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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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standen. Wasser spritzte zischend auf die Kohlen. Eine gewaltige Lammkeule, von der das Fett tropfte, briet an einem Spieß.
    Ella wurde flau. Adam hatte es offenbar gespürt, denn er hielt sie am Arm fest. Plötzlich flog die Tür auf, und zwei Frauen kamen herein. Ihre Schritte klangen auf dem Fußboden aus gestampfter Erde wie das ungeduldige Trommeln von Fingern.
    »Der Speisesaal ist auf der anderen Seite, wenn Sie so gut sein wollen«, rief die eine nach einem kurzen Blick auf das unordentliche Erscheinungsbild der Neuankömmlinge. »Und schaffen Sie den Köter hier raus!« Der zweite, ein wenig längere Blick galt Wolf. Die Frau war mager und hatte stahlgraues Haar, schwarze Augenbrauen und kühne schwarze Augen. Da sie ärgerlich die Lippen verzog, sah es aus, als schmollte sie.
    Adam rührte sich nicht von der Stelle. Die Frau hob den Kopf und musterte ihn argwöhnisch. »Sind Sie taub oder was?«, zeterte sie. Adam lachte. Langsam änderte sich die Miene der Frau und verwandelte sich in Erstaunen.
    »Adam!«, schrie sie so laut, dass Ella zusammenzuckte.
    »Hallo, Nancy«, erwiderte Adam gedehnt. Seine dunklen Augen schimmerten.
    Nancy lächelte so breit, dass es ihr fast das Gesicht zerriss.
    Die zweite Frau starrte die Neuankömmlinge aus großen blauen Augen neugierig an. Sie war jung und hübsch und fast noch ein Mädchen und hatte kastanienbraunes Haar und rosige Wangen. Adam zog einen Stuhl heran. »Hinsetzen«, raunte er Ella ins Ohr und schob sie darauf. In der Küche duftete es so köstlich, dass ihr das Wasser im Munde zusammenlief, und sie musste mehrere Male schlucken. An der Wand über dem Kamin hing ein ordentlich gerahmtes Schild mit der Aufschrift »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen«. Es schien vor ihren Augen leicht zu schwanken.
    »Du hast gesagt, ich soll vorbeikommen, wenn ich zurück bin«, meinte Adam zu Nancy Ure.
    Nancy wischte sich die sichtlich zitternden Hände an der Schürze ab. »Ja, aber ich habe nie damit gerechnet, dass du es tust.« Im nächsten Moment stürzte sie mit Tränen in den schwarzen Augen auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. »Oh Adam, es ist so schön, dich zu sehen!«
    Lachend erwiderte Adam die Umarmung und hob sie vom Boden hoch.
    »Puh, du stinkst!«, stieß Nancy hervor und schob ihn rasch weg. Dann stand sie da und musterte ihn ein wenig argwöhnisch. »Was hast du angestellt, Adam? Was bringt dich hierher?«
    Adam lehnte sich an den Rand des Kamins. Ella bemerkte, dass weder Nancys Bemerkung über seinen Körpergeruch noch der überschwängliche Empfang ihn aus der Fassung gebracht hatten. »Ich habe da und dort gearbeitet«, antwortete er grinsend. »Du weißt ja, wie es ist, Nancy. Ich hatte genug von Kalifornien. Also habe ich mir einen Karren, ein Pferd und einige Waren gekauft und will zu den Goldfeldern. Als ich gehört habe, dass du hier bist, dachte ich, ich könnte dich auf dem Weg nach Norden besuchen.«
    Nancy errötete vor Freude. »Ich habe geglaubt, du wärst wieder in Sydney.«
    Adam schüttelte den Kopf. »Das Schiff fuhr nach Melbourne. Und da das Gold hier so gut ist wie anderswo, habe ich beschlossen zu bleiben.«
    »Schön«, entgegnete sie. »Das freut mich aber.« Sie holte Luft, um sich wieder zu fassen. Endlich nahm sie Ella zur Kenntnis und sah sie unfreundlich an. Ihre mageren Züge verhärteten sich. »Und wer ist sie?«, zischte sie, wobei sie jedes Wort hervorstieß, als sei es ihr zu lästig, es auszusprechen. »Du hast dir doch nicht etwa eine Ehefrau zugelegt, Adam?«
    Adam lächelte unschuldig wie ein Kind. »Sie hatte sich verlaufen, Nancy. Ich habe sie aufgelesen. Kannst du sie für eine Nacht unterbringen? Sie braucht ein Bett und vielleicht einen Arzt, falls ihr hier so etwas habt.«
    Nancy bedachte Ella mit einem ziemlich misstrauischen Blick, den Ella kühl erwiderte, bis Adam ihr einen Rippenstoß versetzte. Also lächelte sie so reizend, wie sie es versprochen hatte.
    Allerdings war damit bei Nancy Ure kein Blumentopf zu gewinnen.
    »Wer sind Sie, Mädchen?«, fragte sie. »Ist sie ein bisschen dumm im Kopf?«, zischte sie Adam hämisch zu.
    »Sie heißt Seaton«, log Adam, ohne mit der Wimper zu zucken. »Mrs Ella Seaton.«
    Nancy lächelte Adam herablassend zu. »Ist sie auf den Mund gefallen?«
    Er lachte. »Natürlich nicht. Aber sie ist völlig erschöpft. Kannst du ihr für eine Nacht ein Bett geben, Nancy?«
    Mrs Ure zog die dunklen Brauen hoch, bis sie in ihrem grauen Haar verschwanden. »Das ist

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