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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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das ist …« Josefa erschauderte allein beim Gedanken an das ungeheuerliche Vorhaben.
    »Ich habe das gut durchdacht, da drin löst er sich sofort auf, und wir sind ihn los. Wir schaffen es niemals, ihn woanders hinzutragen, er ist zwar nicht groß, aber einfach zu feist. Lass uns schnell machen, bald ist der Schmelzer zu rück, und er darf nichts davon merken.« Während Walburga auf Josefa einredete, hatte sie schon die Karre hergeschafft, mit der die Einheizer das Holz für den Ofen herankarrten.
    »Los, los!« Walburgas Augen funkelten vergnügt, als ginge es darum, eine Weihnachtsüberraschung zu planen. Sie kippte die Karre neben Koller auf den Boden und begann, seine dicken Beine hineinzuschieben.
    »Nun zier dich nicht so, du hast ihn erschlagen, nicht ich. Wenn du am Galgen enden willst, dann sei es eben.« Walburga richtete sich auf, wischte ihre Hände an ihrer fleckigen Schürze ab und zuckte mit den Schultern.
    »Nein, das will ich nicht.« Josefa ging in die Knie und versuchte, Kollers Körper in die Karre zu rollen.
    Als es ihr allein nicht gelang, kniete Walburga sich neben sie. Die behäbige Frau schnalzte mit der Zunge. »Der Teufel wird seine Seele sicher sofort holen, so einen Leckerbissen wie den lässt der sich nicht entgehen.«
    Zu zweit schafften sie es, den schlaffen Körper seitlich in die Karre zu kippen. Wesentlich schwieriger war es, die Karre wieder aufzurichten. Der Schweiß lief ihnen in Strömen übers Gesicht. Metze, Mörderin, Schändliche!, hämmerte es an Josefas Stirn. Sie hielt inne und flüsterte: »Sollten wir ihm nicht doch ein christliches Begräbnis zukommen lassen?«
    Walburga blieb schwer schnaufend vor Josefa stehen und funkelte sie wütend an. »Diesem Vergewaltiger, diesem dreckigen Geizhals, dem gönnst du noch die geweihte Erde? Nein, der schmort so oder so in der Hölle. Los jetzt!«
    »Aber was sagen wir Clemens, wenn er aus Venedig zurückkommt?«
    »Nichts, wir sagen, wir wissen nicht, wo sein Vater abgeblieben ist, und schlagen ihm vor, er soll eine heilige Messe für Lorenz lesen lassen. Wir müssen uns beeilen!«
    Josefa gab auf. Sie wusste, wenn sie nicht auf der Stelle anfingen, dann war es zu spät, jeden Augenblick konnten die Arbeiter zurückkehren.
    Sie schoben den hölzernen Karren hin zu dem größten Glashafen, der noch nicht ganz voll mit Glasgemenge war, aber dessen Inhalt schon lange geschmolzen war und kurz vor der Läuterung stand. Sie öffneten das kleine Tor, und eine unglaubliche Hitze schlug ihnen entgegen. Walburga kontrollierte die Höhe des Glasgemenges im Glashafen, dann verzog sich ihr Gesicht zu einem Lächeln. »Da passt er noch rein, und ich meine, die Temperatur stimmt auch.«
    Sie griff nach der Kette, mit der Koller seine Taschenuhr befestigt hatte, und warf sie in die Glasschmelze. Leises Zischen ertönte, und sie beugte sich wieder über den Hafen. »Nichts zu sehen, als ob’s nie da gewesen wäre.«
    Sie nickte Josefa zu, und dann zerrten die beiden den Mann aus der Karre und kippten ihn in den Glashafen. Mit einer grauenhaften Mischung aus Platschen und Schmatzen versank Lorenz Koller im größten Glashafen seiner Hütte.
    Auf einmal begann das Glasgemenge zu singen. Josefa stellten sich alle Haare auf, und sie wusste, sie würde diesen Ton ihr ganzes Leben immer und immer wieder hören, diesen feinen, hohen, sirrenden Ton, den auch Fanny aus ihren Träumen kannte.
    Josefa und Walburga verschlossen das Tor, brachten die Karre zu den Einheizern zurück und verließen die Glashütte.
    Fanny wollte den Frauen folgen, aber sie musste dortbleiben und zusehen, wie die Schmelzer von ihrer Jause zurückkamen und sich daranmachten, die Glasgalle, die durch Verunreinigungen im Gemenge entstanden war, und die immer wieder vorkam, abzuschöpfen.
    Das Geschrei war groß, als Reinhold, der Schmelzer, der den größten Hafen betreute, rätselhaft starke Verunreinigungen entdeckte. Verunreinigungen, für die er keine Erklärungen hatte. Zudem hatte das Gemenge eine Farbe angenommen, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
    Er geriet in Streit mit den anderen Schmelzern, weil er dachte, dass ihm das jemand absichtlich angetan hatte, damit der Koller ihn hinauswerfen sollte. Kurz bevor sie sich gegenseitig an die Gurgel gingen, kam Walburga zurück und erzählte den Schmelzern, dass sie heute, und dabei bekreuzigte sie sich ein ums andere Mal, den leibhaftigen Glasteufel gesehen hatte, wie er mit einem lauten Poltern die Hütte

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