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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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leuchtete etwas. Und das war ganz offensichtlich Zahaboos Ziel. Nur was sie dort wollte, konnte Fanny nicht aus ihr herausbekommen.
    Während Fanny ihre Tochter, die weinend aufgewacht war, stillte, dachte sie darüber nach, wohin sie gehen und wie sie zu Geld kommen sollte. Wenn sie mit Zahaboo immer tiefer in die Wüste hineinfuhr, wie sollte sie hier jemals wieder herausfinden?
    Je näher sie dem kleinen Steinhaufen kamen, desto deut licher konnte Fanny erkennen, was dort leuchtete. Es war eine Pflanze mit dickfleischigen Stängeln und großen, fünf zipfeligen Blüten, die außen stark rosarot und innen weiß gefärbt waren und die inmitten der Wüste fremdartig und völlig fehl am Platz wirkten.
    Zahaboo hielt die Pferde an und sprang vom Karren. Sie bedeutete Fanny, mit ihr zu kommen. Fanny bettete Lottchen auf den Wagen und kletterte langsam hinunter, dann humpelte sie zu Zahaboo, die vor der Pflanze stand, als wäre sie ein Heiligtum.
    »Imbali!« Zahaboo deutete auf die Blüten. »Und sie ist eine heilige Pflanze, und sie ist selten hier. Ich kenne sie vom Land meiner Ahnen – o uzuwo , die Wüstenrose.«
    Fanny stand ein wenig hilflos vor den prächtigen Blüten.
    »Ist das eine Heilpflanze?«, fragte sie.
    Zahaboo wackelte mit dem Kopf und schnalzte dann mit der Zunge. »Und mit ouzuwo man macht Pfeilgift.«
    Zahaboo beugte sich zur Pflanze und roch daran, dann forderte sie Fanny nachdrücklich auf, es ihr gleichzutun.
    Fanny tat, was von ihr verlangt wurde, auch wenn das Bücken in ihrem Rücken messerstichartige Schmerzen auslöste.
    »Ohh!« Überrascht von dem unvermutet intensiven Duft, richtete sie sich unter Stöhnen wieder auf.
    Majestätisch stand Zahaboo in ihrem bodenlangen, hellgelben Kleid vor Fanny und beobachtete sie abwartend, geradezu lauernd. Sie tippte sich an die Nase und fragte Fanny, ob sie etwas gerochen hätte.
    »Aber ja«, sagte Fanny, »diese ouzuwo duftet sehr stark, nach Honig, Melonen und Vanille.«
    »Honig«, wiederholte Zahaboo nachdenklich. Sie kannte offenbar das Wort nicht.
    Fanny malte mit ihrem Zeigefinger kleine Kreise in die Luft und machte summende Geräusche. Dann tat sie so, als würde sie klebrigen Honig naschen.
    Auf Zahaboos Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Uju!«
    »Und tsama «, fügte Fanny hinzu und hoffte, dass Zahaboo wusste, dass das Melonen waren.
    Zahaboo nickte Fanny so wohlwollend zu, dass sie sich vorkam, als hätte sie gerade eine lebenswichtige Prüfung mit Bravour bestanden.
    Zahaboo schritt um die Pflanze herum, tänzelte dabei von einem Fuß auf den anderen und begann, ein sanftes Lied zu singen. »Leliyafu, leliyafu.« Sie klatschte in die Hän de und forderte Fanny auf, sich ihr anzuschließen.
    Fanny fühlte sich immer noch schwach, doch Zahaboo gab nicht nach. Sie packte Fannys Hände und schlug sie aneinander, wieder und wieder. Verblüfft bemerkte Fanny, dass jedes Mal, wenn ihre Handflächen sich berührten, warme Blitze durch ihren Körper liefen. Erstaunt sah sie zu Zahaboo hin, die sie losließ, ihr zunickte und dann immer schneller und schneller um die Wüstenrose herumtanzte.
    Fanny konnte nicht mehr stehen, setzte sich in den Sand und versuchte dem Klatsch-Rhythmus von Zahaboo zu folgen. Dabei hielt sie die ganze Zeit die Luft an, in der Erwartung, dass etwas Außergewöhnliches passieren würde.
    Sie betrachtete den Himmel und hätte sich nicht gewundert, wenn mitten am Tag ein Stern heruntergefallen wäre oder sich die Sonne verfinstert hätte. Nichts, über ihr war alles blau. Hellblau wie die Augen ihrer Tochter. Sie sah hinüber zu dem Wagen, alles schien ruhig. Aber Fanny fühlte sich kribbelig, ihre Schmerzen waren verschwunden. Als sie wieder zur Wüstenrose blickte, kam es ihr so vor, als würden sich die Blüten um sich selbst drehen wie Kreisel. Sie versuchte, sich auf die Blüten zu konzentrieren, aber sie sah nur noch rosaweiße Streifen, die sich im Kreis bewegten und größer wurden.
    Erneut spähte sie zu Zahaboo hinüber, die immer noch um die Pflanze tanzte und klatschte. Das ist sicher nur die Hitze, dachte Fanny, nur die Hitze und die Sonne und diese Blätter, die mir Zahaboo gegeben hat.
    Sie versuchte aufzustehen und wartete auf den vertrauten Schmerz in ihrem Fuß, aber der blieb aus. Es drängte sie plötzlich, sich Zahaboo anzuschließen und auch zu tanzen, aber nach einigen Schritten merkte sie, dass ihr doch noch die Kraft fehlte. Sie stolperte zurück zum Wagen und setzte sich neben ihre

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