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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Männer seufzten verzweifelt.
    »Ich stecke im Schlamm fest«, schluchzte Maryanne, deren Gesicht von Morast und Tränen verschmiert war. »Ich spüre, wie meine Füße wegsacken. Oh Gott, oh Gott!«
    Sie versank tatsächlich. Mit einem schrecklichen Gefühl der Hilflosigkeit beobachtete Ella, wie das Wasser über ihr Kinn schwappte. Adam schob sich noch ein paar Zentimeter über den Abgrund. Schweiß rann ihm vom Gesicht, und seine Arme zitterten vor Anstrengung. Wenn die Männer losließen, die ihn festhielten, würde er kopfüber in den gefährlichen Schlamm stürzen.
    Und das wäre sein sicheres Ende gewesen.
    Plötzlich fingen Ellas Beine zu beben an. Ohne darauf zu achten, dass ihr die Feuchtigkeit in die Röcke drang, fiel sie auf die Knie. Gebannt beobachtete sie die Szene und wünschte sich mit aller Macht, Adam möge Erfolg haben.
    Er hatte wieder die Arme ausgestreckt. Seine Muskeln traten hervor. »Nimm meine Hände«, befahl er barsch. »Los, nimm sie.«
    Als Maryanne ihr vor Furcht verzerrtes Gesicht hob, erkannte sie in seiner Miene offenbar etwas, das sie beruhigte. Sie griff nach seinen Händen, diesmal jedoch langsamer. Ihre klammen Finger streiften seine – und fanden Halt.
    Adams Lächeln erinnerte eher an eine Grimasse. »Zieht, Jungs!«, rief er. Die Männer zerren an ihm wie an einem riesigen Fisch. Maryanne erhob sich aus dem Wasser, allerdings nur wenige Zentimeter. Ihre Arme waren bis zum Äußersten angespannt.
    »Der Schlamm«, stöhnte sie. »Er lässt mich nicht los.«
    »Fester ziehen!«, schrie Adam. Die Männer hinter ihm stemmten die Fersen in den Boden. Andere kamen ihnen zu Hilfe. Unter Hau-ruck-Rufen begannen sie, an Adam zu ziehen.
    Für einen Augenblick dachte Ella, dass Maryanne die Arme aus den Schultergelenken gerissen werden würden, so sehr steckte sie fest. Doch im nächsten Moment kam sie mit einem Aufschrei frei. Die Leute jubelten erleichtert. Eine Weile wippte Maryanne wie ein Korken auf dem schwarzen Wasser. Dann wurde sie, an Adams Händen hängend, zum Rand der Grube gehievt. Inzwischen streckten sich weitere Arme der tropfnassen Frau entgegen, um sie in Sicherheit zu bringen.
    Wenig später lag Maryanne, völlig durchweicht und weinend wie ein Kind, auf dem Boden. Adam war ganz in der Nähe zusammengesackt und sonnte sich in den Glückwünschen der Männer, die ihm auf den Rücken klopften. Das Ganze konnte höchstens fünf Minuten gedauert haben, war Ella aber wie Stunden erschienen.
    Ella rappelte sich auf immer noch zitternden Beinen auf und ging zu Maryanne hinüber. »Sind Sie verletzt?«, fragte sie und beugte sich über die Frau. »Maryanne?«
    »Oh Gott, beinahe wäre es aus mit mir gewesen«, jammerte Maryanne.
    Ella tätschelte ihr verlegen die Schulter. Sie war froh, als Eddie sich neben Maryanne kniete und sie leidenschaftlich an sich drückte. Die Anwesenden beobachteten sie ohne Scheu. Sie hatten mit Maryanne und Eddie gelitten und zugesehen, wie Adam sie gerettet hatte. Also fühlten sie sich auch berechtigt, Zeugen des glücklichen Endes zu werden.
    Mit Tränen in den Augen sah Ella Adam an. Er wirkte zu erschöpft, um mehr zu tun als zu lächeln, während die Menge ihn hochleben ließ.
    »Sie haben ihr das Leben gerettet«, sagte Eddie mit heiserer Stimme. Offenbar war er ein rauer Bursche, der es nicht gewohnt war, Gefühle zu zeigen. Er warf Adam einen Blick zu. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, mein Freund. Ich kenne nicht einmal Ihren Namen.«
    »Adam«, erwiderte Adam mit einem müden Grinsen.
    »Ein dreifaches Hurra für Adam!«
    Der Ruf hallte durch die Schlucht, und alle lächelten. Wahrscheinlich hätten sie ihn auf die Schultern gehoben, aber Maryanne kam ihnen zuvor. Sie nahm den Kopf von Eddies Brust und richtete große, tränennasse Augen auf ihren Retter. »Ich verdanke Ihnen mein Leben, Adam. Ich bin sogar so dankbar, dass …«
    Erstaunt wandte Ella sich zu ihr um. So hatte sie sich das Ende der Geschichte nicht vorgestellt. Eigentlich hätte Maryanne doch kläglich und erleichtert sein sollen. Aber stattdessen war der Blick ihrer Augen herausfordernd, und ihre halb geöffneten Lippen sprachen eine eindeutige Einladung aus, wodurch sich Ellas Eindruck von ihr schlagartig änderte.
    Eddie stieß ein Knurren aus und zerrte Maryanne ziemlich unsanft auf die Füße. »Ab mit dir ins Zelt«, befahl er. »Und wenn du das nächste Mal nachts herumläufst und in ein Loch fällst, kannst du meinetwegen da unten bleiben.«
    Eddie

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