Der Duft Der Wüstenrose
jetzt.
Fanny trank einen großen Schluck kalten Pfefferminztee, der ihr bei der Hitze immer sehr guttat. Es war erst elf Uhr vormittags, und das Barometer zeigte schon dreißig Grad an, viel zu heiß für Oktober. Das ließ Schlimmes für den Sommer befürchten, darin waren sich Schwarze und Weiße ausnahmsweise einig.
Fannys Körper hatte sich sehr verändert. Alle ihre Schürzen spannten stramm und betonten ihren Bauch, was Maria trotz ihrer drei Geburten peinlich berührte. Sie lamentierte ständig darüber, dass eine Schwangere ihre unschickliche Gestalt verhüllen sollte. Fanny fand das reichlich lächerlich. »Wer sieht mich hier denn schon? Es ist ja nicht so, dass ich in Berlin den Kurfürstendamm entlangflaniere, oder?«
Aber Maria ließ sich nicht davon abbringen und begann, einen hässlichen weiten Kittel für Fanny zu nähen, denn, wie Maria nicht müde wurde, ihr zu versichern, war diese Kugel erst der Anfang. Aber der Kittel erinnerte Fanny an die Schwesterntracht. Lieber würde sie nackt mit einem Fell herumlaufen, als noch einmal so etwas anzuziehen. Maria nähte nicht nur die Riesenschürze, sondern auch Hemdchen und Höschen und bestand darauf, dass Fanny Söckchen strickte und Mützchen, die so winzig und puppenhaft waren, dass Fanny sie sich nicht an einem Kind vorstellen konnte.
Fanny nahm noch einen Schluck Pfefferminztee. Ihre Kehle war ziemlich ausgedörrt, denn sie hatte gerade zwei Stunden lang Hans und Franz in die Geheimnisse des großen Einmaleins eingeführt und Albert mit Textaufgaben beschäftigt, die Maria viel zu schwer für ihren armen Liebling fand.
Als sie ihre Tasse absetzte, hörte Fanny plötzlich Hufgeklapper. Überrascht sahen Fanny, Maria und die Jungs sich an, denn Besuche waren, seit Maria bei ihnen logierte, sehr selten geworden. Und seit man Fannys Schwangerschaft deutlich sehen konnte, war auch Daphne nicht mehr gekommen.
Fanny hatte Angst, es könnte Hermann sein, der zwar nach jenem schicksalhaften Abend nie mehr aufgetaucht war, aber ganz sicher noch immer auf Rache sann. Er versuchte, Ludwig zu schaden, wo er nur konnte, und hatte erreicht, dass die Viehhändler im Umkreis kein Vieh von Ludwig mehr kauften. Es wäre typisch für ihn, zu kommen, wenn Ludwig nicht da war. Mit geballten Fäusten starrte Fanny der Staubwolke entgegen.
Ludwig und Pierre waren zu den Kraalen aufgebrochen, weil sie gehört hatten, dass es bei den Nachbarn weiter östlich schlimme Fälle von der Rindersterbe gegeben hatte, die von allen Viehzüchtern sehr gefürchtet wurde.
Als der Reiter näher kam, erkannte Fanny, wer es war, und ihre Anspannung wich Erleichterung und Freude. Ohne daran zu denken, dass Maria und ihre Jungs sie beobachteten, lief sie John so schnell es ihr Bauch zuließ entgegen.
John war nicht allein. Vor ihm auf dem Pferd saß das kleine Mädchen, das er vor fünf Monaten mit der schweren Entzündung im Fuß zu ihr gebracht hatte. Kajumba winkte Fanny zu.
»John!«, rief Fanny, als er absaß und das Mädchen vom Pferd hob. Sie konnte ihr Entzücken nicht unterdrücken. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber das war undenkbar. Schließlich war allein schon sein Kommen ein Affront, denn Ludwig hatte John verboten, jemals wieder auch nur einen Fuß auf sein Land zu setzen.
Fanny schaute über ihre Schulter und erschrak, als sie den hasserfüllten Blick sah, den Maria John zuwarf.
»John«, wiederholte Fanny deshalb deutlich kühler, »mein Gatte hat Ihnen verboten, hierherzukommen.«
»Das weiß ich. Aber es gibt einen guten Grund. Weiter nördlich sind blutige Kämpfe zwischen den Herero und Nama ausgebrochen. Dabei ist die ganze direkte Familie von Kajumba getötet worden, und der Rest des Clans glaubt, dass Kajumba daran schuld ist. Sie wollten die Kleine deshalb töten. Ich musste sie in Sicherheit bringen, das verstehen Sie doch, oder?«
Ja, wollte Fanny sagen, natürlich, sie ist doch noch ein Kind. Wie gut von dir, John, wie wundervoll. Aber bevor sie auch nur Luft holen konnte, mischte sich Maria ein, die auf der Veranda stand, ihren Busen an die Brüstung presste und hochrot vor Empörung war. »Auf keinen Fall verstehen wir das! Was soll Herr Falkenhagen mit noch einem unnützen Esser? Scheren Sie sich zum Teufel, und nehmen Sie die Kleine mit.«
Albert, Hans und Franz wiederholten die Worte ihrer Mutter voller Begeisterung. »Schert euch zum Teufel!«, schallte es John und Kajumba von der Veranda entgegen.
John lächelte Fanny zu, als ob nur sie
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