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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Jahren nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind.«
    Adam besaß Ehrgeiz und Entschlossenheit und außerdem den Verstand, seine Pläne wahr werden zu lassen. Ella fand es schade, dass Männer wie er ganz unten anfangen mussten, und sie fragte sich, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er Bildung genossen hätte. Wenn er gesprochen hätte wie der kultivierte Goldgräber. Wenn er elegante Kleider getragen und ein prächtiges Pferd geritten hätte. Adam, der Gentleman, ein Bild, das ihr kurz vor Augen stand. Doch es verblasste, und sie tat es als lächerlich ab.
    »Morgen muss ich zuerst zum Lager, um mir diese Lizenz zu besorgen«, sagte er.
    »Begleiten Sie mich zum Zeremonienmeister?«, fragte Ella ihn leise.
    Sie bemerkte, dass er schmunzelte, als er sich zu Wolf hinunterbeugte.
    »Zu wem?«, platzte Kitty heraus, doch ausnahmsweise achtete Adam nicht auf sie.
    »Glauben Sie, er könnte Sie kennen, Mrs Seaton?«
    »Keine Ahnung«, murmelte sie, obwohl sie darüber schon nachgedacht hatte. Während der Befragung durch Lieutenant Moggs in Nancy Ures Gasthof war ihr plötzlich der Name eingefallen. Das hieß doch sicher, dass sie einander vorgestellt worden waren.
    Vielleicht würde Ellas Reise morgen zu Ende sein. Adam wusste das sicher auch.
    Als Kitty sich noch einmal nach dem Zeremonienmeister erkundigte, erklärte ihr Adam, wer der Mann war. Kurz gestattete sich Ella die Erinnerung an Adams Blick auf dem Gipfel des Big Hill. Sie löste ein unangenehmes Gefühl in ihr aus, als hätte sie sich etwas vorzuwerfen. Allerdings erschien ihr das albern. Adam war ein erwachsener Mann und für seine Gefühle, Gedanken und Handlungen selbst verantwortlich. Auch wenn sie im Moment auf einer Stufe zu stehen schienen, wusste Ella, dass sie in eine andere Welt gehörte, zu der er niemals Zutritt haben würde.
    Als es Zeit zum Schlafengehen war, rappelte Wolf sich auf und trottete hinter Ella her. Er kuschelte sich an sie und ahnte wohl, dass es vielleicht das letzte Mal war. Sie schmiegte sich an ihn, ohne es seltsam zu finden, und schlief ein. Morgen, dachte sie, Hochkommissar Gilbert … der Zeremonienmeister …
    Sie befand sich in einem Raum voller strahlender Kerzen. Paare tanzten anmutig im Kreis herum wie exotische Motten in einem bunten Kaleidoskop. Es war ein Walzer, und ihre Füße bewegten sich mühelos im richtigen Takt. Ihr schimmerndes grünes Kleid bauschte sich, wenn sie sich drehte, und an ihrem Hals funkelte ein Rubin. Ihr Tanzpartner war hochgewachsen. Sie sah ihm lächelnd ins Gesicht. Doch er blickte gedankenverloren geradeaus.
    Während sie weitertanzte, legte sich ihre Begeisterung allmählich. Immer wieder wanderten ihre Augen zu einer Tür am anderen Ende des Raums, die einen bogenförmigen, reich verzierten Rahmen hatte. In das schimmernde, golden, blau und rot lackierte Holz waren Vögel eingeschnitzt, die auf die Köpfe der Tanzenden herunterzustoßen schienen. Sie schaute ihren Mann an – inzwischen wusste sie, dass es ihr Mann war – und stellte fest, dass er ebenfalls die Tür beobachtete.
    Eine feuchtkalte Furcht stieg in ihr hoch.
    »Bitte komm nicht«, flüsterte sie lautlos. »Bitte komm nicht.«
    Doch es war zu spät. Die Frau stand bereits hoch aufgerichtet und reglos in der Tür. Über ihr flatterten die hölzernen Vögel.
    Sie hatte kein Gesicht. Dort, wo es hätte sein sollen, befand sich nur eine dunkle, glatte Fläche. Das war die Frau, vor der Catherine sie gewarnt hatte. »Er hat eine Affäre«, hatte sie gesagt und von ihrer Handarbeit aufgeblickt. »Er hat eine Affäre.« So, als redeten sie über das Wetter.
    Die Gäste hatten aufgehört zu tanzen. Sie begannen zu tuscheln. Das Raunen verwandelte sich erst in ein Brausen, dann in ein Dröhnen. Ihr Mann ließ sie los und verschwand in der hämisch grinsenden Menge. Sie drehte sich um und rannte los. Auf ihrer Flucht prallte sie mit weichen Körpern zusammen und stieß gegen Wände aus Seide und Satin. Alle lachten über sie und amüsierten sich über ihre Verzweiflung.
    »Er hat eine Affäre!«
    Jemand stellte sich ihr in den Weg. Als sie aufschaute, bemerkte sie überrascht, dass es Adam war. Doch es war ein anderer Adam als der, den sie kannte. Er war ein Gentleman und trug einen eleganten schwarzen Frack und ein weißes Seidenhemd. Sein Haar war kurz geschnitten.
    »Adam«, keuchte sie. »Bitte, bitte hilf mir. Er hat eine Affäre.«
    Adam lächelte. Jetzt wird alles gut, dachte sie.
    Im nächsten Moment nahm Adam eine Pistole aus

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