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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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schob Maryanne durch die lachende Menge. »Mit der wird er noch jede Menge Vergnügen haben«, murmelte einer, was weiteres Gelächter nach sich zog. Da das Abenteuer ausgestanden war, begannen die Leute sich zu zerstreuen und ihrer eigenen Wege zu gehen.
    Zitternd bückte Adam sich nach seiner Jacke und schlüpfte mit unbeholfenen, steifen Bewegungen hinein. Wolf, der sich inzwischen vernachlässigt fühlte, fing an, ihn zu umtänzeln, bis Adam sich hinunterbeugte, um das Fell des großen Hundes zu zausen. Ella beobachtete ihn. Er wirkt gar nicht wie ein Mann, der gerade jemandem das Leben gerettet hat, dachte sie. Und dennoch hatte er es getan. Sie hatte den Eindruck, dass diese wenigen Minuten in Paddy’s Gully ihn verändert hatten – und vielleicht auch sie selbst.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie ihn leise.
    »Ja.« Er lächelte sie an. Im nächsten Moment erkannte er, was ihre Gegenwart zu bedeuten hatte, und er sah sie argwöhnisch an. »Was haben Sie hier zu suchen? Es ist gefährlich, nachts auf den Goldfeldern herumzuspazieren. Ihnen hätte das Gleiche passieren können.«
    »Ich dachte, ich könnte helfen«, antwortete sie verlegen. »Und ich habe gut aufgepasst, wo ich hingetreten bin.«
    »Ach, haben Sie das? Aber jetzt nehmen Sie sicherheitshalber meinen Arm.« Allerdings verrauchte sein Zorn so rasch, wie er gekommen war, und sie bemerkte, dass er schmunzelte, als sie nach seinem Arm griff. Wortlos machten sie sich auf den Weg.
    »Das war sehr mutig von Ihnen«, meinte Ella schließlich.
    »Finden Sie?« Man hörte ihm an, dass er sich darüber freute.
    »Ja. Maryanne schien ja ganz besonders dankbar zu sein«, fügte sie spöttisch hinzu.
    Sein Lächeln verflog. »Frauen wie Maryanne sind leicht herumzukriegen.« Eine gewisse männliche Herablassung schwang in seinem Tonfall mit.
    »Oh?«
    »Ich hatte noch nie viel für den einfachen Weg übrig. Je größer die Herausforderung, desto mehr stachelt es meinen Ehrgeiz an«, fügte er hinzu.
    »Oh«, wiederholte sie kühl. Allerdings war ihre Gelassenheit nur gespielt. Innerlich zitterte sie.
    Adam war stehen geblieben, und da er sie am Arm hielt, musste sie ebenfalls innehalten. Widerstrebend tat sie es und wandte sich zu ihm um. Sein Gesicht war in der Dunkelheit nicht zu erkennen, und sie konnte nicht sehen, wie er die Hand ausstreckte. Sie spürte nur, dass seine kalten Finger ihre Wange berührten.
    Ihre innere Stimme warnte. Geh los, sagte sie. Du findest auch ohne ihn zurück zu Kitty. Aber ihr Inneres ließ sich nicht vom Verstand steuern. Sie schloss die Augen, als könne sie sich dadurch vor ihm zurückziehen. Doch sie fühlte noch immer seine Fingerspitzen auf ihrer Haut. Sein Daumen strich über ihre Lippen.
    »Mrs Seaton.«
    »Adam, Sie wissen, dass es nicht möglich ist.«
    »Schsch.« Sein Atem streifte ihre Lippen, wo gerade noch sein Daumen gewesen war.
    Ella spürte, wie seine Wärme sie umfing, und eine gewaltige Sehnsucht erfüllte ihre innere Leere. Was kann schon passieren?, flüsterte ein kleiner Teufel in ihr. Welche Rolle spielt es, wenn ich Trost in den Armen dieses Mannes finde? Wer wird davon erfahren? Vielleicht werde ich ihn nach dem morgigen Tag nie wiedersehen.
    Adams Lippen berührten ihre unglaublich sanft, aber er stöhnte, als hätte er Schmerzen.
    Ihre Hände glitten über sein feuchtes Hemd zu seinen Schultern und umklammerten sie. Vorhin hatte er gezittert, doch nun schien er seine nasse Kleidung vergessen zu haben.
    »Adam, es geht nicht.« Wollte sie ihn zur Vernunft bringen oder sich selbst?
    »Ich liebe es, wie Sie meinen Namen aussprechen«, raunte er. »So weich und melodisch.«
    Ella erstarrte in seinen Armen und wehrte sich gegen den plötzlichen Drang, sich an ihn zu schmiegen. Sie wusste, dass Maryannes Unfall ihm vor Augen geführt hatte, wie unberechenbar das Leben war, denn sie empfand genauso. Jeder Moment war kostbar, ein Goldklumpen, den man mit beiden Händen festhalten musste.
    »Ich kann nur noch an Sie denken, Mrs Seaton«, gab er zu, als sei er sich eben erst über seine eigentlichen Gefühle für Ella klar geworden.
    »Adam.« Sie holte Luft und suchte nach den richtigen Worten. »Ich bin verheiratet.«
    »Das heißt, Sie sind eine Dame, und ich bin ein Niemand«, unterbrach er sie barsch.
    Hatte sie es wirklich so gemeint? Ella brauchte ihr Gedächtnis nicht wiederzufinden, um die engen Regeln ihrer Gesellschaftsschicht zu kennen.
    »Wenn ich Sie ansehe, sehe ich keine Dame«, sprach

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