ollie hatte es immer gefallen.
    Adam reichte Ella ein Glas Brandy. »Sprich mit ihr. Du hast gesagt, sie würde uns helfen. Mich mag sie nicht, aber für dich wird sie es tun. Sorge dafür!« Er wich zurück, und sie war allein und blickte in Catherine McLeods helle wissende Augen.
    »Ich war ja so in Angst, Liebes«, meinte Catherine leise, und ihre Stimme zitterte. »Warum bist du einfach von Lochlyn weggelaufen? Mir war klar, dass du unglücklich bist. Ich wusste es

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