Der Duft Der Wüstenrose
kratzen.«
Maria versuchte, ihren Zwillingen die Ohren zuzuhalten, was Fanny völlig absurd erschien. Dann meldete sich plötzlich John zu Wort.
»Hermann, Sie sollten aufhören mit Ihren lächerlichen Unterstellungen.« Er klang wohltuend sanft. »Ich habe Frau Falkenhagen mit zum Köcherwaldbaum genommen, nur aus einem einzigen Grund …«
Fanny musste ihn am Sprechen hindern, auf keinen Fall sollte Ludwig erfahren, dass sie dort eine Zulu-Zauberin getroffen hatte, weil sie mehr über ihre Perlen, also über ihre Herkunft, hatte wissen wollen. Aber da fuhr John schon fort, und sie bildete sich ein, er würde ihr einen beruhigenden Blick zuwerfen.
»Wir wollten dort den Nektar der Bäume ernten. Daraus kann man ein Getränk brauen, das die Übelkeit von Schwangeren lindert.«
Überrascht biss sie sich auf die Lippen. Die Schwangerschaft einzuflechten war eine gute Idee von John, er war ein viel besserer Lügner als sie. Und er hatte sofort verstanden, dass alles, was mit der Schwangerschaft zu tun hatte, Ludwig versöhnlicher stimmen würde. Sie entspannte sich etwas.
»Es war mein Fehler«, säuselte John, »dass wir niemanden sonst mitgenommen haben, es war unverzeihlich, dass ich keinen Verantwortlichen zurückgelassen habe. Und wenn wir nicht diesen Unfall …«
»Unfall?«, fiel Ludwig ihm ins Wort, und seine Stimme überschlug sich. Er lief auf John zu und streckte ihn mit einem Kinnhaken nieder. »Daher diese Armverletzung! Du hast meine schwangere Frau solchen Gefahren ausgesetzt!« Ludwig schlug noch einmal zu, und er hätte auf John eingetreten, wenn ihn Maria nicht zurückgehalten hätte.
»Ludwig«, mischte sich Hermann wieder ein, »er ist es nicht wert, dass du dich an ihm abarbeitest. Du solltest ihn lieber auspeitschen lassen.«
Ludwig wand sich los und funkelte seinen Freund an. »Und du, bist du fertig mit deinen elenden Unterstellungen gegen mein schwangeres Weib?«
»Noch nicht ganz, denn die zwei Turteltäubchen sind ja erst am nächsten Morgen zurückgekommen.« Hermann grinste breit, doch in der nächsten Sekunde schlug ihn Ludwig voll ins Gesicht. »Willst du dich mit mir duellieren?«, brüllte er ihn an.
Hermann rieb sich mit vor Verblüffung weit aufgerissenen Augen die Wange. »Ludwig, um Gottes willen, sie ist nur ein elendes Weib.«
Ludwig gab einen knurrenden Laut von sich, und Fanny hängte sich an seinen Unterarm. »Ludwig, es ist gut. Niemand sollte sich duellieren. Wir konnten nicht zurück, das Rad war gebrochen, mein Arm auch, und es wäre für mich viel zu gefährlich gewesen, in der Nacht zu reiten, ich hätte vom Pferd fallen können.« Das tote Pferd ließ sie jetzt lieber unter den Tisch fallen.
Ludwig trat noch einmal gegen John, der sich noch nicht wieder aufgerappelt hatte. »Ihr Arm war also gebrochen. Das hast du zu verantworten. Unfassbar. Du bist gefeuert. Wir sind endlich quitt. Ich will dich hier nie mehr sehen.«
Die Zwillinge von Maria hatten zu weinen begonnen, und selbst der dicke Albert sah mitgenommen aus. Fanny fühlte sich hundeelend.
»Ihr geht schon mal schlafen!«, kommandierte Maria ihre Jungs.
»Ich hab aber noch Hunger!«, heulte Albert.
»Abmarsch!« Maria sah fragend zu Fanny hin, als ob es gefährlich wäre, sie allein mit Ludwig zu lassen. Aber Fanny nickte ihr beruhigend zu. Nur zögernd verließ Maria das Wohnzimmer.
»Eines Tages. Ludwig«, ließ sich Hermann vernehmen, »wirst du begreifen, wie gut ich es mit dir gemeint habe.«
»Verlass mein Haus«, befahl Ludwig mit schneidender Stimme.
Hermann zuckte mit den Schultern und lief zur Tür. »Die Hexe hat dich gut eingewickelt«, murmelte er leise.
Doch Ludwig hatte ihn gehört, zerrte ihn zur Tür und warf ihn die Stufen zur Veranda hinunter. Dann knallte er die Tür ins Schloss.
John hatte sich nur langsam hochgerappelt. Fanny hoffte, dass er nicht schlimm verletzt war, wagte es aber nicht, ihm zu helfen, um Ludwigs Zorn nicht erneut zu reizen.
Ludwig sah mürrisch zu, wie sich John erhob. »Du wirst mir einen neuen Verwalter besorgen, oder du kriegst in ganz Deutsch-Südwest nie wieder einen Fuß auf den Boden.«
John nickte. »Ludwig, ich habe alle Fehler der Welt begangen, als ich die Farm mit deiner Frau verlassen habe, aber du weißt, ganz egal, was Hermann auch behauptet, dass ich mich deiner Frau niemals auch nur nähern würde.«
Nähe. Fanny dachte unwillkürlich daran, wie John ihren Kopf gestreichelt hatte, wie sie an ihn gelehnt zurückgeritten waren und
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