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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Arzt«, meinte Mrs Ure. »Das müssen Sie uns schon verraten.«
    Doktor Rawlins nickte lächelnd und schien Mrs Ures Feindseligkeit gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. »Wenn Sie gestatten, Ma’am«, wandte er sich höflich an Ella und beugte sich vor, um ihr den Puls zu fühlen, ohne darauf zu achten, dass Wolf seine Stiefel beschnupperte. Er tastete sie ab und fragte sie, ob ihr dieses oder jenes Schmerzen bereitete. Alles war in bester Ordnung, bis er die Beule auf ihrem Kopf entdeckte, die er gründlich in Augenschein nahm. »Na, da haben Sie einen ziemlichen Schlag abgekriegt. Aber es heilt gut ab. Haben Sie Kopfschmerzen oder Sehstörungen? Nun, dann brauchen Sie einfach nur Ruhe und vielleicht abends ein Glas warme Milch mit Brandy.«
    Mrs Ure murmelte etwas über betrunkene Narren. Doch Doktor Rawlins sah Adam an, ohne auf sie zu achten. Offenbar war er der Ansicht, seine Pflicht getan zu haben, und wartete auf die Bezahlung. Ella ärgerte sich, dass sie so einfach abgewimmelt wurde, und fand endlich die Sprache wieder. »Ich habe mein Gedächtnis verloren.«
    Stirnrunzelnd zwirbelte der Arzt an seinem Schnurrbart herum. »Ja. Hm. Gedächtnisschwund. Das passiert öfter. Wenn Sie sich Ruhe gönnen, kehrt die Erinnerung wahrscheinlich von selbst zurück. Sie dürfen nur nicht grübeln. Damit machen Sie es bloß schlimmer. Also erholen Sie sich und denken Sie nicht daran. Dann ist es eines Tages plötzlich wieder da.«
    »Was, wenn es nie mehr zurückkehrt?«, erkundigte Ella sich ungehalten.
    »Hm. In diesem Fall müssen Sie eben das Beste daraus machen, Ma’am.«
    Ella starrte bedrückt auf ihre schmutzigen Schuhe. »Manche finden, dass Gedächtnisschwund eine gute Sache ist«, sagte Adam so leise, dass sie ihn kaum hören konnte.
    Mrs Ure und Doktor Rawlins lachten brüllend auf.
    »Und wer sind Sie, Sir?«, fragte der klein geratene Arzt mit einem neugierigen Funken in den blutunterlaufenen Augen.
    »Das ist Adam«, antwortete Mrs Ure an seiner statt. »Ein Freund.«
    »Aha.« Doktor Rawlins wippte auf den Absätzen. »Beabsichtigen Sie, lange in Sawpit Gully zu bleiben?«
    »Ich bin unterwegs nach Bendigo.«
    »So, so.« Der Arzt nickte weise. »Ich habe gehört, dass dort viel Gold zu finden ist. Kaum vorzustellen, dass es in dieser Gegend vor nur einem Jahr nichts als Gestrüpp und Kängurus gab.«
    »Aber du bleibst doch noch einen Tag, Adam?«, unterbrach Mrs Ure. Im nächsten Moment bemerkte sie ihren flehenden Tonfall und fügte mit schneidender Stimme hinzu: »Nicht, dass mich das interessieren würde. Schließlich habe ich genug zu tun. Sind Sie fertig?«, wandte sie sich an Doktor Rawlins.
    Der Arzt nickte. »In der Tat, Mrs Ure. Ich werde für Sie ein Tonikum mischen, junge Frau. Sie können es morgen früh bei mir abholen.«
    Adam seufzte. »Gut, meinetwegen. Was ist es? Wasser mit Farbstoff?«
    Offenbar wusste Doktor Rawlins nicht, ob es sich um eine Beleidigung oder eine ernst gemeinte Frage handelte. »Wasser mit Farbstoff? Oh! Oh, hm.« Endlich verabschiedete er sich mit einem steifen Lächeln.
    Ella war zu müde, um sich weiter an dem Gespräch zu beteiligen. Außerdem kam ihr alles viel zu kompliziert vor, und die Wärme in der Küche forderte ihren Tribut. Der Stuhl schien zu schwanken wie ein Boot auf stürmischer See. Ihre Umgebung verschwamm zu bunten Farbklecksen und Wortfetzen, sodass sie sich völlig durcheinander fühlte und die Augen schloss.
    »Ich hole uns etwas zu trinken. Sicher bist du am Verdursten, Adam.« Mrs Ure schob sich an Ella vorbei. Der Lärm aus dem Schankraum traf sie wie ein Schlag, als sich die Tür öffnete. Sie spürte, dass Kitty, das hübsche Mädchen, näher kam. Der Geruch nach Hammeleintopf mischte sich mit einem süßen Duft.
    »Hast du eine Frau, Adam?«, fragte Kitty leise. Trotz ihrer Jugend schien sie keine Scheu zu kennen.
    Schweigen entstand.
    »Schon gut«, fügte Kitty abschätzig hinzu. »Die ist zu weggetreten, um uns zu hören. Und, hast du eine?«
    »Nein«, erwiderte Adam leise.
    Kitty bewegte sich wieder. Ella nahm das Rascheln ihrer Röcke wahr. »Du kannst dir die Mühe sparen, dich nach einer umzuschauen. Falls du einsam sein solltest, komm in mein Zimmer. Ein Shilling und sechs Pence, einverstanden?«
    Das träumerische Gefühl verflog, und Ella erstarrte. Das fröhlich knisternde Kaminfeuer hinter ihr wollte so gar nicht zu dieser Szene passen. Unfähig, sich zu rühren, wartete sie auf Adams Antwort.
    »Ein gutes Angebot«, meinte

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