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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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umdrehte, stellte sie fest, dass das Mädchen die Kleidungsstücke ausgebreitet hatte. Sie bestanden aus Unterwäsche und einem dunkelblauen Kleid, das Ella noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Von Mrs Ure«, erklärte Kitty. »Adam hat es ihr abgekauft. Er sagte, Sie könnten nicht in Lumpen herumlaufen, obwohl«, sie lächelte wieder, »Sie Cinderella heißen.«
    »Das ist nicht mein wirklicher Name. Den habe ich vergessen. Aber es ist sehr nett von ihm.«
    Kitty musterte Ella kühn aus blauen Augen. »Also stimmt es, dass Sie nichts mehr über ihre Vergangenheit wissen?«
    »Ja, leider.«
    »Nicht zu fassen. Es ist wirklich alles weg?« Ungläubig schüttelte das Mädchen den Kopf. Im Gegensatz zu Nancy Ure schien sie Ella ehrlich zu bedauern.
    Ella lächelte. »Vielleicht kommt wirklich eines Tages plötzlich alles zurück, wie der Arzt meinte.«
    Kitty nickte geistesabwesend. »Sind Sie mit Adam unterwegs, seit er Sie aufgelesen hat?«
    »Ja.«
    Obwohl Kitty sich nicht bewegte, hatte Ella den Eindruck, dass sie näher an sie herangerückt war. Ihr Tonfall wurde plötzlich geschäftsmäßig. »Ich habe Ihnen ein Angebot zu machen, Mrs Seaton. Ich möchte Sie und Adam als Ihre Anstandsdame begleiten.«
    Ella starrte sie entgeistert an. Eine Anstandsdame, die von Männern Geld annahm, damit sie sie in ihrem Zimmer besuchten? Das war doch absurd.
    Kitty presste die Lippen zusammen, und ihre Wangen röteten sich leicht. »Ich weiß genau, was Sie denken. Aber niemand wird wissen, was ich bin, zumindest nicht in Bendigo. Ich werde einfach Ihre Reisegefährtin sein. Wie sollte jemand herausfinden, wann ich zu Ihnen und Adam gestoßen bin? Außerdem wäre es Ihnen sicher eine Hilfe, Mrs Seaton. Ich kenne mich aus mit Männern, und Ihr Mann, falls Sie ihn wiederfinden, wird genauso sein wie die anderen. Sobald er hört, dass Sie mit jemandem wie Adam unterwegs waren, wird er Ihnen das Schlimmste unterstellen.«
    Eigentlich hätte Ella verärgert oder empört sein sollen, zwei Gefühle, die sich tatsächlich zuerst meldeten. Andererseits flüsterte eine innere Stimme, dass das Mädchen gar nicht so unrecht hatte. Die meisten Menschen nahmen Adam als jungen Mann mit einem freundlichen Lächeln, klugen Augen und einer flinken Zunge wahr. Sie kannten ihn nicht so wie sie und wussten nichts von seiner Schlagfertigkeit, seiner Ausgeglichenheit, seiner gütigen und sanften Art und seiner Fähigkeit, sich jeder Herausforderung zu stellen, die das Schicksal ihm in den Weg legte. Wenn sie ihren Mann jemals wiederfinden sollte, würde er in Adam nur den fahrenden Händler sehen.
    Ella sah Kitty argwöhnisch an. »Ich glaube nicht, dass du mir einfach nur einen Gefallen tun willst.«
    Kitty lächelte. »Nein, ich streite nicht ab, dass es auch Vorteile für mich hätte, Mrs Seaton. Ich will weg von hier, denn viele Dinge, die sich tun, gefallen mir nicht.« Ihr Blick wurde unstet. »Aber ich möchte nicht mit jedem x-Beliebigen mitfahren, sondern habe auf die richtige Gelegenheit gewartet. Ich finde, dass Sie eine wirkliche Dame sind. Vermutlich halten Sie nicht viel von mir.« Sie reckte das Kinn. »Doch ich werfe mich nicht irgendeinem Mann an den Hals.«
    »Adam wärst du gefolgt?«, fragte Ella leise.
    Kitty nickte zögernd. »Ja, Adam hätte ich mit in mein Zimmer genommen.«
    Etwas an dem Tonfall, in dem das Mädchen Adams Namen aussprach, löste ein unbehagliches Gefühl in Ella aus. Es geht mich nichts an, hielt sie sich streng vor Augen. Ich bin nur aus Gründen der Notwendigkeit mit ihm unterwegs.
    »Ich muss es mir überlegen«, erwiderte sie schließlich kühl. »Ich weiß nicht, ob ich eine Anstandsdame brauche.«
    Kitty zuckte die Achseln, als sei es nicht weiter von Bedeutung. Aber an der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Der Karren gehört Adam«, sagte sie. »Die Entscheidung liegt also bei ihm.« Ella bekam ein flaues Gefühl im Magen.
    Im Zimmer gab es zwar keinen Spiegel, doch Ella war es gewöhnt, sich ohne anzukleiden. Das blaue Kleid passte ihr recht gut. Vom Ausschnitt bis zur Taille lag es eng an und bauschte sich über den Hüften. Allerdings war es zu lang, da es offenbar dazu gedacht war, es über ausladenden Unterröcken zu tragen. Allerdings bedeutete es keine Schwierigkeit, es an der Taille ein wenig zu raffen. Das eigentliche Problem war ihr Haar, denn am Vorabend war sie zu müde gewesen, um die verfilzten Knoten zu entwirren. Schonungslos kämmte Ella sie aus und flocht sich dann einen langen

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