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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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den Schultern.
    »Und wo sind die Jungs?« Fanny sah aus dem Fenster und rief nach den Kindern, aber es passierte nichts. Das machte sie stutzig. Denn normalerweise bemühten sich die Jungs, durch gutes Benehmen aufzufallen.
    Was war da los?
    Fanny ging nach draußen und rief wieder. Die Jungs entfernten sich nie sehr weit, das hatte Maria ihnen eingebläut. Wenn sie sie nicht hörten, dann mussten sie im Lämmerstall sein, denn Hans liebte die kleinen Lämmchen, aber Franz und Albert blieben nie lange mit ihm dort, denn denen stank es dort zu sehr.
    Ziemlich außer Atem näherte sie sich dem Stall, aus dem heute kein Blöken und Rascheln drang. Es war so still, als ob alle Lämmer tot wären. Mit schnellen Schritten war sie an der Tür, zog sie auf und spähte hinein.
    Was sie da sah, ließ sie entsetzt nach Luft schnappen. »Aufhören!«, schrie sie, »sofort damit aufhören!«
    So schnell ihr Bauch es zuließ, watschelte sie zu der kleinen Kajumba, die die Jungs an einem Pfosten festgebunden hatten.
    Hans und Franz drehten sich ängstlich zu ihr um, aber Albert ignorierte ihren Befehl und ließ die Reitpeitsche, mit der seine Mutter vorhin beinahe John getroffen hätte, auf das kleine Mädchen niedersausen.
    Fanny war sofort bei ihm, schlug ihm ins Gesicht, wünschte sich, sie hätte einen Knüppel, mit dem sie ihn niederschlagen könnte, und legte ihre Arme um die Kleine, die überall blutige Striemen am Körper hatte. Obwohl das Blut aus den Wunden quoll, blieben ihre Augen vollkommen trocken. Keine einzige Träne tropfte über ihr Gesicht. Sie stand nur starr wie eine Holzstatue.
    »Alles wird gut«, flüsterte Fanny mit letzter Kraft. John hatte ihr dieses Mädchen anvertraut, damit sie es beschützte, nicht, damit sie es seinen Henkern auslieferte. Dieses Mädchen, das niemanden mehr hatte, das völlig allein war. So allein, wie Fanny immer gewesen war. Plötzlich zitterten ihre Knie so stark, dass sie sich hinsetzen musste.
    »Was ist hier los?«, brüllte Maria, die mit Grace und Martha hereingekommen war. Letztere schrien entsetzt auf und stürzten zu Kajumba. Streichelten sie, drückten sie, aber Kajumba blieb stocksteif stehen, wie gelähmt.
    »Was zum Teufel habt ihr der Kleinen angetan?« Maria starrte von Kajumba zu ihren Jungs, von den Jungs zu dem Mädchen und stöhnte.
    »Warum habt ihr das getan?« Maria baute sich drohend vor ihren Jungs auf.
    Hans und Franz begannen zu schluchzen. Albert hätte gesagt, damit würden sie ihrer Mutter helfen, sie würden nur das zu Ende bringen, was ihre Mutter angefangen hatte. Und dann wäre sie sehr stolz auf sie und würde dem Vater schreiben, was für großartige Jungens sie wären. Und dann käme der Vater endlich wieder zurück.
    »Was für ein Wahnsinn! Habt ihr denn nicht gesehen, dass sie ein Mädchen ist, nur ein kleines Mädchen?«
    »Ja, aber sie ist ein böses Mädchen!«, sagte Albert, als wäre er völlig im Recht. »Das hast du gesagt, Mama, und dass wir Onkel Ludwig vor solchen wie ihr beschützen müssen.«
    Solchen wie ihr? Fanny betrachtete das zarte, geschundene Mädchen und fühlte sich grauenhaft. Maria und ihre Monsterbrut mussten weg. Das war eindeutig zu viel.
    Sie richtete sich wieder auf, ging zu Martha und Grace, die nun statt des Mädchens wimmernde Laute von sich gaben. Sie untersuchte die Wunden, die die Jungs ihr zugefügt hatten. Zum Glück hatte Albert noch nicht so viel Kraft wie Hermann, aber die Verletzungen waren trotzdem schrecklich genug für ein kleines Mädchen, das gerade erst Vollwaise geworden war.
    »Mein Sohn hat das alles missverstanden, ich werde ihn streng bestrafen!«, versicherte Maria und schlug Albert wie zum Beweis schon gleich hart mit der Faust auf den Kopf.
    Albert brach sofort in jämmerliches Geheule aus, und seine Brüder taten es ihm nach.
    »Du brauchst deinen Sohn nicht zu schlagen, ich möchte einfach nur, dass ihr geht. Ich werde heute Abend mit Ludwig darüber reden.«
    »Nein, tu das nicht!«, flehte Maria. »Ich mache alles wieder gut, ich verspreche es.«
    Fanny schüttelte den Kopf, ihr Entschluss stand fest. Ach, meldete sich da eine Stimme in ihrem Hinterkopf, das kommt dir doch sehr gelegen, endlich kannst du Maria loswerden und dabei noch wie eine Heilige aussehen.
    »Ich muss jetzt die Wunden verbinden, die dein Sohn der Kleinen zugefügt hat, wir reden dann später.«
    Fanny nickte Grace und Martha zu, die beiden hakten die immer noch wie paralysiert dastehende Kajumba zwischen sich

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