Der Duft Der Wüstenrose
Fanny abplagte, und verstanden gar nicht, warum sie so eine Eile an den Tag legte.
Immer wieder brachte Martha ihr einen Tee und bedeutete ihr, dass es nicht gut sei, in der Hitze so hart zu arbeiten. Fanny zwang sich dann, eine Tasse Tee mit Martha zu trinken, und nutzte die Gelegenheit, um sie auszufragen. Aber Martha wollte nicht mit ihr reden und antwortete stets kurz, deshalb war Fanny schnell wieder dabei, etwas zu tun. Sie konnte nicht anders, die Wärme beflügelte sie, genauso wie der Wunsch, alles in Ordnung zu bringen. Besonders nachdem sie gemerkt hatte, wie sehr es Ludwig imponierte, dass sie in diesen praktischen Dingen so gewieft war. Sie musste allerdings besser aufpassen und sich in seiner Gegenwart etwas mehr wie eine Tochter aus adligem Hause benehmen, damit er keinen Verdacht schöpfte.
Zum Glück hatte er nicht erwartet, dass seine Frau mit dem Gewehr umgehen konnte, und es hatte ihm viel Freude gemacht, ihr zu zeigen, wie man das Gewehr lädt und schießt. Fanny war stolz darauf, dass sie ihm beim Zielschießen sehr schnell Konkurrenz machte. Das wiederum gefiel ihm so gut, dass er ihr bei einem durchziehenden holländischen Händler einen eigenen Revolver kaufte und sie darum bat, ihn immer, wenn er nicht da war, geladen unter ihrem Kopfkissen zu verwahren. Er hielt es für nötig, weil er befürchtete, dass alle Schwarzen eigentlich danach trachteten, sich an den weißen Kolonialherren zu rächen, und als weiße Frau sah er Fanny als besonders gefährdet an.
Viel schwieriger war es, vor ihm zu verbergen, dass es mit ihren Reitkünsten nicht weit her war. Mit immer neuen Ausreden verhinderte sie gemeinsame Ausritte, vor allem nachdem sie bemerkt hatte, dass er allen Ernstes erwartete, dass sie im Damensattel ritt. Es hätte ihn mehr als irritiert, wenn eine Dame von Adel wie ein Husar geritten wäre.
Deswegen versuchte Fanny jedes Mal, wenn er länger weg von der Farm war, sich das Reiten im Damensattel beizubringen, sehr zur Belustigung von Martha, Grace und Zach.
Nachdem sie in den ersten Wochen große Schwierigkeiten beim Aufsteigen hatte und ständig abgeworfen wurde, gelang es ihr mit der Zeit, sich immer länger im Sattel zu halten. Doch dann kam erst das Schlimmste: Sie musste lernen, im Reitkleid aus grauem Kammgarn aufzusteigen und damit zu reiten. Das Reitkleid war mit Seide gefüttert, hatte einen Reverskragen, und sein Rock war innen mit Leder besetzt. Die extrem eng geschnittene Jackentaille hatte doppelte Vorderbahnen, deren untere aus Tuch mit Knöpfen geschlossen wurde. Und dazu hätte sie noch eine Knotenkrawatte tragen sollen – kurzum: Es war für die Hitze vollkommen ungeeignet. Sie versuchte alles, um Ludwig davon zu überzeugen, in Pluderhosen reiten zu dürfen. Aber beim Damensattel gab es für ihn keinen Kompromiss. Er blieb hart wie Stein und argumentier te mit medizinischen Untersuchungen, die besagten, dass weibliche Organe im Männersattel Schaden nähmen und so die Geburt seiner zahlreichen Stammhalter gefährdet sein könnte.
Zum Glück hatte Fanny nur selten Zeit für Ausritte, da sie ständig mit neuen Problemen konfrontiert wurde.
Nachdem die Schränke blitzten und die Wäsche sauber auf der Leine im Wind flatterte, merkte sie, dass der Wind die Wäsche sofort wieder mit feinem Staub überzog, und sie verstand allmählich, warum sich Grace und Martha nicht so abmühten wie sie selbst.
Ein weiteres Problem waren auch die Essensvorräte. Ge nauer, die nicht vorhandenen Vorräte. Die Kammer war bei ihrer Ankunft bis auf ein paar rissige Säcke mit Mehl und Bohnen leer gewesen. Fanny vermutete, dass die Risse nicht zufällig entstanden waren, sondern jemand sich an den Vorräten bedient hatte. Auch das musste ein Ende haben. Darüber hinaus fand sie nur ein paar Dosen mit Mais und Sauerkraut. Bisher war nichts im Garten angebaut worden, womit man den Speisezettel hätte verfeinern können. Niemand hatte je einen Gemüse- oder Obstgarten angelegt. Deshalb gab es andauernd Fleisch, Fleisch und noch einmal Fleisch. Gekocht, gebraten, gegrillt. Fanny vermisste nicht nur das Gemüse, sondern vor allem das Brot. Vom Brotbacken hatte sie allerdings nur wenig Ahnung, weil sie es nie gelernt hatte. Es war eine Vergünstigung von Seraphina gewesen, zum Brotbacken eingeteilt zu werden, weil das als leichte Arbeit im Kloster galt.
Da in Keetmanshoop nirgends Hefe aufzutreiben war, machte Fanny sich daran, den Sauerteig selbst herzustellen. Sie vermischte Mehl mit
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