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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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sei und was hier vorginge. Zach behauptete, Ludwig sei im Lämmerstall gestürzt, und ging mit dem Verwalter dorthin, lockte ihn hinein, schlug hinter ihm die Tür zu und verriegelte sie. Dann rannte er wieder zu den anderen.
    »So können Sie nicht gehen!« Atemlos schüttelte er seinen Kopf. »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Ich weiß nicht«, stammelte Fanny, »nur weg hier. Ich muss weg.«
    »Ich komme mit.« Martha machte Anstalten, auf den Wagen zu klettern.
    »Ich auch«, sagte Grace.
    »Und auch ich«, schloss Zach sich an.
    Fanny schüttelte entschieden den Kopf. »Das geht nicht, wenn ihr weglauft, bringt ihr euch in Gefahr. Ludwig wird euch ganz sicher finden, und seine Rache wird fürchterlich sein. Ihr müsst hierbleiben.«
    »Aber so wirst du sterben«, sagte Martha. »Du brauchst Hilfe.«
    »Ihr könnt sehr viel mehr für mich tun, wenn ihr Ludwig und Pierre davon abhaltet, mir zu folgen, sorgt dafür, dass ich einen Vorsprung habe. Je größer mein Vorsprung ist, desto besser. Wünscht mir Glück! Und sagt meinem Mann, dass ich ihm den Wagen und die Pferde zurückgeben werde.«
    »So können Sie nicht fahren!« Kajumba, selbst blutverschmiert, rannte atemlos herbei und reichte Fanny ein Bündel mit Säuglingskleidern sowie einem Rock und einer Bluse.
    Fanny sah an sich herunter, sie trug nur ein Nachthemd, das über und über blutbesudelt war. Sie sah zum Fürchten aus, aber sie hatte keine Zeit. »Wirf es auf den Wagen! Ich brauche noch eine Waffe, aber mein Revolver ist im Schlafzimmer. Zach, hast du eine Idee?«
    »Pierre hat sein Gewehr in der Küche gelassen, als er sich zum Essen hingesetzt hat.« Fanny nickte ihm zu, und Zach flitzte davon. Mit einer Waffe würde sie sich sicherer fühlen. Erleichtert bettete Fanny ihre Tochter in das Laken und legte sie auf den Wagen. Da kam Zach schon wieder zurück und packte die Waffe neben sie auf den Kutschbock und Martha rannte ihr nach und warf noch eine Decke auf den Wagen. »Danke!«, rief Fanny, ohne sich umzudrehen, und drosch auf die Pferde ein. Weg hier, nur weg.

24
    W enn ich doch nur auch so schnell vorankommen könnte, dachte Fanny und starrte in den Himmel, wo weiße Wolken im Wind dahinrasten, als hätten sie ein Ziel. Zu Fuß wäre sie noch schneller als diese lahmen Gäule. Egal, wie heftig Fanny auf sie einschlug, die Pferde trabten gemütlich dahin.
    Du kannst gar nicht zu Fuß gehen in deinem Zustand, und deshalb wärst du keineswegs schneller, widersprach ihr Verstand, der versuchte, sie zu beruhigen.
    Alles wird gut werden, sagte sich Fanny immer wieder, alles wird gut, auch wenn ich Schmerzen habe und jeden Augenblick Ludwig auftauchen kann. Immerhin lebe ich noch. Sie blutete nicht nur aus ihrem Schoß, sondern auch überall dort, wo die Haut unter Ludwigs Schlägen aufgeplatzt war, aber sie lebte, und ihre Tochter lebte auch. Über den Augen, an den Ohren und in ihrem Fuß pochte ein besonders scharfer Schmerz, der am ehesten mit dem Skorpionstich vergleichbar war, den sie auf dem Treck nach Keetmanshoop erlitten hatte.
    Aber sie ignorierte all das, konzentrierte sich darauf, nicht zu tief zu atmen, um den Schmerz in ihren Rippen nicht zu spüren, und darauf, die Pferde anzutreiben, denn allein auf einem Pferd hätte Ludwig sie sicher schnell eingeholt. Sie hoffte nur, dass es Martha und den anderen gelang, Ludwig noch einen halben Tag eingesperrt zu halten. Und wenn sie großes Glück hatte, kam später wieder starker Regen, der ihre Spuren verwischen und es ihm so viel schwerer machen würde, sie zu finden. Er musste sich bei seiner Suche an Spuren orientieren, denn er konnte unmöglich wissen, wo sie hinfuhr.
    Zuerst hatte sie selbst nicht gewusst, wo sie hinwollte, und war einfach losgestürmt, nur weg, einfach weg von der Farm. Bis ihre Tochter angefangen hatte, kläglich zu weinen, und ihr klar wurde, dass sie ein Ziel brauchte. Unter großen Schmerzen hatte sie ihre Tochter an die Brust gelegt und gehofft, dass sie genug Milch hatte, um ihr Kind satt zu bekommen. Währenddessen hatte sie fieberhaft überlegt, wo sie denn nur hinkönnte. Lange war ihr nichts eingefallen außer der Wüste. Dort würde sie niemand vermuten, aber wie sollte sie dort mit ihrer Tochter überleben? Dann fiel ihr ein, was John gesagt hatte: Sie solle nach der Wüstenrose suchen, wenn sie seine Mutter treffen wollte. Aber Fanny hatte keine Ahnung, wo sie ihre Suche beginnen sollte. Ja, sie wusste nicht einmal, wie eine Wüs tenrose aussah. Doch der

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