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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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kein Luxushotel, Adam. Woher kommt sie überhaupt?«
    Ella fand es an der Zeit, selbst die Initiative zu ergreifen. »Ich weiß nicht, woher ich komme. Genau das ist ja das Problem. Ich habe mein Gedächtnis verloren.«
    Auch damit konnte sie Mrs Ure nicht beeindrucken. »Ich habe genug um die Ohren«, sagte sie mitleidlos, »und möchte nicht, dass Kranke hier herumlungern. Was ist, wenn sie lange Finger macht?«
    Adam lachte laut auf, sodass das hübsche Mädchen aufhörte, in den Töpfen herumzurühren, und ihn bewundernd betrachtete. »Ausgerechnet du sorgst dich, sie könnte eine Diebin sein?«, gab er zurück. »Und deine Weste ist so weiß wie Schnee, was, Nancy?«
    Nancys Miene wurde versöhnlicher. »Na, du weißt schon, was ich meine«, erwiderte sie grinsend.
    Ella biss sich auf die Lippe, um zu verhindern, dass sie vor Verzweiflung, Müdigkeit und Zorn zitterte. Unter was für Menschen war sie nur geraten? Straßenräuber und Schankwirtinnen! Was würde als Nächstes kommen? Mörder? Selbst Adam hatte sie im Stich gelassen … Er schien zu diesen Leuten zu gehören! Sie hatte hier nichts verloren. Warum kam denn niemand, um sie zu retten und sie nach Hause zu bringen?
    »Ach, meinetwegen.« Mrs Ures schneidende Stimme riss Ella aus ihren Grübeleien. »Aber ich erwarte, dass du mir dafür einen Gefallen tust.«
    »Ich wusste, dass du ein Herz aus Gold hast«, entgegnete Adam geschmeidig. »Und was ist mit einem Arzt? Gibt es hier einen?«
    Mrs Ure seufzte. »Ja, wenn man ihn denn so nennen will.« Sie wandte sich an das Mädchen, das beim Umrühren in den Töpfen und Pfannen interessiert lauschte. »Kitty, geh und hol Dr. Rawlins. Adam gibt dir eine Guinee.« Sie grinste Adam tückisch zu. »Es kostet eine Guinee, ihn aus seiner Hütte zu locken. Sonst kommt er nicht.«
    Achselzuckend kramte Adam das Geld heraus und reichte es Kitty. Die roten Lippen des Mädchens verzogen sich zu einem Lächeln, und sie bedachte ihn mit einem koketten Blick. »Danke, Adam.«
    »Los, ab mit dir«, zischte Nancy Ure, worauf Kitty rasch die Tür hinter sich schloss. »Ich lasse dir ein heißes Bad einlaufen, Adam«, fuhr Nancy in freundlicherem Ton fort.
    Plötzlich wurde Ella klar, dass Mrs Ure gar nicht so alt war, wie sie zunächst angenommen hatte. Sie war höchstens Anfang dreißig und wirkte nur wegen des grauen Haars älter.
    Adam blickte an sich herunter, verzog das Gesicht und schenkte Nancy dann sein reizendstes Lächeln. »Ich streite nicht ab, dass das verdammt gut klingt.« Er wies mit dem Kopf auf Ella. »Aber ich glaube, sie hat es nötiger als ich.«
    Sein spöttischer Tonfall sollte wohl einer beleidigenden Bemerkung von Nancy vorgreifen, Ella zuckte dennoch zusammen. Nancy musterte sie forschend. »Ja«, meinte sie mürrisch. »Du hast recht. Wo hast du sie denn gefunden? In einer Schlammpfütze?«
    Er lachte. »So ähnlich.« Ein verschwörerischer Ausdruck trat in seine Augen. »Ich habe unterwegs einen gemeinsamen Freund getroffen«, raunte er.
    »Oh?« Nancy neigte den Kopf zur Seite.
    »Eben.«
    Sie erstarrte. »Sprich diesen Namen hier nicht aus.«
    »Es hört doch niemand.«
    Nancy Ure warf einen Blick auf Ella. Aber Adam lachte. »Sie wird nichts verraten. Schließlich hat sie ihr Gedächtnis verloren.«
    Nancy presste die schmalen Lippen zusammen. »Eben wird von der Polizei gesucht.«
    »Das hat er mir erzählt.«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    Adam schmunzelte nur.
    »Wenn ich mich recht entsinne, warst du auch kein Unschuldslamm«, gab sie zurück, schien sich allerdings dennoch unbehaglich zu fühlen.
    Adam lehnte sich an den Kamin und verschränkte die Arme. »Ich habe mich geändert.«
    Nancy lachte ungläubig auf. »Ach, wirklich?«
    Im nächsten Moment öffnete sich die Tür, und Kitty kam herein. Ihr folgte ein kleiner, rundlicher Mann, dessen langer, gezwirbelter Schnurrbart fast ausladender war als er groß. Als er sich näherte, schlug Ella eine Alkoholfahne entgegen, sodass ihr noch schwindeliger wurde.
    »Doktor Rawlins«, begrüßte Mrs Ure ihn mit einem säuerlichen Lächeln, das klar ausdrücke, was sie von ihm hielt. »Ich habe eine Patientin für Sie.«
    Doktor Rawlins gewaltiger Schnurrbart zuckte. »In der Tat, gute Frau.« Er hatte eine dröhnende, sonore Stimme, die besser zu einem Hünen gepasst hätte. Den Kopf wie ein kleiner Spatz zur Seite geneigt, betrachtete er Ella aus schlammbraunen blutunterlaufenen Augen. »Und was fehlt dieser jungen Dame?«
    »Sie sind der

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