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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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gefolgt, nach der es Fanny zum ersten Mal seit Langem wieder übel geworden war.
    Maria hatte über ihre Empfindsamkeit gelacht und gemeint, dass Fanny schon noch sehen würde, dass sie kein bisschen übertrieben hatte. Fanny war aus lauter Verzweiflung auf die Idee verfallen, die Jungs zu unterrichten. Zum einen war sie wenigstens in dieser Zeit sicher vor Marias Geschwätz. Zum anderen hatte sie zugehört, wie Maria mit den Jungs lernte, und war schockiert über Marias Unwissenheit in Mathematik, Grammatik und Latein. Tatsächlich war Maria begeistert von Fannys Vorschlag und nahm sogar selbst am Unterricht teil. Während der Stunden schwieg sie zwar, dafür bombardierte sie Fanny aber danach mit Fragen.
    Ab und zu gelang es Fanny, sich in den Lämmerstall zu flüchten, wohin Maria nicht gern ging, weil sie da Niesanfälle bekam.
    Dort setzte sich Fanny auf die teuren Strohballen, die Ludwig aus Südafrika bezog, und lauschte dem Atem der Lämmer und ihrem zarten Blöken, streichelte ihren Bauch und dachte an ihr ungeborenes Kind.
    Manchmal wurde sie dort von dem neuen Verwalter gefunden und gnadenlos zum Haus zurückeskortiert. Der neue Verwalter hieß Pierre und war ein hagerer, wortkarger Mann, ein Hugenotte, der Ludwig treu ergeben war und genauso wenig Sinn für Humor hatte wie sein Arbeitgeber. Pierre stammte von Weinbauern ab, die sich 1686 nördlich von Kapstadt angesiedelt und dort Reben angebaut hatten. Doch sein Vater, ein übler Spieler, hatte alles verloren, und Pierres Ehrgeiz war es, schnell viel Geld zu verdienen, um das elterliche Gut zurückzukaufen. Er hasste es, nur Verwalter zu sein, und diesen Hass ließ er an den Angestellten und Frauen aus, wann immer es ihm passte. Er bestrafte die Schwarzen, die nicht schnell genug arbeiteten, nicht mit körperlicher Gewalt, sondern mit dem Entzug von Alkohol und Essen. Jedes Mal, wenn Fanny ihn sah, sehnte sie sich nach John. Nein, nicht nur dann, musste Fanny sich eingestehen. Eigentlich tauchte John sehr viel öfter in ihren Gedanken auf.
    Wenn sie aus einem ihrer Träume aufwachte, wünschte sie sich, ihr Kopf läge in seinem Schoß, so wie damals im Köcherbaumwald. Wenn sie auf der Veranda mit den anderen beim Essen war, stellte sie sich vor, sie würde irgendwo in der afrikanischen Nacht schweigend mit ihm am Lagerfeuer sitzen. Wenn sie kochte, wusch oder buk, dachte sie an ihn, und auch, wenn Zach ihr neue Pflanzen zum Begutachten zeigte oder wenn sie Grace und Martha beibrachte, wie man Spitze richtig bügelte. Am allermeisten sehnte sie sich nach ihm, wenn sie wieder einmal in Marias Redeschwall ertrank.
    Lange Zeit war ihr gar nicht klar gewesen, dass sie ständig an John dachte. Doch eines Tages hatte Maria mitten im Satz innegehalten und sie schelmisch lächelnd gefragt, über wen oder was sie denn gerade nachsinnen würde. Sie sähe so glücklich und geradezu verliebt aus. Sofort war Fanny das Blut ins Gesicht geschossen. »Ludwig«, hatte sie geistesgegenwärtig gelogen und war noch röter geworden. Maria hatte dazu verständnisvoll genickt und gemeint, der Ludwig sei auch ein Prachtkerl von einem Mann, einer, auf den der deutsche Kaiser stolz sein konnte.
    Erst in diesem Augenblick war Fanny klar geworden, was sie da tat. An Ludwig dachte sie nie, und sie vermisste ihn auch nicht in ihrem Bett. Wie wäre es, fragte sie sich, wenn Ludwig ständig an eine andere Frau denken würde, selbst wenn er dabei so unschuldig wäre wie sie?
    Wenn sie das ehrlich beantwortete, dann musste sie sich eingestehen, dass es ihr gleichgültig war. Vollkommen gleichgültig. Und das war nicht richtig, ganz und gar nicht richtig. Er sollte ihr etwas bedeuten, schließlich war er der Vater ihres Kindes, und Fanny wollte mit aller Macht, dass ihr Sohn die Liebe von Vater und Mutter erfahren sollte.
    Von da an versuchte sie, sich mehr in ihren Mann hinein zudenken, ihn zu lieben und sich seine guten Eigenschaften vor Augen zu führen. Seinen Stolz, seinen Ehrgeiz, was die Farm betraf, seine Zuverlässigkeit und seine Großzügigkeit, vor allem Maria gegenüber. Seinen Optimismus, der ihn dazu gebracht hatte, einen großen Anbau für das Haus zu planen für die vielen Kinder, die er noch zeugen würde.
    Oft dachte sie daran, wie Charlotte behauptet hatte, dass die Liebe erst im Laufe der Ehe entstünde. Sie machte sich immer wieder klar, dass sie diejenige war, die Ludwig von Anfang an hinters Licht geführt hatte. Es war also ihre Pflicht, ihn zu lieben, vor allem

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