Der Duft Der Wüstenrose
bespritzt. »Was ist hier los? Zeig mir sofort meinen Sohn. Ich bin wie ein Besessener geritten, um dir beizustehen, und als ich ankomme, wollen die Weiber mich nicht zu dir lassen. Ist das Kind etwa krank? Oder missgebildet?«
Er stand jetzt direkt vor Fanny am Bett, sah das Bündel in ihrem Arm und riss es hoch.
»Was ist das für ein Balg? Wo ist mein Sohn?«
Alle Farbe wich aus Ludwigs Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Fanny an.
»Das ist deine Tochter.« Sie bemühte sich, fest und sicher zu klingen, obwohl sie vor Angst zitterte.
»Du … du wagst es!« Ludwig schleuderte das Bündel auf das Bett zurück, von wo es auf den Boden rollte. Er stürzte sich auf Fanny, die entsetzt aufschrie und das Kind aufheben wollte. Er schlug ihr ins Gesicht, zerrte sie an ihren Haaren aus dem Bett, warf sie zu Boden und traktierte sie mit Fußtritten und Fausthieben. »Das wagst du nicht, du nicht. Hexe! Hure, elende Hure, scher dir weg aus meinem Haus, hier ist kein Platz für ehebrecherische, rassenschänderische Schlampen!« Jedes Wort unterstrich er mit einem unerbittlichen Schlag seiner Faust, oder er trat mit seinen schweren Lederstiefeln in ihren Leib.
Fanny kroch über den Boden auf der Suche nach ihrer Tochter, aber Ludwig zerrte sie wieder zu sich her, riss ihr dabei ein Büschel Haare aus. Fanny spürte die Schmerzen, aber da war etwas in ihrem Körper, das sie dazu antrieb, sich nicht zusammenzukrümmen, sondern weg von Ludwig nach ihrem Kind zu suchen, ihr Kind, sie musste es vor ihm beschützen. Wo war sie, wo, wowowowo? Warum weinte sie nicht, nicht einmal ein Wimmern war zu hören. Hatte Ludwig ihre Tochter umgebracht?
Kajumba kam herein, wollte Ludwig festhalten, aber er drehte sich nur kurz um und hieb ihr so hart die Faust ins Gesicht, dass sie bewusstlos zu Boden ging. Fanny hatte den Moment genutzt und tränenblind weiter nach ihrer Tochter gesucht. Sie sah, wie das Blut aus Kajumbas Nase strömte, aber sie konnte ihr nicht helfen, sie musste erst ihr Kind retten.
»Ich bringe dich um, das wirst du nicht überleben, du Hure. Und als Erstes stirbt dein Kind.«
Ludwig zog Fanny vom Boden hoch, stieß sie auf das Bett, ging auf die Knie und suchte selbst nach dem Bündel.
Fanny nutzte die Chance und versuchte ihm, barfuß wie sie war, ins Gesicht zu treten, doch das war keine gute Idee, sie hatte zu wenig Kraft, hohnlächelnd packte er ihren Fuß und biss hinein wie ein tollwütiger Hund. Dieser Schmerz war so anders als alles andere, das ihr je widerfahren war, dass Fanny laut zu schreien begann. Sie musste ihn stoppen, er würde sie beide töten. Sie sah sich im Zimmer um, aber da war nur die Waschwasserkanne aus Porzellan. Egal, die musste sie in die Hände kriegen. Durch Fannys Körper jagten wilde Ströme wie Blitze, er durfte nicht siegen. Sie bekam kaum Luft, weil ihre Brust sich so schnell hob und senkte, sie hechelte mehr, als dass sie atmete. Ludwig spuckte aus, weil er Blut von ihrem Fuß im Mund hatte, spuckte noch einmal verächtlich nach und wischte sich mit einer Hand über den Mund, entließ Fanny so aus seinem Griff. Sie zerrte und wand sich, bekam die Wasserkanne zu fassen und schlug sie ihm mit letzter Kraft in sein Gesicht, sah, wie er seine blauen Augen weit aufriss, als die Kanne auf seinen Kopf krachte. Dann stürzte er um wie ein gefällter Baum.
Fanny, der das Blut von den Wunden an ihrem Kopf in die Augen tropfte, kniete sich hin und tastete wie eine Blinde hinter dem Bett herum. Da, ihre Tochter war ganz nah an die Wand gerollt, sie griff nach ihr, wickelte sie aus ihren Laken, um nachzuschauen, ob sie irgendwo blutete oder verletzt war, dabei betrachtete sie ihr Kind mit angehaltenem Atem. Da, ihre Tochter blinzelte und begann zu weinen. Erlöst drückte Fanny ihr Kind wieder an sich.
Sie zerrte das Laken vom Bett, wand es um sich und um ihre Tochter und schleppte sich aus dem Zimmer. Sie befahl Zach, einen Wagen mit Pferden anzuspannen und ihr Essen und Trinken einzupacken.
Martha und Grace fingen an zu weinen, als sie sie sahen, aber dazu war jetzt keine Zeit, Fanny spürte, dass ihre Kräfte sie bald verlassen würden. Zwischen ihren Beinen si ckerte Blut herab, und ihr Fuß schmerzte unerträglich, aber sie musste hier weg, zusammen mit ihrer Tochter.
Martha gab ihr den Beutel mit der Medizin von John, Grace reichte ihr einen Wasserschlauch, doch gerade als Zach ihr Biltong bringen wollte, tauchte plötzlich Pierre auf. Er wollte wissen, wo Ludwig
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