Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
Ella und Adam. »Es gibt im Lager zwar ein Gefängnis, aber wenn es überfüllt ist, kettet man die Häftlinge einfach daneben an Holzpflöcke. Daher der Ausdruck.«
    Ella fragte sich, was Hans wohl ausgefressen haben mochte, um sich zwei Wochen Haft einzuhandeln, hielt es jedoch für klüger, nicht nachzuhaken.
    »Wo wollen Sie Ihren Laden denn eröffnen?«, ergriff der Koch wieder das Wort.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Bestimmt haben Sie schon vom Eaglehawk Gully gehört. Dort sind Vermögen gemacht und wieder verloren worden. Aber inzwischen kommt man nicht mehr näher als zwei Kilometer heran … Der Platz reicht nicht einmal zum Ausspucken, geschweige denn, um ein Zelt aufzubauen.«
    »Sie sollten es am California Gully versuchen«, schlug ein anderer vor. »Es heißt, da sei viel Gold gefunden worden. Der Sailor’s Gully käme auch infrage. Angeblich ist Ironbark auch ein gutes Gebiet, und Long Gully gilt als sehr beliebt. White Hills ebenfalls. Peg Leg Gully hingegen – dort geht es zu wie in Eaglehawk. Völlig überfüllt.«
    Plötzlich waren sie ausgesprochen hilfsbereit. Ella, die nicht damit gerechnet hatte, dass die Alteingesessenen Neuankömmlinge mit offenen Armen aufnehmen würden, war freudig überrascht.
    »Vielen Dank«, erwiderte Adam lächelnd. Er kauerte entspannt auf den Fersen. Sein Arm lag locker auf ihrer Schulter. Ella nützte die Gelegenheit, sich unauffällig zu befreien. »Können Sie mir den Weg zum Lager erklären?«, fuhr er fort.
    Der Goldgräber mit der kultivierten Stimme wies auf das Ende von Paddy’s Gully. »Geradeaus, bis Sie wieder auf der Hauptstraße sind. Von dort aus sind es etwa siebeneinhalb Kilometer in nordöstlicher Richtung am Bendigo River entlang. Machen Sie sich auf eine lange Warteschlange vor dem Ausgabezelt gefasst.«
    »Es ist eine verdammte Ungerechtigkeit«, schimpfte ein anderes Mitglied der Gruppe und klopfte seine Pfeife aus, um seine Worte zu unterstreichen. »Gold sollte jedem Mann, der bereit ist, danach zu graben, frei zugänglich sein. Was gibt den Polypen das Recht, uns dafür Geld abzuknöpfen? Ich habe von wackeren Patrioten gehört, die nach ein paar Tagen an den Pflöcken zu Rebellen geworden sind.«
    Schaudernd erinnerte sich Ella an Lieutenant Moggs und fragte sich, ob die Polizisten im Lager auch so waren wie er. Zumindest dieser Mr Gilbert schien ein vernünftiger Mann zu sein.
    Wolf, der neben ihr herumgeschnuppert hatte, hob plötzlich den Kopf und spähte in die Dunkelheit. Ein tiefes Knurren stieg aus seiner Kehle auf. Im gleichen Moment war eine ängstliche Stimme zu hören.
    »Hallo, halten Sie Ihren Hund zurück!«
    »Das ist nur Paddy«, meinte einer der Goldgräber beruhigend. »Ich habe mich schon gewundert, dass er noch nicht aufgekreuzt ist.«
    Steine rollten klappernd den steilen Abhang auf der anderen Seite der Schlucht hinunter. Eine dunkle Gestalt überquerte den düsteren Pfad und trat in den Lichtschein des Feuers. Als Wolf wieder knurrte, hielt der Fremde inne und betrachtete den Hund mit sichtlichem Unbehagen. Ella stellte fest, dass der Mann klein und zierlich war. Sein Haar und sein Bart waren blond. Seine Augen lagen tief in dem ausgemergelten Gesicht.
    »Nur zu, Paddy«, forderte der Koch ihn auf. »Stell deine Frage, alter Junge. Das ist Paddys Schlucht. Sie ist nach ihm benannt«, fügte er erklärend hinzu. »Er fragt alle Neuankömmlinge das Gleiche.«
    »Sie haben nicht vielleicht einen Mann namens Mikey O’Halloran getroffen?«, erkundigte sich Paddy, offenbar ein Ire, bei Adam und Ella. »Mikey O’Halloran«, wiederholte er. »Ich habe mich vor sechs Monaten in Kilmore von ihm getrennt. Er hat mir versprochen nachzukommen, und wir wollten uns in dieser Schlucht treffen. Aber seitdem fehlt jede Spur von ihm.«
    »Sprich weiter, Paddy«, drängte der Koch, als wolle er ein begabtes Kind vorführen. »Beschreib ihn.«
    Paddy gehorchte. »Er ist groß, kräftig gebaut und dunkelhaarig. Geboren ist er in Dublin, so wie ich.«
    Bedauernd schüttelte Adam den Kopf. »Nein, ich bin ihm nicht begegnet. Tut mir leid.«
    Paddy seufzte, schien aber von Adams Antwort nicht überrascht. Dennoch blieb er abwartend stehen, und sein Blick wanderte zu den brutzelnden Koteletts. Einen Moment schien er zu schwanken, als schwebe er in dem köstlichen Duft, bis der Koch Mitleid mit ihm bekam. »Da, nimm«, brummte er und hielt ihm ein Stück Fleisch hin. Paddy eilte auf ihn zu, entriss ihm den Leckerbissen und versteckte

Weitere Kostenlose Bücher