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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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schriller Angstschrei. Ella ging schneller.
    »Halte durch, Maryanne«, rief eine raue Stimme aufmunternd. »Wir holen dich raus, Maryanne!«
    Inzwischen hatte Ella die Gruppe erreicht und streckte sich, um über die Schultern der Männer hinwegzuschauen. Als das nichts fruchtete, tippte sie sie an und bat sie, Platz zu machen. Sie erntete neugierige Blicke. »Lasst die Dame vorbei«, sagte einer, offenbar der schottische Koch.
    Plötzlich tat sich eine Gasse, gesäumt von lächelnden bärtigen Gesichtern, vor Ella auf.
    »Bitte sehr, Ma’am«, verkündete eine dröhnende Stimme. »Einen schönen Abend, Ma’am«, fügte einer, der kühner war als die anderen, hinzu.
    Aber Ella antwortete nicht, denn nun hatte sie die Schreckensszene deutlich vor Augen.
    Wie Adam gesagt hatte, handelte es sich um einen aufgegebenen Grubenschacht, der mit Wasser vollgelaufen war. Im Licht der Laterne erkannte sie das körperlose Gesicht einer Frau, die in dem schwarzen Wasser trieb. Sie schien klein und zierlich zu sein und wirkte verängstigt und durchgefroren. Das Wasser reichte nicht bis zum oberen Rand der Grube – in diesem Fall wäre die Frau sicher ertrunken –, sondern nur bis zu ihren Schultern. Nach Ellas Schätzung war das Loch etwa drei Meter tief, denn der Kopf der Frau befand sich ungefähr anderthalb Meter unter ihnen.
    Jemand hatte einen Ast in das Loch gereicht, und Maryanne klammerte sich daran fest. »Durchhalten, Maryanne.« Die Stimme war ganz nah. Einer der Goldgräber kauerte, wie Ella fand, gefährlich nah an dem Loch.
    Maryanne krallte sich mit Leibeskräften an dem Ast fest. Doch wenn die Männer versuchten, sie herauszuziehen, rutschten ihre Hände ab. Entsetzt bemerkte Ella, dass Maryanne bei jedem Versuch nur tiefer in das Loch hineingeriet.
    »Holt mich raus! Holt mich raus!« Ihre panischen Schreie erschütterten alle Anwesenden. »Eddie, ich versinke im Schlamm.«
    »Keine Sorge, wir schaffen das.« Eddie kniete inzwischen so dicht am Rand, dass der weiche Boden nachgab und ein Erdklumpen ins Wasser fiel. Er zuckte nicht mit der Wimper, auch wenn Ella ihm seine Angst anhörte. »Wir holen dich raus. Immer durchhalten.«
    Inzwischen war klar, dass Maryanne weiter und weiter in den Morast am Grunde der Grube sackte. Das Wasser reichte ihr bereits bis zum Kinn. In wenigen Minuten würde das bleiche flehende Gesicht ganz verschwunden sein.
    »Wir brauchen eine Leiter«, schlug jemand vor.
    »Und wo sollen wir die hernehmen?«, zischte Eddie, über die Schulter gewandt. »Hör zu, Liebling«, sprach er mit sanfter Stimme Maryanne an. »Unser Freund hier wird sich hinunterbeugen und versuchen, deine Hände zu fassen zu kriegen. Halt dich gut fest. Dann ziehen wir dich raus.«
    Maryanne nickte ruckartig. Ihre Zähne klapperten.
    Ella versuchte, zwischen den Männern einen Blick auf den Retter zu erhaschen. Tatsächlich schlüpfte jemand gerade aus seiner Jacke. Die breite Brust und die Schultern erschienen ihr sehr vertraut … Ein Schreck durchfuhr sie.
    Es war Adam.
    Sie wollte ihm etwas zurufen, ihm viel Glück wünschen und ihn bitten, vorsichtig zu sein. Aber es war zu spät. Er lag bereits bäuchlings am Rand der Grube auf dem Boden. Zwei weitere Männer packten ihn an den Beinen, einige Anweisungen erfolgten, dann herrschte Schweigen. Langsam robbte Adam über den Rand des Lochs hinaus und lehnte Brust und Oberkörper in den Abgrund.
    »Oh Gott«, stöhnte Maryanne. »Ich spüre, wie ich versinke. Oh Eddie, Eddie …«
    Eddie machte den Eindruck, als wäre er am liebsten zu ihr hinuntergesprungen. Schweiß tropfe ihm in die Augen, und er hob die Hand, um ihn wegzuwischen. Erst jetzt bemerkte Ella, dass er einarmig war – der leere Ärmel steckte vorn in seinem Hemd –, und sie verstand, warum nicht er, sondern Adam Maryanne retten musste.
    Inzwischen war Adam weiter über den Rand hinausgerutscht, sodass nur noch seine Hüften und Beine auf dem weichen Boden rings um das Loch ruhten. Mit bemerkenswerter Kraft bog er den Oberkörper gelenkig in Maryannes Richtung, um den Abstand zwischen ihnen zu überbrücken. Als wieder ein Erdklumpen abbrach und ins Wasser fiel, stöhnten die Anwesenden entsetzt auf.
    Oh nein, dachte Ella. Bitte nicht!
    »Hol mich raus, hol mich raus«, kreischte Maryanne.
    »Nimm meine Hände«, sagte Adam.
    Offenbar bemerkte Maryanne ihn zum ersten Mal. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei griff sie nach seinen Händen, ihre Finger berührten sich – und rutschten ab. Die

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