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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Als sie ihm wieder in die Augen schaute, lag ein neuer Ausdruck darin, dem sie lieber nicht auf den Grund gehen wollte.
    Ella wandte sich ab und fragte sich beklommen, ob er die Sehnsucht in ihrem Blick bemerkt hatte.
    »Es wird dunkel«, meinte Adam ruhig. »Wir können hier unser Lager aufschlagen und morgen weiterfahren.«
    Ella holte tief Luft und nickte. »Einverstanden. Ich koche das Abendessen.«
    »Nein.«
    Sie wirbelte herum. »Bitte, Adam. Ich weiß, wie man ein Stück Fleisch brät!«
    Er grinste. »Daran habe ich keinen Moment gezweifelt. Gleich da vorne habe ich einen Gasthof gesehen. Ich bin gespannt, was es dort zu essen gibt. Wolf kann den Karren bewachen.«
    Die Vorstellung, etwas anderes als Hammel und Brot in den Magen zu bekommen, war so verführerisch, dass Ella sofort einverstanden war.
    Der Gasthof entpuppte sich als Bretterhütte mit einem Dach aus Segeltuch. Rauch quoll aus dem Fass, das als Schornstein diente. Die Köchin war eine kleine, pummelige Frau mit einem breiten Lächeln, ihr Partner ein hünenhafter rothaariger Ire. Ella vermutete, dass die beiden nebenbei Alkohol ausschenkten, wie Adam ihr erklärt hatte. Doch das kümmerte sie nicht.
    Das Essen war heiß und sättigend – Eintopf und Klöße mit einem Plumpudding zum Nachtisch. Sie teilten die grob gezimmerten Bänke – laut Aussage des Wirts in fünf Minuten aus drei Baumstämmen zusammengenagelt – mit einigen anderen Reisenden. Obwohl der Rauch Ella in den Augen brann-te, fand sie es angenehm, eingezwängt zwischen Adam und der Wand, dazusitzen und den Gesprächen zu lauschen.
    Natürlich ging es wieder um Gold, und zwischen dem Iren und einem untersetzten Goldgräber aus Cornwall kam es zu einer hitzigen Debatte darüber, wie man am besten ein Loch aushob. Als heißer Grog die Runde machte, trank Ella nur einen kleinen Schluck, denn ihr sank vor Müdigkeit schon der Kopf auf die Brust. Sie spürte nur noch, dass Adam sie an seine Schulter zog. Dann nickte sie ein.
    Meine Zehen sind warm, war ihr letzter Gedanke. Seit vielen Tagen sind sie nicht mehr so warm gewesen.
    In Sydney war es stickig und schwül. Ein Schweißtropfen rann ihr die Wirbelsäule hinunter, und Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn. Sie übernachteten in einem Hotel in der George Street, das über einen gewaltigen Treppenaufgang verfügte. Ihr Zimmer war groß und hell. Ein Rosenstrauß verbreitete seinen Duft. Ihr Mann lief auf und ab, als könne er nicht atmen.
    »Ich habe dir etwas zu essen aufs Zimmer bestellt«, sagte er.
    »Du bleibst also nicht?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. Die Angst, die ihr inzwischen so vertraut war, pochte in ihrer Brust.
    Sein kalter Blick streifte sie. Dann wandte er sich ab, als fände sie keine Gnade vor seinen Augen. »Ich habe eine Verabredung.«
    »Wir sind doch gerade erst angekommen«, begann sie. Ihre Stimme klang sogar in ihren eigenen Augen kläglich.
    »Es gibt einiges zu erledigen«, entgegnete er. »Morgen stelle ich dich meiner Schwester vor. Vielleicht solltest du dich darauf vorbereiten.«
    »Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen«, erwiderte sie, was auch der Wahrheit entsprach. Sie hoffte, in der Schwester ihres Mannes eine Freundin zu finden.
    »Ich würde dir empfehlen, dich mit Catherine anzufreunden. Du kannst viel von ihr lernen.« Sein kalter Blick wurde warm.
    Sie seufzte erleichtert auf, weil es ihr gelungen war, etwas zu sagen, das ihm gefiel. Meistens schienen ihre Antworten ihn zu verärgern. Zu Hause hatte sie als ziemlich klug, wenn auch als abweisend gegolten. Wegen ihrer kühlen Art hatte sie nicht viele Freunde gehabt, weil die Menschen sie für hochmütig hielten. Aber es hatte sich nie jemand von ihr gelangweilt gefühlt. Niemand hatte gegähnt, während sie sprach, wie ihr Mann es tat. »Ich habe dich nicht wegen deiner Meinungen geheiratet, Frau. Beschränk dich auf deine Handarbeiten«, lauteten seine Worte.
    In diesem Moment war ihr klar geworden, wie oberflächlich er war. Oh, er war durchsetzungsfähig und gut aussehend und auch intelligent genug, um ein Vermögen zu verdienen. Doch er war außerdem engstirnig, eitel und rachsüchtig. Seine Vorstellungen von der Ehe hatten sich ebenfalls als unangenehme Überraschung entpuppt. Er genoss ihre Gesellschaft nicht und hatte keine Lust, seine Zeit mit ihr zu verbringen. Niemals berührte er sie zärtlich – ihr nächtliches Beisammensein war grob und zum Glück stets schnell ausgestanden. Seine Hände

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