Der Duft des Apfelgartens
konfrontiert werden.«
Janna, die neben dem Tisch hockt, schaut fragend, beinahe ängstlich zu ihr auf; Schwester Emily erwidert ihren Blick herausfordernd. Plötzlich und ziemlich unerwartet platzt Janna vor Lachen laut heraus. »Übertreiben Sie es nicht mit der Anteilnahme!«, sagt sie.
»Eine Reaktion, die ziemlich überbewertet wird, finde ich immer«, gibt Schwester Emily gelassen zurück. »Sie lähmt einen eher, besonders in hohen Dosen.«
Jakey fühlt sich durch diesen merkwürdigen Dialog erleichtert, und er greift nach einem Scone und ist wieder glücklich.
»Wir hatten uns gefragt«, sagt Mo, »ob du mit Natasha und den Mädchen zu Pas Geburtstag kommst. Dossie plant eine kleine Zusammenkunft, nur ein paar Freunde. Falls du dich erinnerst: Ich habe das vor ein paar Wochen erwähnt, und du hast gemeint, du schaffst es vielleicht. Wir dachten an eine Einladung zum Tee, weil Jakey dann auch daran teilnehmen kann, aber natürlich essen wir später mit der ganzen Familie, wenn du …«
»Warte mal«, sagt Adam. »Nur einen Moment.« Er legt das Telefon weg. »Mach die Musik leiser!«, brüllt er. Dann greift er erneut zum Hörer. »Tut mir leid. Ja, ich erinnere mich, dass du das erwähnt hast, und ich habe mit Tasha darüber geredet, doch das ist ein bisschen vertrackt. Eines der Mädchen hat an diesem Wochenende etwas vor. Du weißt ja, wie das ist. Macht die Sache ein wenig schwierig, aber ich bin mir sicher, dass Pa Verständnis haben wird. Ich meine, es ist doch kein besonderer Geburtstag, oder?«
»Wie«, erkundigt sich seine Mutter, »definierst du ›besonders‹? Ich schätze, jeder Geburtstag nach den biblischen siebzig Jahren ist besonders. Vor allem, wenn man schon einen Schlaganfall gehabt hat. Pa wird dreiundsiebzig.«
»Natürlich, ich wollte nicht …« Er fühlt sich irritiert. Sie versucht nur, ihn ins Unrecht zu setzen. »Ich dachte, wenn er fünfundsiebzig würde zum Beispiel.«
»Oh, ich verstehe. Das wäre dann ein ›besonderer‹ Geburtstag, oder? Na, vielleicht könntest du ja seinen fünfundsiebzigsten schon einmal vormerken, damit du dann ganz bestimmt Zeit hast.«
»Jetzt reicht’s aber, Mo. Nicht nötig, so zu reagieren. Es ist schwierig, die Bedürfnisse aller zu jonglieren …« In seiner Stimme schwingen deutlich wahrnehmbar Verärgerung und Selbstmitleid mit; er ruft ihr ins Gedächtnis, dass er und Natasha ganztags arbeiten, die Mädchen auch ein Leben haben und es unfair ist, ihm ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen …
»Ich verstehe«, unterbricht sie ihn. Plötzlich klingt sie herzlich, freundlich. »Natürlich. Und es macht überhaupt nichts. Herrje, es ist schließlich nur eine kleine Geburtstagsfeier. So, jetzt muss ich laufen. Aber warte mal, haben wir dir eigentlich erzählt, dass wir im Frühling die Pension wiedereröffnen? Es ist noch so viel zu tun, und es kommen jede Menge Reservierungen herein. Das ist so aufregend! Pa ist wie ausgewechselt. Sagt man nicht, die Siebzigjährigen von heute seien so fit wie früher die Fünfzigjährigen? Na dann …«
»Moment mal, Moment mal!« Er brüllt beinahe. »Wann ist das alles passiert? Du hast mir überhaupt nichts davon gesagt. Das klingt wie vollkommener Irrsinn. Wie in aller Welt wollt ihr wieder damit fertig werden?«
»Nun ja, eigentlich übernimmt Dossie fast die gesamte Arbeit, und sie meint, Frühstück für sechs oder acht Personen herzurichten wäre nach dem Ausrichten von Essenseinladungen und Hochzeiten eine Kleinigkeit für sie. Sie ist richtig aufgeregt, und wir auch. Das wird schön, all die altbekannten Gesichter wiederzusehen, und viele davon können es kaum abwarten, wieder zu uns zu kommen. Richtig rührend ist das. Natürlich ist das Haus immer noch praktisch dafür eingerichtet, sodass man eigentlich nur die Reservierungen anzunehmen braucht.«
»Das kann ich jetzt nicht glauben«, sagt er beinahe gefährlich ruhig. »Da reden wir darüber, dass ihr euch kleiner setzt …«
»Nein, nein«, unterbricht sie ihn. » Du hast davon geredet, Adam, nicht wir . Es ist unser Zuhause, und wir lieben es. Dank Dossie können wir dort bleiben, und sie bleibt auch. So lange, wie es sein muss. Was ist daran verkehrt?«
»Jetzt warte mal«, sagt er, als spräche er mit einem widerspenstigen Kind. »Moment. Zuerst tust du, als würde Pa alt und wir müssten zu seinem Geburtstag kommen, weil er nach seinem Schlaganfall jede Minute umfallen könnte; und im nächsten Moment erzählst du mir, dass
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