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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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gekocht, bis sie nach oben schwimmt. Das ist alles ganz einfach!« Das sagte sie nachsichtig freundlich zu Fanny, als wäre die nicht in der Lage, so eine komplizierte Kocherei zu bewältigen.
    Fanny sparte sich einen Kommentar und fragte freundlich in die Runde, ob es allen anderen auch so ginge wie ihr und jeder jetzt sofort eine dieser sensationellen Würste probieren wollte. Das wurde mit großer Begeisterung aufgenommen, und so begann Fanny, den Tisch zu decken, was länger dauerte, weil sie noch nicht wusste, wo sich alles befand.
    Weder Martha noch Grace waren ein große Hilfe, und Fanny begann zu dämmern, wie viel sie noch lernen musste, um hier klarzukommen.
    Beim Mittagessen wurde jeder Krümel von dem aufgegessen, was Daphne und ihr Vater mitgebracht hatten, und begeistert gelobt. Hermann spekulierte derart ausführlich darüber, ob sich Fannys Kochkünste je mit denen von Daphne würden messen könnten, bis es sogar Daphne anfing, peinlich zu werden, und sie nervös die drei Flaschen Wein auf den Tisch brachte, die sie auch noch mitgebracht hatte und von denen das meiste in Hermanns Kehle landete. Das Gespräch drehte sich um Klatsch aus Deutsch-Südwest, der Fanny noch nichts sagte. Sie gab sich große Mühe zuzuhören, aber ihre Gedanken schweiften ab, und sie musste ständig ein Gähnen unterdrücken.
    Als die Besucher endlich weg waren, atmete Fanny erleichtert auf.
    »Glaubst du, dass demnächst noch mehr vorbeikommen?«, fragte sie Ludwig, der ihr satt und zufrieden beim Aufräumen zusah.
    »Ich denke nicht, die anderen wohnen zu weit weg und besuchen uns sicher erst nächste Woche, aber bis dahin solltest du die Dienstboten wirklich besser im Griff haben, du machst mich sonst lächerlich. Komm her!«
    Fanny stellte das Tablett ab, wischte sich über die feuchte Stirn und ging zu ihrem Mann. Der zog sie auf seinen Schoß. »Du hast Hermann gefallen, das habe ich genau gesehen«, sagte er stolz und küsste ihren Scheitel.
    »Warum ist es dir so wichtig, dass ich ihm gefalle?«
    »Er ist ein bedeutender Mann in Deutsch-Südwest. Er kennt hier wirklich jeden, und seine Meinung zählt bei allen, die wichtig sind. Es wäre fatal, ihn zu verärgern.«
    »Ist er verheiratet?«
    »Seine Frau ist jung gestorben, und man munkelt, er ließe nichts anbrennen. Er ist eben ein alter Schürzenjäger.«
    Wahrscheinlich wollte seine Frau lieber sterben, als mit ihm zu leben, dachte Fanny böse und zwang sich, das The ma zu wechseln, bevor sie etwas Unbedachtes sagen konnte.
    »Und was ist mit Daphne?«
    »Warum, was soll mit ihr sein?«
    »Ich glaube, sie ist in dich verliebt …«
    »Unsinn!« Ludwig begann seinen Bart zu zwirbeln. »Wie kommst du nur auf so etwas?«
    »Ich habe Augen im Kopf – und ich glaube, du weißt es auch genau.«
    »Sie macht sich lächerlich, wie kann sie glauben, dass ein Mann wie ich eine Frau mit Klumpfuß heiraten würde? Ich brauche gesunde Söhne von guter Abstammung für mein Land. Ich will hier etwas aufbauen, auf das der Kaiser stolz sein kann.« Er küsste Fanny auf den Mund und erhob sich. »Und jetzt muss ich nach den Schafen sehen.« Er nahm Fanny in den Arm und flüsterte: »Und heute Nacht machen wir endlich einen Sohn!«
    Fanny fragte sich, wie Charlotte mit diesem Mann oder mit Hermann zurechtgekommen wäre. Alles war so anders, als sie beide es sich ausgemalt hatten.
    Heute Abend würde sie ihn bitten, ihr die Briefe vorzulesen, sie wollte wenigstens einmal all diese Liebesworte aus seinem Mund hören.
    Doch Ludwig wurde zu einer Zwillingsgeburt auf eine abgelegene Farm gerufen, und Fanny ging alleine ins Bett.

11
    F annys Plan mit den Briefen geriet für viele Wochen in Vergessenheit, denn es gab sehr viel zu tun, und jeder Tag hielt Überraschungen für sie bereit.
    Es gab so viel Neues zu lernen, zu entdecken und vor allem anzupacken, und abends fiel sie vollkommen erschöpft oft schon lange vor Ludwig ins Bett. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre sie sogar zu müde zum Träumen, denn sie konnte sich nur selten an ihre Träume erinnern, und wenn, dann waren sie völlig anders als sonst. Ihre Perlen kamen durchaus darin vor, sie lagen unter einem Stapel blauer Wäsche, oder sie fielen scheppernd in einen Kochtopf, aber sie sangen nicht und taten auch sonst nichts Merkwürdiges.
    Wenn sie morgens aufwachte, war ihr Körper zuerst noch lahm von der Arbeit des gestrigen Tages, aber je wärmer es wurde und je weniger es regnete, desto beschwingter machte sich Fanny an

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