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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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ihn auf der Liste austragen muss. Namen sind Schall und Rauch, nicht?« Der Bursche kicherte albern.
    »Alexander Kirch.«
    »Alexander? Ah ja, da haben wir ihn.« Der Junge strich den Namen durch. »Ich bin übrigens der Jens. Willst du nicht ablegen?« Er wies auf eine Garderobe.
    »Mache ich im Zimmer.«
    »Wie du willst, ganz wie du willst. Jedes Separee ist ausgestattet mit Dusche und WC. Du wirst dich bei uns wohlfühlen. Über Nacht wolltest du nicht bleiben, sehe ich. Schade.« Er schaute in ein abgewetztes Büchlein. »Ja, wen hätten wir denn da? Den Thomas? Ja, ich glaube, der würde dir gefallen. Willst du ihn mal sehen?«
    Barbara nickte, Jens drückte auf einen Knopf, und zwei Minuten später kam Thomas herunter. Ein sehr hübscher Junge mit femininen Zügen und dunkelbraunen Locken. Der Junge war höchstens vierzehn.
    »Niedlich«, sagte sie, »aber zu jung. Ab zwanzig aufwärts wäre mir lieb.«
    »Oh natürlich, die Vollausgereiften.« Eine kurze Geste, und Thomas verschwand. »Da hätten wir den Holger. Dreiundzwanzig. Sehr reif, sehr potent, aber zärtlich wie ein Kätzchen, wenn er gut zugeritten wird.«
    Holger war etwas untersetzt, kräftig, hatte kurzes, mittelblondes Haar und ein rundes, gutmütiges Gesicht, beinah schon einfältig. Er war Barbara recht. »Ich bezahle für drei Stunden«, sagte sie.
    »Gut. Das macht vierhundertundfünfzig. Und wie ist es mit Getränken? Wir haben eine gute Hausmarke.«
    Barbara blätterte die Scheine hin. »Ja, nehmen wir«, sagte sie, um das Gespräch zu beenden. Dann nahm sie ihren Koffer, und Holger ging voran.
    »Wohin geht es denn da?«, fragte sie und zeigte auf eine blaue Eisentür.
    »Das ist der Lieferanteneingang für die Küche, er geht auf den Hof. – So, da wären wir.«
    Barbara schloss die Tür hinter sich. »Das ist schön, Holger. Dann zeig mir mal, was du anzubieten hast.«
    Eine Stunde später steckte sie den Kopf zur Tür hinaus und spähte auf den Flur, niemand da. Ihren Koffer in der Hand lief sie – nunmehr wieder als Barbara – auf die blaue Tür zu, sie war verschlossen, aber der Schlüssel steckte. Vorsichtig drehte sie ihn, öffnete die Tür, schloss sie vorsichtig wieder und stand auf dem finsteren Hof. Nach zwei Minuten gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie tastete sich an einem Zaun entlang, bis sie sich wieder auf dem Feldweg befand. Von Weitem sah sie schon die einsame Laterne. Niemand war ihr gefolgt.
    Als sie wieder Asphalt unter den Füßen hatte, atmete sie auf und marschierte zum Bahnhof. Sie löste eine Karte nach Hamburg-Hauptbahnhof und setzte sich mit ihrem Koffer in den Wartesaal.

30
    Die beiden unauffällig gekleideten Herren, die auf der kleinen Bank neben der Pförtnerloge saßen, warteten bereits seit zwei Stunden.
    »Herr Professor Kirch ist nicht da.«
    »Wann kommt er denn gewöhnlich nach Hause?«
    »Das weiß ich nicht, ich achte nicht darauf.«
    »Dann warten wir hier auf ihn, wenn es recht ist.«
    Dem Pförtner war es nicht recht, aber da die Herren von der Kriminalpolizei waren, konnte er sie nicht hinauswerfen.
    Um halb neun betrat ein hochgewachsener, breitschultriger Mann das Haus, bekleidet mit einem dunkelbraunen Kaschmirmantel, einer pelzgefütterten Wildlederkappe mit Ohrenschutz und hohen Winterstiefeln. Er nickte dem Pförtner kurz zu, ohne die beiden Männer auf der Bank zu beachten, und ging zum Fahrstuhl.
    Die beiden unauffälligen Besucher nickten sich zu. Sie warteten fünf Minuten, dann baten sie den Pförtner, sie beim Herrn Professor anzumelden.
    Alexander hatte seinen Hausmantel angezogen und wollte gerade ins Bad gehen, als die Sprechanlage läutete. »Entschuldigen Sie die Störung, Herr Professor. Hier warten zwei Herren von der Kriminalpolizei.«
    Nach einem kurzen Zögern antwortete Alexander: »Danke, Hermann. Bitte lassen Sie sie herauf.«
    Alexander war es gewöhnt, unter dem Hausmantel nur seine nackte Haut zu tragen, und er dachte nicht daran, es wegen zweier Herren von der Kripo zu ändern. Was mochten die von ihm wollen? Als sie klingelten, machte er im Gürtel einen Doppelknoten und ging öffnen.
    »Herr Professor Kirch?« Beide streckten ihm sofort unaufgefordert ihre Polizeimarken entgegen. »Entschuldigen Sie die späte Störung, dürfen wir eintreten?«
    Alexander ließ sie stumm vorbei und wies auf die Sesselecke vor dem Kamin. Er war kalt, die Wärme kam von der Zentralheizung. »Bitte nehmen Sie Platz.«
    Die beiden Polizeibeamten warfen im

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