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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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kneteten und drückten in der Dunkelheit ihren Körper, und er roch nach der Pfefferminze, die er kaute, um den Geruch seiner schlechten Zähne zu überdecken.
    Und jeden Monat stellte er ihr dieselbe Frage, die sie zu fürchten gelernt hatte: »Erwartest du ein Kind?«
    Sie musste stets verneinen, worauf seine Augen ärgerlich aufblitzten. Sie tat alles, um ihn zufriedenzustellen, weil ihr nichts anderes übrig blieb, aber es gelang ihr nur selten.
    »Bitte nicht«, flüsterte sie nun. Der Duft der Rosen stieg ihr zu Kopf, und sie hatte Tränen in den Augen. »Bitte geh nicht.«
    * * *
    »Wir müssen aber gehen.« Adams warmer, belustigter Tonfall sickerte in ihren verdorrten Traum ein wie Rum in einen Sandkuchen. Er blickte sie an, und der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Augen. Er war sehr nah.
    Ella blinzelte.
    »Wir müssen gehen«, wiederholte er.
    Sie setzte sich auf. Inzwischen war es still im Zelt, und es roch nach Qualm und eng zusammengedrängten Menschen. Jemand hatte sich wie ein kleines Tier unter einer Decke auf dem Boden zusammengerollt. Der Ire lehnte mit weit aufgerissenem Mund und schnarchend an der Wand.
    »Sie haben geschlafen.« Adams Atem roch süß nach Rum. Als er lächelte, waren seine Augen eigenartig glasig.
    »Da war ein Mann«, flüsterte Ella, in Gedanken noch immer bei ihrem Traum.
    Sie sah, wie sich seine Augen verengten.
    »Ich habe von einem Mann geträumt, meinem Ehemann. Ich …« Aber die Erinnerung verblasste, und obwohl sie die Fäuste ballte, um sie festzuhalten, entglitt sie ihr. »Es ist fort.«
    »Sie zittern ja«, sagte er leise. Er half ihr auf und legte den Arm um sie. Ihr wurde klar, dass er Halt im Moment nötiger hatte als sie.
    »Oh Adam«, schimpfte sie. »Wie soll ich Sie denn so zurück zum Lagerplatz schaffen?«
    »An der frischen Luft geht es mir gleich besser.« Er schwankte zwar ein wenig, als ihm die Nachtkälte entgegenschlug, doch sie schien ihn zu ernüchtern. Es war so eisig, dass Ella die Augen tränten.
    »Vielleicht hätten wir uns vor dem Feuer auf dem Boden zusammenrollen sollen wie dieser Goldgräber«, meinte sie mit klappernden Zähnen.
    »Zusammenrollen können wir uns auch ganz allein unter dem Karren.«
    Ella spürte, wie sie vor Furcht und Sehnsucht erstarrte, und es verschlug ihr die Sprache.
    »Nur so ein Gedanke«, fuhr er ruhig fort. »Muss am Rum liegen.«
    Sie fragte sich, was er wohl tun würde, wenn sie zustimmte, und begann bei der bloßen Vorstellung wieder zu zittern. Es durfte nicht sein.
    Vielleicht deutete er ihr Schweigen als Einverständnis, denn er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. Ella schnappte nach Luft, rannte los und stolperte durch die Dunkelheit. Vor sich sah sie den Schein ihres Feuers. Wolf lief ihr entgegen. Sie sank zu Boden, schlang die Arme um seinen warmen zappelnden Körper und brach in Tränen aus.
    Hinter sich hörte sie Adams Keuchen. »Ich bin ein kompletter Idiot«, murmelte er aufrichtig verzweifelt und strich ihr übers Haar. »Ich wollte Ihnen nichts Böses, Mrs Seaton. Ich schwöre, ich würde Ihnen nie wehtun. Nie würde ich Sie anrühren, wenn Sie es nicht wollen. Oh Gott, ich … nein, so habe ich es nicht gemeint.« Er verstummte und seufzte. Als er weitersprach, klang seine Stimme müde. »Gehen Sie schlafen. Wer weiß? Vielleicht erfahren Sie ja morgen, wer Sie sind, und ich …«
    »Und Sie haben die Belohnung in der Tasche«, ahmte sie ihn nach. Sie wischte sich die Wangen ab, dabei blieben Dreckschmierer zurück, und sie räusperte sich. »Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte, Adam. Sie haben sich die Belohnung ehrlich verdient.«
    Er half ihr auf und berührte dabei leicht und unpersönlich ihren Ellbogen. »Gute Nacht, Mrs Seaton«, sagte er leise.
    »Gute Nacht, Adam«, erwiderte sie in dem Tonfall, der sonst Dienstboten vorbehalten war, kroch unter ihre Decke und versuchte zu schlafen.

6
    Auf der Straße drängten sich die Goldgräber, und überall lagen ihre Hinterlassenschaften verstreut – zusammengebrochene Karren und weggeworfene Habe, die entweder zu schwer oder überflüssig geworden war. Da die meisten nach Norden wollten, um dort ein Vermögen zu verdienen, gab es nur wenig Gegenverkehr, der hauptsächlich aus leeren Ochsenkarren bestand. Als der erste Goldtransport von den Goldfeldern in Forest Creek heranpreschte, blieben alle stehen, um das Spektakel zu beobachten. Die Polizisten hielten die Säbel gezückt. An ihren Sätteln waren Säcke mit

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