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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Adam weiter. »Ich blicke hinter die Fassade, und da sind Sie, Ella.«
    Und dann küsste er sie und presste seine heißen Lippen fest auf ihre.
    Ella vergaß, wo sie sich befand, und wenn sie gewusst hätte, wer sie war, hätte sie das sicherlich auch vergessen. Sie hielt die Augen zwar geschlossen, aber sobald sie sie öffnete, würde sie auf einer Lichtung im dunklen Wald stehen, wo der Mond auf sie herabschien. Das Mondlicht war wie ein Feuer, das sie mit seiner Hitze umschloss. Es hatte Arme und einen Mund, und sein Name war Adam.
    Wieder stöhnte er, ein Geräusch, das den Bann brach. Ella schlug die Augen auf. Sie war wieder in Paddy’s Gully. Es war dunkel, es regnete, und der Mann, den sie gerade verzweifelt und leidenschaftlich küsste, war ein fahrender Händler, der Adam hieß.
    Mit einem Aufschrei riss Ella sich los. Das Vibrieren in ihrem Körper war noch da, aber sie achtete nicht darauf. Auch ihre brennenden Lippen kümmerten sie nicht. »Ich bin verheiratet«, keuchte sie. Er lachte höhnisch, und seine Stimme klang so atemlos wie ihre. »Mein Pech, was?«
    Plötzlich war Ella todmüde und erschöpft bis auf die Knochen. Ein Schmerz begann an ihren Schläfen, wanderte bis hinunter zu den Zehen und zeugte von zu vielen feuchtkalten Nächten im Freien.
    »Ich bin verheiratet«, wiederholte sie leise. »Es tut mir leid, falls ich Ihnen falsche Hoffnungen … wenn Sie glauben, dass …« Doch ihre Zunge weigerte sich, einen zusammenhängenden Satz zustande zu bringen. »Es kann nicht sein«, endete sie schonungslos. »Niemals.«
    Sein Seufzer war so sanft wie der Nieselregen. »Mit dem Wort ›niemals‹ fordern Sie das Schicksal heraus, Mrs Seaton.«
    Aber Ella hatte bereits kehrtgemacht und marschierte in Richtung Lager.

13
    Das Lager der Regierung auf dem Camp Hill war das offizielle Zentrum von Bendigo. Von hier aus überwachten Gouverneur La Trobes Untergebene die Goldfelder, erteilten Befehle und schickten Polizisten los, um sie durchzusetzen. Die Anlage wirkte militärisch straff organisiert, ein Eindruck, den die im Wind flatternde britische Flagge verstärkte.
    Zelte verschiedener Größte standen stramm. Die behelfsmäßigen Konstruktionen aus Baumwolle oder Leinen waren für die Männer vorgesehen, während die Pferde in verhältnismäßig luxuriösen Unterkünften aus Brettern untergebracht waren.
    Ella stellte fest, dass sich bereits eine ziemlich große Anzahl von Goldgräbern vor einem Zelt versammelt hatte. Wie sie vermutete, wurden dort die Schürflizenzen ausgefertigt. Zwei Polizisten in blauen Uniformröcken und weißen Reithosen trabten auf Pferden mit schimmerndem Fell vorbei. Reservisten in grünen Uniformen exerzierten. Die Musketen, die sie geschultert hatten, waren zwar blitzblank poliert, leider aber völlig veraltet.
    Jenseits des doppelten Zauns, der das Lager umgab, nahm das Leben auf den Goldfeldern von Bendigo seinen gewohnten Gang. Die Camp Street wurde von Zelten gesäumt, die Ladengeschäfte beherbergten. Den Schildern davor konnte Ella entnehmen, dass es nicht nur die üblichen Läden, sondern auch eine Apotheke, eine Anwaltskanzlei und ein Postamt gab.
    Eine kleine Abteilung Polizisten preschte vorbei. Die Männer bedachten Adams Karren und seine Passagiere mit verächtlichen Blicken, als mache ihre Uniform sie zu etwas Besserem. Verzweifelt fragte sich Ella, ob sie hier das Gleiche erleben würde wie in Carlsruhe. Würde Mr Gilbert sie einzig nach ihrem Äußeren beurteilen, wie Lieutenant Moggs es getan hatte? Sie wusste, dass ihr neues blaues Kleid seit letzter Nacht voller Schlamm war, und um ihre Schuhe war es auch nicht besser bestellt. Wieder fiel ihr der elegante rote Mantel ein, den sie einmal besessen hatte, und sie seufzte.
    Die Vögel hatten gerade angefangen zu singen, als sie an diesem Morgen gefrühstückt, ihre Sachen gepackt und Paddy’s Gully verlassen hatten. Der Weg hatte sie in den Golden Gully geführt, wo es geschäftiger zuging. Schließlich erreichten sie Golden Point, wo der Legende nach Mrs Kennedy, die Ehefrau eines Vorarbeiters auf einer Schaffarm, der Happy Jack hieß, das erste Gold entdeckt hatte.
    Zurück auf der Hauptstraße, waren sie dem Bendigo Creek gefolgt und hatten gesehen, wie das Bendigo Valley sich vor ihnen auftat. Breit, flach und von Hügeln umgeben, erstreckte es sich von den White Hills im Norden aus zehn Kilometer weit bis nach Kangaroo Flat im Süden. Zahlreiche Täler zweigten davon ab. Im Licht der Morgensonne war

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