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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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fragte Ella. Sie hatte das Gefühl, jeder auf der Straße merke ihnen an, dass sie auf der Flucht waren, und ihre Haut prickelte, da sie unsichtbare Augen im Rücken spürte.
    »Ich versuche, eine Schiffspassage für uns zu buchen.«
    Allerdings war der Hafen der erste Ort, wo Ollie McLeod nach ihnen suchen würde, wenn er sie in den Rocks nicht fand. Der Hafen war zu gefährlich, die Rocks waren zu gefährlich, Sydney war zu gefährlich. Ellas Gedanken überschlugen sich, während sie darüber nachgrübelte, wo sie unterschlüpfen konnten. Im nächsten Moment wurde sie ganz ruhig, denn ihr war eingefallen, wo sie in Sicherheit sein würden.
    Ella zog Adam am Arm, bis er endlich stehen blieb und sie verwirrt ansah.
    »Ich kenne jemanden, der uns helfen wird«, sagte sie. »Sie war – ist meine Freundin.«
    Adam zögerte zwar, aber sie spürte, dass er ratlos genug war, um das Risiko einzugehen.
    »Catherine McLeod«, fuhr sie fort. »Ollies Schwester. Sie wird uns unterstützen.«
    »Warum sollte sie das tun?«, fragte er.
    »Sie stand immer auf meiner Seite, und ich glaube, dass sie auch jetzt zu mir halten wird.«
    Adam schaute sich um, als rechne er jeden Augenblick damit, dass sich Ollie und seine Männer auf sie stürzen würden. »Wo wohnt sie?«, erkundigte er sich schließlich leise.
    »Ich zeige es dir«, erwiderte Ella.
    Verglichen mit Ollies Villa war das Haus bescheiden. Es hatte einen Blick auf den Hyde Park und stand in einem alten gutbürgerlichen Stadtviertel. Durch die Vorhänge schimmerte Licht und fiel auf die Bäume und Sträucher im Garten. Ella betrachtete die schmucklose georgianische Fassade. Sie wusste, dass sie bei Catherine immer willkommen wäre und dass diese ihr auch heute helfen würde. Catherine liebte Ollie zwar, doch sie hatte Eleanor ebenfalls ins Herz geschlossen. Sicher würde sie verstehen, dass es für Ella unmöglich, wenn nicht sogar lebensgefährlich war, zu Ollie zurückzukehren.
    Obwohl sich Adam dicht hinter ihr befand, berührte sie ihn nicht und drehte sich auch nicht zu ihm um. Allein und bebend stand sie auf der Schwelle einer gewaltigen Erkenntnis. Da war ihre Vergangenheit, und sie war im Begriff, sich ihr wieder zu stellen.
    Aber um welchen Preis?
    Der Türklopfer bestand aus polierter Bronze und war einer Distel nachempfunden. Ella legte die Hand darauf und sah Adam an. Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Sie wird uns helfen«, wiederholte Ella, doch sie klang nicht mehr so überzeugt wie zuvor.
    Adam tippte auf seinen Gürtel. »Ich habe eine Pistole«, meinte er. »Wenn mir die Sache komisch vorkommt, schieße ich uns den Weg frei.«
    Ella nickte, ein wenig beruhigt. Bisher hatte sie ihre Probleme selbst lösen müssen und sich nur hinter Kälte und Stolz verschanzen können. Nun hatte sie Adam. Er war stark und selbstbewusst und liebte sie genauso wie sie ihn. Sie betätigte den Türklopfer, und Schritte erklangen auf dem Marmorboden.
    Sie wusste, dass er aus Marmor war, und auch, was sie gleich zu Gesicht bekommen würde. Eine geschwungene Treppe, die an einem Buntglasfenster endete. Eine Reihe blank polierter, geschlossener Türen. Einen kleinen Tisch mit einer von Blumen überquellenden Vase, deren bunte Farben selbst das kälteste und einsamste Herz erwärmten.
    Die Tür öffnete sich.
    Das junge Mädchen war ordentlich gekleidet und hatte die Augen unter der weißen Haube vor Furcht weit aufgerissen. Sie hieß Letty. »Mrs McLeod!«, rief sie aus und erbleichte. Als sie Adam bemerkte, wirkte sie noch verängstigter.
    »Ich möchte Miss McLeod sprechen«, verkündete Ella mit befehlsgewohnter Stimme.
    »Miss McLeod? Aber …« Das Mädchen blickte sich um.
    Eine Frau stand in der Vorhalle. Sie trug ein graues Kleid, das den Marmorboden streifte. Ihr dunkles Haar war ordentlich aufgesteckt, ihr Gesicht gleichzeitig vertraut und faszinierend.
    »Eleanor?«
    Ella lief auf die Frau zu und stützte sie, damit sie nicht fiel. Catherine legte den Kopf auf Ellas Schulter und holte tief Luft. »Eleanor«, keuchte sie. »Wir dachten … Gott sei Dank, Gott sei Dank.« Allmählich fasste sie sich wieder, richtete sich mühsam auf und reckte das Kinn. Sie war größer als Ella und hatte eine majestätische Haltung. Dennoch zitterten ihre Lippen, als ihre hellen Augen Eleanor liebevoll musterten.
    »Können wir uns irgendwo unterhalten, Miss McLeod?«, unterbrach Adam mit leiser Stimme.
    Catherine betrachtete ihn, als nehme sie ihn jetzt erst wahr, und ihr Blick wurde

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