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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Adam an und fragte sich, ob er Kittys Meinung teilte. Aber er war damit beschäftigt, Bess zum Stehen zu bringen.
    »Wir lagern hier«, stellte er sachlich fest. Kitty hörte auf zu weinen und schaute auf. Mit ihrem fleckigen, tränennassen Gesicht und den feucht und schlaff herabhängenden braunen Locken wirkte sie wie ein Kind und ziemlich mitleiderregend.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie Adam zu, ohne ihm in die Augen zu sehen.
    »Schon gut«, erwiderte Adam schmunzelnd. »Kopf hoch, Kitty. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt. Und nun wäre es nett, wenn du ein wenig trockenes Holz sammeln würdest.«
    Kitty lächelte zittrig, sprang vom Karren und strich ihre Röcke glatt. Mit fast schüchtern gesenktem Blick machte sie sich, gefolgt von Wolf, an die Arbeit. Adam spannte Bess aus, damit sie das grüne Wintergras abweiden konnte. Papiereukalyptusbäume versperrten die Sicht zur Straße. Ihre hellbraune Rinde hing in unregelmäßigen Streifen von den Stämmen.
    Die untergehende Sonne tauchte die Welt in einen goldenen Schein.
    »Ich kann auch Holz sammeln«, erbot Ella sich steif.
    Adam zog die Augenbrauen hoch. »Um für die Fahrt zu bezahlen?«
    »Vielleicht.«
    Adam grinste, sodass sein ernster Augenausdruck verflog. »Wenn Sie mir etwas Gutes tun wollen, Mrs Seaton, können Sie Tee für uns kochen.«
    Bald brannte das Feuer und vertrieb mit seiner Hitze die abendliche Kühle. Sie saßen darum herum, Ella machte Tee, während Kitty die unvermeidlichen Schafskoteletts briet. Seit ihrem Ausbruch war sie ruhiger geworden. Ella bemerkte, dass sie Adam häufig ansah. Sie wirkte jünger und weicher, und in ihrem Blick stand so etwas wie Staunen.
    Sie war verliebt, vermutlich zum ersten Mal im Leben, und Ella war klar, wem ihre Bewunderung galt.
    »Ich frage mich, wo Nancy Ure jetzt ist«, meinte Kitty schmunzelnd.
    Adam lachte, wie Ella es angenommen hatte. »Hoffentlich ganz weit weg.«
    Kitty lachte ebenfalls. »Vielleicht wird sie ja auch Straßenräuberin.«
    »Das würde ich ihr durchaus zutrauen.« Mit nachsichtiger Miene beobachtete Adam, wie Kitty die Koteletts wendete.
    Ella lehnte sich zurück, um sich der Situation geistig und körperlich zu entziehen. Er mag sie, dachte sie. Möglicherweise bleiben sie zusammen. Kitty braucht einen starken Mann wie Adam. Und Adam braucht es, gebraucht zu werden.
    Die beiden passten zueinander.
    »Erzähl mir von dir, Kitty«, forderte Adam sie auf und kniff wegen des Qualms die Augen zusammen.
    Kitty zögerte. Ella wusste, dass das Mädchen nicht geantwortet hätte, wäre die Bitte von ihr gekommen. Aber da es Adam war, der gefragt hatte, lächelte sie. »Es ist keine lange Geschichte«, witzelte sie, in dem Versuch, ihren Schmerz zu verbergen.
    »Mein Vater war Schuster in Bristol, doch er bekam keine Aufträge mehr. Also ist er mit uns nach Melbourne gefahren, weil er gehört hatte, dass die Bezahlung dort gut sei und dass Männer wie er gesucht würden. Allerdings war Ma krank, und die Veränderung tat ihr nicht gut. Sie starb zuerst, dann Dad. Ich hatte noch einen kleinen Bruder und eine kleine Schwester. Sie wurden zu Leuten nach Geelong geschickt. Ich war die Älteste und hatte keine Lust, mich für Fremde krummzuschuften. Als der Goldrausch anfing, dachte ich mir, dass ich auch reich werden könnte, wenn andere das schaffen. Also habe ich mich auf den Weg gemacht. Allerdings bin ich nur bis Sawpit Gully gekommen.«
    Ella konnte sich den Rest denken. Wegen ihrer Mittellosigkeit war Kitty in Nancy Ures Gasthof gestrandet und wäre dort langsam verkümmert. Für sie war es ein Geschenk des Himmels, dass Adam und Ella erschienen waren. So hatte ihr Schicksal eine andere Wendung genommen, und sie war frei.
    Sie verzehrten ihr Abendessen, während die Nacht hereinbrach und Nebel aus den Senken aufstieg. Die hohen Bäume hoben sich vom funkelnden Sternenhimmel ab, und bald war es Schlafenszeit. Nur, dass es nun Kitty und Ella waren, die sich unter dem Karren zusammenrollten, während Adam, in eine Decke gewickelt, mit Wolf am Feuer lag.
    Ella spähte zum flackernden Feuer hinüber. Kitty neben ihr schlief tief und fest und atmete regelmäßig. Ganz in der Nähe waren Stimmen zu hören. Entlang der Straße hatten einige Goldschürfer ihr Lager aufgeschlagen und warteten nun aufgeregt auf den Morgen, um den langen und anstrengenden Marsch zum Gipfel des Big Hill in Angriff zu nehmen, hinter dem die Goldfelder von Bendigo begannen.
    Als sie allmählich

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