Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
Vom Netzwerk:
müssen.«
    Er half ihr dabei, die Schuhe aus dem Matsch zu ziehen.
    »Genauso gut könnte ich barfuß gehen.«
    »Untersteh dich, wie eine Kaffernfrau herumzulaufen.«
    »Dann möchte ich solche Stiefel, wie du sie hast. Diese Frauenschuhchen sind doch vollkommen unpraktisch.« Fanny wedelte mit den zarten, weißen Lederschnürschuhen, die, zerrissen und mit einer roten Lehmschicht bedeckt sicher nicht mehr zu reparieren waren.
    »Darüber reden wir später.« Ludwig hob Fanny zurück auf den Wagen. »Zieh die Schuhe wieder an.«
    Fanny schenkte sich eine Antwort und ließ sich auf den vorderen Sitz fallen. Sie betrachtete nachdenklich die Buschmannkerze und holte die Zündhölzer heraus. Sie sah sich um, als würde sie etwas Verbotenes tun, dann zündete sie ein Streichholz an und hielt es an die gelbe Hülle, die sofort schwarz wurde, ein wenig zischte und dann zu bren nen begann. Ein Duft, der sie an Weihrauch erinnerte, breitete sich aus.
    John ritt heran. »Das sollte man nur verbrennen, wenn man es wirklich braucht.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ritt er weiter.
    Hastig blies Fanny die Buschmannkerze aus, zog ihre Schuhe wieder an, und dabei kam sie sich vor, als wäre sie wieder im Kloster. Sie musste sich besser dagegen wehren, wie ein dummes, kleines Mädchen behandelt zu werden.
    »Dort drüben, seht mal!« Ludwig deutete nach Osten, wo nur noch ein Hauch von Regenbogen zu sehen war. »Antilopen! Vielleicht wird es heute doch noch etwas mit dem besonderen Abendessen. Charlotte, gib mir mein Gewehr! John, lass es uns versuchen.«
    Fanny packte Ludwigs Gewehr und reichte es ihm zusammen mit der Munition. »Waidmannsheil!«, rief sie den Männern zu.
    Sie erwartete, John und Ludwig davonpreschen zu sehen, aber die Pferde hatten große Mühe, ihre Hufe aus der matschigen Erde zu ziehen, und so kamen sie nur langsam voran. Die Antilopen hingegen bewegten sich so leichtfüßig wie immer, und Fanny fürchtete, dass es mit dem Grillfleisch heute dann wohl doch nichts mehr werden würde.
    Als Ludwig außer Sichtweite war, sah sie zu Hendrik hinüber, der damit beschäftigt war, einen Kraal für die Ochsen zu bauen. Sie zog trotzig ihre Schuhe aus und ging barfuß über die rote Erde, die sich wunderbar weich unter ihren Fußsohlen anfühlte. Sie schnitt kahle Büsche und brach Äste von den Bäumen, damit es wenigstens ein Feuer geben würde. Dabei musste sie gut aufpassen, weil sowohl die Büsche als auch die Bäume voller langer Dornen waren.
    Sie schichtete alles zu einem Haufen, zündete diesen jedoch nicht an, sondern wartete auf Johns und Ludwigs Rückkehr. Dabei musste sie ständig darüber nachdenken, was heute während des Gewitters passiert war. Tief in ihrem Innersten wusste sie, dass sie keinen Sonnenstich gehabt hatte. Nein, das alles war passiert, weil Südwestafrika ihr Land war, das Land ihrer Vorfahren, das Land, in das die Perlen sie geführt hatten.

7
    M it einem Lachen wachte Fanny auf und sah direkt in die zum Greifen nahen Sterne. Wie war es möglich, dass sie nach diesem schrecklichen Abend so etwas Merkwürdiges, aber auch Lustiges träumte? Als ob Charlotte ihr hätte Trost schicken wollen.
    Sie setzte sich vorsichtig auf, um Ludwig nicht zu wecken. Ihr Mann hatte sie unglaublich widerwärtig behandelt und schlief trotzdem tief und fest, als wäre alles in bester Ordnung.
    Er war äußerst schlecht gelaunt von der erfolglosen Jagd auf die Antilopen zurückgekommen. Danach hatte er Hendrik wegen des angeblich nachlässig gebauten Kraals angeherrscht und John angebrüllt. Den faden Maisbrei verschlangen alle schweigend, dann hatte sich Ludwig über den Rum, den er zu medizinischen Zwecken mit sich führte, hergemacht, ohne ihr oder den anderen Männern davon anzubieten. Dabei war er immer wütender geworden und hatte schließlich darauf bestanden, dass Fanny und er sich auf dem Ochsenkarren schlafen legten, weil der Boden immer noch feucht war, wie auch all ihre Decken und Kleider. Und dort hatte er sich Fanny zum ersten Mal seit der Hochzeitsnacht wieder genähert. Aber dieses Mal hatte er sie sofort wütend in Besitz genommen, als wäre sie ein störrisches Pferd, das zur Räson gebracht werden musste. Nichts an seinem brutalen Eindringen erinnerte an den Mann, der Fanny in ihrer Hochzeitsnacht fortwährend seine Liebe beteuert und der die sanften Briefe an seine Verlobte geschrieben hatte.
    Fanny hatte zuerst versucht, ihm entgegenzukommen, ihn mit zärtlichen Worten zu bremsen, aber er

Weitere Kostenlose Bücher