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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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verlassen hatte. Das wunderte keinen der Glashüttenarbeiter, denn dass der Koller mit dem Leibhaftigen in Verbindung stand, schien allen gleichermaßen wahrscheinlich.
    Der Streit war beendet, und die Schmelzer waren sich einig, dass das Glas verdorben war und allenfalls noch Patterln daraus gemacht werden könnten.
    Patterln, das waren Rosenkranzperlen. Das wusste Fanny von ihrer Reise nach Grainet. Dann sah sie, wie die Glasmacher unter ständigem Beten, Bekreuzigen und Kopfschütteln die Schmelze zu Perlen verarbeiteten und in den vierhundert Grad heißen Kühlofen legten, damit sie über Nacht langsam auskühlten und so vor Sprüngen geschützt wurden.
    Verwundert bemerkte Fanny, dass die Nacht für sie nach nur einem Wimpernschlag vorbei war. Sie beobachtete, wie Walburga, Gretel und Josefa in der Dämmerung zum Kühlofen schlichen. Sie schickten Gretel vor, um die immer noch hart arbeitenden Schürer abzulenken, und besahen sich die Perlen.
    Fanny erkannte sie sofort – es waren ihre Perlen, die so wunderschön zwischen Regenbogen und Sonnenunter gang hin und her oszillierenden Perlen mit dem satten Perlmuttschimmer.
    »Wer hätte gedacht, dass aus diesem Scheusal so etwas Herrliches werden könnte«, flüsterte Walburga.
    Fanny, die immer noch eins mit Josefa war und sie gleichzeitig von außen betrachtete, bemerkte, wie sich Josefas Augen weiteten. Sie wusste, dass die junge Frau die ganze Nacht wach gelegen und immer wieder dieses plat schende, schmatzende Geräusch gehört hatte, denn es hall te auch durch ihren Schädel. Nun war aus dem schreck lichen Unrecht, das sie Koller angetan hatte, etwas so Vollkommenes geworden.
    »Gott wollte uns damit zeigen, dass wir recht getan haben, denn nur er kann solche Wunder vollbringen«, flüsterte Walburga und warf Josefa einen beschwörenden Blick zu. »Wir werden ein Vermögen an diesen schönen Perlen verdienen. All das, was Koller unseren Männern böswillig verweigert hat.«
    »Aber das wäre nicht richtig«, wandte Josefa ein.
    Walburgas Gesicht verzog sich zu einer Fratze, doch nur Fanny wurde Zeugin davon. Josefa entging die grauenhafte Wandlung, denn sie hielt den Blick auf die Perlen gesenkt. Fanny kroch eine Gänsehaut über den Rücken, und sie empfand größere Angst als am vorangegangenen Tag, als sie dabei zugesehen hatte, wie die Leiche entsorgt wurde.
    »Du hast recht, Josefa.« Walburga lächelte Josefa ermunternd an. »Wir sollten diese Perlen verschwinden lassen. Alle werden glauben, dass es wieder der Glasteufel war, der sein Eigentum geholt hat. Geh du nur und lenk die anderen Burschen ab. Ich schaff das schon.«
    Fanny wollte Josefa warnen, ihr zurufen: »Du kannst ihr nicht vertrauen, sie belügt dich«, aber es kam kein Laut aus ihrem Mund. Stattdessen versank alles um Fanny herum plötzlich in schwarzer Nacht, und sie fand sich in eine dunkle Kiste eingesperrt.
    War sie in einem Sarg? Nein, das konnte nicht sein, denn sie saß aufrecht, und es roch nicht nach Erde, sondern nach feuchter Wolle und Weihrauch, ein Geruch, den sie nur allzu gut kannte. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie ruhiger geworden war, wusste sie, wo sie sich befand.
    In einem Beichtstuhl. Sie war wieder gleichzeitig bei Josefa, und sie war Josefa, die gekrümmt im Beichtstuhl saß wie eine vom Blitz getroffene Eiche. Ihr Haar hatte sich hellgrau verfärbt, obwohl Fanny wusste, dass nur drei Jahre vergangen waren.
    »Herr, vergib mir, denn ich habe gesündigt. Ich habe so viel Entsetzliches auf meine Seele geladen, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.«
    »Meine Tochter«, drang die ölige Stimme eines jungen Priesters durch das Gitter. »Gott wird dich in Gnaden aufnehmen, nun berichte ihm.«
    Josefa redete in einem Fluss, so als hätte sie Angst, es könnte noch etwas dazwischenkommen, sie holte kaum einmal Luft. Sie beichtete, wie sie den Koller erschlagen habe, weil der ein übler Mensch gewesen sei. Sie habe gedacht, er hätte nicht nur seine Männer misshandelt und schlecht bezahlt, sondern sich auch an ihrer jüngeren Schwester vergriffen und Walburga vergewaltigt. Dabei waren das alles nur Lügen von Walburga gewesen, die letztendlich zu ihrem tödlichen Schlag geführt hatten.
    Erst zu spät hatte sie begriffen, dass Walburgas Mann Kollers Bruder war, der die Hütte führen würde, wenn Koller nicht mehr wäre, jedenfalls so lange, bis Kollers Sohn Clemens aus Venedig zurückkäme.
    Sie erzählte, wie es zu den herrlichen

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