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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Namenskürzel? Und wenn, handelte es sich dann um seinen wahren Namen? Unwahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Manche Täter hatten das unterschwellige Bedürfnis, gefasst zu werden.
    Barbara verfolgte in den Zeitungen den Stand der Ermittlungen und lächelte. Die Polizei war so ahnungslos, sie hatte es verdient, dass man ihr ein wenig auf die Sprünge half.
    ***
    Am Montag nach dem zweiten Advent kam Jan nach Hamburg, um Joachim und Monika zu besuchen, zwei Tage später besuchte er nach vorheriger telefonischer Anmeldung Barbara. Sie freute sich über seinen Besuch und zeigte ihm gleich das Porträt seiner Mutter. Maria Matuschek sah etwas jugendlicher aus als auf dem Foto, lächelte noch eine Spur zufriedener, und auf dem kleinen Stück Rasen, das neben der Bank zu sehen war, wuchsen kleine bunte Blumen, die auf dem Foto nicht zu sehen waren. Jan gefiel das Bild gut, und er wusste, seiner Mutter würde es noch besser gefallen, weil Barbara die Realität des Fotos auf dem Gemälde verklärt hatte.
    Dann hatte Barbara noch eine Überraschung für ihn: ein Porträt von ihm selbst. »Das habe ich nach dem Gedächtnis gemalt, wie findest du es?«
    Jan sah einen unbekümmerten Blondschopf mit jungen, lachenden Augen, die Falten um die Mundwinkel waren nur angedeutet, in Wahrheit waren sie ausgeprägter.
    »Toll!«, stieß Jan nach einer Weile hervor. »Ich sehe aus wie Joachim.«
    »Witzbold. Du siehst aus wie Joachim.«
    »Du weißt überhaupt nicht, wie Joachim aussieht, stimmt’s? Ihr seid euch doch nur einmal ganz von fern begegnet.«
    »Ja, aber der Eindruck war unauslöschlich«, sagte Barbara und fügte schnell hinzu: »Ich dachte mir, deine Mutter freut sich mehr über dein Porträt als über ihr eigenes.«
    »Klar!« Jan strahlte über das ganze Gesicht. »Und wie sie das freuen wird. Mensch, Barbara! Dafür hast du einen Kuss verdient.«
    Sie hob die Hand. »Keine Bezahlung, die Bilder sind ein Geschenk, das weißt du doch.«
    »Du bist hinterhältig.«
    »Na gut, auf die Wange.«
    Jan küsste sie und seufzte. »Ich hätte gern viel mehr bezahlt.«
    Barbara überhörte es. Wenn sie auf solche Neckereien einging, wurde schnell Ernst daraus. »Wo wirst du die Feiertage verbringen?«
    »Bei meiner Mutter natürlich, spätestens am 23. fahre ich wieder zurück.«
    Barbara nickte. »Heute Abend Saseler Landhaus?«
    »Du hast es nicht vergessen?«
    »Wie könnte ich, ich rufe gleich an, sie sollen uns was reservieren. Heute ist Mittwoch, da wird es kein Problem sein.«
    ***
    Sie saßen bei Kerzenschein und hatten wegen der Erinnerung wieder Wildschweinbraten bestellt. Und wieder sah Barbara entzückend aus. Jan wusste, Barbara hätte ihm diesen Ausdruck um die Ohren geschlagen. Verdammt! So eine bezaubernde Stimmung, ein gutes Essen, eine bildschöne Frau, und gerade deshalb war er nervös, schmeckte der Wildschweinbraten fade. Andere Paare gingen nach so einem Abend nicht in getrennte Betten. Es fiel ihm in Barbaras Gegenwart immer schwerer, sein Versprechen zu halten, dennoch wusste er, er würde es halten, es blieb ihm auch gar nichts anderes übrig. Aber er konnte nicht mehr mit Barbara ausgehen, damit musste Schluss sein.
    »Du schaust trübsinnig, Jan, was ist denn?«
    Sofort grinste er unbekümmert. »Tiefsinnig, Barbara, das hast du verwechselt.«
    »Was macht denn Monikas Ehe? Und was Joachims Verhältnis mit diesem – Alexander?«
    »Waffenstillstand. Anders kann ich das nicht bezeichnen. Joachim geht nach wie vor in seinen Club. Monika hat sich einer Frauenschreibgruppe angeschlossen, wahrscheinlich aus Trotz.«
    »Aber doch keiner Lesbischen, was?«, lachte Barbara.
    »Nein, so weit geht der Trotz nun doch nicht. – Sie beschwert sich, dass du dich nicht mehr meldest«, fügte Jan schamlos lügend hinzu.
    »Ja, ich weiß«, seufzte Barbara. »Aber ich bin wahnsinnig im Stress.« Sie erzählte von Grünwaldts Wohltätigkeitsveranstaltung. »Im neuen Jahr schaue ich mal bei ihr vorbei, da wird es ruhiger sein.«
    »Du hast ein gutes Herz.«
    Barbara lachte rau. »Wegen der Benefizbilder? Quatsch!« Sie stocherte in den Preiselbeeren herum. »Ich schulde Grünwaldt noch was – von früher.«
    »Du schuldest ihm nichts, stimmt’s? Du willst nicht weich erscheinen. Nein, das ist dir verhasst. Barbara! Ich sagte doch, da schlummert eine Angst in dir …«
    »Fängst du schon wieder mit dem Thema an?« Barbara sah müde an ihm vorbei. »Ich habe kein gutes Herz, ich bin nur manchmal

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