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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Zopf.
    Die Kopfhaut schmerzte immer noch, als sie ans Fenster trat und auf den kleinen, morastigen Hof hinunterschaute. Bis auf einen struppigen Hahn, der am Rand eines Pferdetrogs kauerte, schien er verlassen. Zumindest weiß der Vogel, wo er hingehört, dachte sie spöttisch. Ich muss meinen Platz erst noch finden.
    Vor Ellas Zimmer befand sich ein kurzer, schmaler Flur. Neben ihrer Tür und am Ende des Ganges waren weitere Türen. Ohne nachzudenken, stupste sie mit den Fingerspitzen leicht gegen die Nachbartür, und sie öffnete sich. Es war ebenfalls ein Schlafzimmer, das sich allerdings sehr von ihrem unterschied. Das Bett war größer und mit einer hübschen weiß und rosa gemusterten Überdecke ausgestattet. Ein Waschtisch mit elegant geschwungenen Beinen beherbergte ein blitzblankes Waschbecken und einen Krug. An einer Stange in der Ecke hingen viele Kleider aus üppigen Stoffen, die von Spitzen und Borten strotzten. Ein reich verziertes Nachthemd und ein Morgenmantel lagen auf einem mit Brokat bezogenen Sessel.
    Ella war überzeugt, dass dieses Zimmer von einer wohlhabendenden Frau bewohnt wurde. Gleichzeitig erschien es ihr unvorstellbar, dass eine solche Person in diesem Gasthof wohnte. Wessen Zimmer war es? Im nächsten Moment waren all diese Fragen vergessen, denn sie war nicht allein, sodass ihr das Herz bis zum Halse klopfte.
    Am Fenster stand eine Gestalt und erwiderte ihren Blick.
    Es war eine blonde Frau mit blauen Augen und heller Haut. Ihre Lippen waren leicht geöffnet. Etwas an ihrer Körperhaltung verriet Ella, dass die Frau ebenso erschrocken war wie sie selbst. Auch sie rührte sich nicht, und die Falten ihres dunkelblauen Kleides wogten, als wolle sie jeden Moment die Flucht ergreifen.
    Ella atmete erleichtert auf, als sie erkannte, was wirklich gespielt wurde. Sie hatte ihr eigenes Spiegelbild vor sich. Die Frau war sie selbst.
    Sie sackte gegen den Türrahmen. Die Erleichterung ließ ihr ebenso die Knie weich werden wie die Furcht. Wie albern, dachte sie. Und dennoch wurde ihr klar, dass sie sich zum ersten Mal selbst wahrgenommen hatte. Ja, sie hatte gewusst, dass sie blond war und blaue Augen hatte, und sie kannte auch die Formen und die Beschaffenheit ihres Körpers. In den Bächen und Flüssen, die sie überquert hatten, hatte sie verschwommene Bilder von sich gesehen. Doch sie hatte nicht gewusst, wie sie tatsächlich auf andere wirkte.
    Neugierig richtete Ella sich auf und musterte sich im Spiegel. Es fiel ihr schwer, ihr Alter zu schätzen. Nach ihrem Äußeren hätte sie zwanzig sein könnten, aber sie wusste, dass sie älter war. Dann nahm sie sich ganz genau in Augenschein.
    Sie hatte ein ovales Gesicht und eine blasse, glatte Haut. Ein anziehendes Gesicht, wie sie zugeben musste. Die Haltung ihres Kinns und ihre breite Stirn strahlen Aufrichtigkeit und Durchsetzungsfähigkeit aus. Und wenn sie sich verunsichert fühlte, war das ebenfalls deutlich zu sehen. Ihre Züge konnten keine Geheimnisse bewahren.
    Ihr Haar war zwar nicht strohblond, aber so hell, dass es beinahe silbern wirkte. Ihre Augen hatten nicht das tiefe Blau von Kittys, sondern waren bleicher, kühler und beinahe grau.
    Ich bin fast farblos, sagte sich Ella überrascht. Eine graue Frau, die bei Mondlicht so bleich wirkt wie ein Gespenst. Sie schauerte. Nur ihre Lippen waren rot, zu rot. Sie wirkten künstlich und wie geschminkt. Sie strahlten eine Art von Sinnlichkeit aus, die Ella beklommen machte.
    Als draußen der Hahn krähte, zuckte sie zusammen. Erschrocken betastete sie die Knöpfe an ihrem Ausschnitt und stellte fest, dass ihr Spiegelbild die Bewegung nachahmte. Das Blau stand ihr, und das enge Mieder betonte ihre volle Büste und die schlanke Taille.
    Wer bist du?, fragte sie die Frau, die sie selbst war. Wo gehörst du hin?
    Doch die Antwort war Schweigen.
    Ihr knurrender Magen riss sie aus ihren ernsten Grübeleien und erinnerte sie daran, dass sie noch nicht gefrühstückt hatte. Mit einem Lächelnd ließ Ella noch einmal den Blick durch das elegant eingerichtete Zimmer schweifen und schloss die Tür.
    In der Küche war es so warm wie am Vorabend. Der Junge, der ihnen den Weg zu den Ställen gezeigt hatte, stand am Tisch und schälte Kartoffeln. In einem Sessel am Kamin saß ein glatt rasierter unbekannter Mann und las die Zeitung. Seine bestrumpften Füße ruhten auf einem Schemel. Als er Ellas Schritte hörte, drehte er sich um, und sie sah, dass Erstaunen in seinen dunklen Augen aufblitzte. Er stand

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