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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Moggs, dachte Ella mit einem Seufzer.
    Hatte sie die Frau nach Strich und Faden belogen, oder war auch ein Körnchen Wahrheit dabei gewesen? Und wo war »zu Hause«?
    »Es klingt fast, als hätten Sie untertauchen wollen«, flüsterte Kitty gebannt.
    »Hatte sie Gepäck bei sich?«, erkundigte sich Adam.
    Mrs Weatherby nickte. »Eine Gobelintasche, die am Sattel festgebunden war. Das war alles. Ach, da fällt mir noch etwas ein!« Ihre Miene erhellte sich, als sie sich zu Ella umdrehte. »Das Pferd. Eine wunderschöne graue Stute. Sie haben uns erzählt, sie sei ein Geburtstagsgeschenk von Ihrem Mann.«
    »Ein Geburtstagsgeschenk?«, wiederholte Ella.
    »Ich erinnere mich noch gut daran, weil mein Mann so unhöflich war, Sie zu fragen, wie alt Sie denn geworden sind.«
    Mrs Weatherby lachte verlegen auf. »Sie haben ihm sogar geantwortet, Ma’am. Ich glaube, Sie hatten ihm nur mit halbem Ohr zugehört. Sie erwiderten, es sei Ihr fünfundzwanzigster Geburtstag gewesen.«
    Als sie sich verabschiedeten, versprach Mrs Weatherby, sich bei ihrem Mann nach weiteren Einzelheiten zu erkundigen. Adam wechselte ein paar Worte mit Marcus, doch der alte Mann bestätigte nur, der Diener habe Ned geheißen.
    Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt, sagte Ella während der Fahrt vor sich hin. Ich habe einen Mann, der mir Geschenke macht. Mein Diener hieß … heißt Ned.
    Eigentlich hatte sie auf mehr Informationen gehofft, doch nun hatte sie wenigstens etwas, an das sie sich klammern konnte. Ein Rettungsboot in einem unendlichen, tintenblauen Meer.
    Die Abzweigung zu den Goldfeldern in Forest Creek lag bereits hinter ihnen, und sie befanden sich noch immer auf der Straße nach Bendigo. Bald würden sie das Porcupine Inn erreichen. Auf der Straße herrschte weiterhin starker Verkehr. Ein Trupp Reiter preschte vorbei. Eine Frau trottete, einen Säugling mit einem Tuch vor die Brust gebunden, hinter ihrem Mann her. Sie hatte den Kopf gesenkt und setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen.
    Ella achtete kaum auf ihre Umgebung und war in ihre eigene Welt versunken. Seit sie die Weatherby-Farm verlassen hatten, hatte sie kaum ein Wort von sich gegeben. Was gab es auch zu sagen? Anstelle von Antworten war sie nur auf weitere Fragen gestoßen, und das Grauen, das sie empfand, seit sie neben der Lagune aufgewacht war, wurde stärker. Ihr fielen Doktor Rawlins Worte ein, der Verstand beschlösse manchmal, Dinge zu vergessen, von denen er sich überfordert fühle.
    Doch nichts erklärte, warum sie einen falschen Namen genannt hatte.
    Adam und Kitty hatten eine Weile geplaudert. Das Mädchen schien seine Aufmerksamkeit zu genießen, lachte mit ihm und dachte nicht mehr an ihre eigenen Sorgen. Doch irgendwann verstummte das Gespräch, und Kitty rollte sich auf ihrem Mehlsack zusammen, um ein Nickerchen zu halten.
    Die Sonne schien und trocknete den feuchten Boden, was das Vorwärtskommen sehr erleichterte. Ella spürte, wie Wärme sie durchdrang. »Meinen Sie, jetzt ist endlich Schluss mit dem Regen?«
    »Vielleicht.« Er lächelte sie an, als sei er froh, endlich wieder ihre Stimme zu hören. Ella schämte sich ein wenig, weil sie so lange schweigend vor sich hin gegrübelt hatte.
    »Tut mir leid, aber manchmal kommt mir alles so hoffnungslos vor.« Sie hielt inne.
    »Sicher wird jemand nach Ihnen suchen«, erwiderte er. »Schließlich sind Sie eine Dame, Mrs Seaton.«
    »Warum habe ich dann den Namen einer Strafgefangenen und Pferdediebin benutzt?«
    Er kratzte sich am Kinn, und Ella zuckte zusammen, als sie das Scharren der Bartstoppeln hörte. »Vielleicht weil er Ihnen gefallen hat. Es ist eine romantische Geschichte. Zumindest so, wie meine Mutter sie erzählt hat. Sie könnten sie in einem Buch gelesen haben.«
    »Ihre Mutter kannte sie?« Sie wollte, dass er weitersprach, denn sie hörte seine beruhigende Stimme gern. Außerdem wurde sie dadurch abgelenkt.
    »Das hat sie wenigstens behauptet.« Er zwinkerte. »Möglicherweise hat es ja gestimmt. Sie war selbst Sträfling und war wegen Unterschlagung deportiert worden.«
    Vor Schreck fehlten Ella im ersten Moment die Worte. »Was ist denn Unterschlagung?«, brachte sie schließlich heraus.
    Er grinste sie spöttisch an. »Sie hat ihrer Arbeitgeberin einen Unterrock und Strümpfe gestohlen, Mrs Seaton.« Sein Grinsen wurde breiter, als sie feuerrot anlief. »Ja, schon gut, ich bin der Sohn einer Strafgefangenen und eines Seemanns.« Er sprach den Gedanken aus, der ihr ins Gesicht geschrieben

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