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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Goldgräber ein trauriges Bild ab.
    Eine kleine Gruppe Schürfer hatte sich ihnen, schwer bepackt, angeschlossen. Einer war vor Erschöpfung grau im Gesicht und hatte blau angelaufene Lippen. Kitty schäkerte mit dem jüngsten Mitglied der Gruppe, einem dunkelhaarigen Burschen mit grünen Augen. Als er Ella für ihre Schwester hielt, bog Kitty sich vor Lachen.
    »Und wer, glaubst du, ist dann Adam?«, fragte sie. »Mein Bruder?«
    Der Junge nahm es mit Humor und lachte mit. »Das oder dein Schwager«, schlug er vor.
    Die Antwort gefiel Kitty gar nicht. Ihr Blick wurde hart, obwohl sie weiter lächelte. »So etwas Albernes habe ich noch nie gehört«, gab sie zurück. »Mrs Seaton ist anderweitig verheiratet.«
    Der Junge schwieg, doch Ella sah ihm seine Enttäuschung an. Wer Kittys besitzergreifendes Verhalten gegenüber Adam nicht bemerkte, musste auf den Kopf gefallen sein, und das war er ganz sicher nicht. Als Kitty schneller ging, um Adam einzuholen, gesellte sich der Junge mit einem schüchternen Lächeln zu Ella.
    »Erwartet Ihr Mann Sie auf den Goldfeldern, Mrs Seaton?«, erkundigte er sich höflich.
    »Hoffentlich«, erwiderte Ella lächelnd. »Wie heißt du denn?«
    »David Marr. Das da drüben ist mein Vater.« Er wies auf den Mann mit der fahlen Gesichtsfarbe. »Eigentlich wollten wir uns in Forest Creek mit meinem Bruder treffen, doch der war schon weitergezogen, als wir ankamen. Wir glauben, dass er wie viele andere Goldgräber nach Eaglehawk gegangen ist.«
    Ella sah den Vater an, sagte aber nichts. Wenn der Mann krank war, wusste sein Sohn sicher Bescheid. Und falls nicht, würde er es, wie Ella befürchtete, noch früh genug herausfinden.
    Das Wetter war zwar schön, doch der Regen hatte seine Spuren hinterlassen. Teile der Straße waren von tiefen, glitschigen und stinkenden Schlammrinnen durchzogen, sodass sie nur langsam und mit schmerzenden Beinen vorankamen.
    »Ihre Stute macht einen gesunden und kräftigen Eindruck«, meinte ein Mitglied der Gruppe zu Adam. »Wie viel soll sie denn kosten?«
    Adam verzog das Gesicht. »Ich habe nicht vor, sie zu verkaufen.«
    »Beim Goldgraben brauchen Sie sie nicht. Pferde machen nichts als Mühe.«
    »Ich beabsichtige nicht, nach Gold zu graben«, entgegnete Adam leichthin.
    Der Mann zuckte die Achseln. »Falls Sie Ihre Meinung ändern sollten …«
    »Es ist Ihnen wohl zu viel Arbeit, nach Gold zu graben?«, höhnte ein anderer Mann.
    »Adam war Goldgräber in Kalifornien«, mischte sich Kitty mit vor Empörung geröteten Wangen ein.
    Erschrocken erinnerte sich Ella, dass sie einmal ganz ähnlich reagiert hatte. Es schien sehr lange her zu sein. Als sie unwillkürlich aufblickte, bemerkte sie das amüsierte Funkeln in Adams Augen. Offenbar hatte er das Gleiche gedacht.
    Endlich hatten sie die Hügelkuppe erreicht. Überall wuchs hoher Eukalyptus, und vor ihnen lag der Anfang des Bendigo-Tals. Ella stimmte in den Chor aus Jubelrufen ein, der das Schnattern der Elstern und die Axthiebe aus der Ferne übertönte.
    Es war Brauch, auf dem Gipfel des Big Hill das Lager aufzuschlagen und sich zum Erfolg zu beglückwünschen, während sich der Herzschlag wieder beruhigte und die Schmerzen in den Beinen nachließen.
    Kitty, deren Augen aufgeregt leuchteten, machte Feuer, während Ella zum Karren ging, um den Wasserkessel zu holen. Adam war gerade damit beschäftigt, Bess zu tränken und sie für ihre Leistung zu loben.
    »Wir haben es geschafft, Mrs Seaton«, sagte er leise zu ihr und kehrte ihr weiter den Rücken zu. »Heute Nacht schlafen wir unter den Sternen des berühmten Bendigo.«
    Als er sich zu ihr umdrehte, war die Botschaft in seinen Augen unmissverständlich. Sie hatte es immer gewusst, es jedoch nicht glauben wollen. Adam liebte sie, ganz gleich wie die äußeren Umstände auch aussehen mochten. Ella wurde von einem Triumphgefühl ergriffen, das allerdings nicht lange anhielt.
    »Du darfst mich nicht lieben«, hätte sie ihn gern angeschrien. »Für uns gibt es kein glückliches Ende!«
    Doch sie stand nur da. Der kalte Wind zauste ihr Haar, und hinter ihr stieg der Rauch der Lagerfeuer auf dem Goldfeld von Bendigo in den Himmel auf.

In Bendigo

11
    Der Tag neigte sich dem Ende zu.
    Ella schaute hinab, während der Karren quietschend den ausgetretenen Pfad zu den Goldfeldern hinunterrollte. Im Schein der untergehenden Sonne wirkten sie trügerisch ruhig und friedlich, da die von Menschenhand in den Boden geschlagenen offenen Wunden bei diesen

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