Der Duft des Apfelgartens
ist jetzt ein Beispiel dafür, dass Sie mit Janna in der Remise besser dran wären. Sie könnte sie doch manchmal im Auge behalten, oder?«
»Ja«, pflichtet Mutter Magda ihm bei. »Das tut sie jetzt schon. Schwester Ruth hat auch ihre Arbeit und Pflichten, und wir anderen springen ebenfalls ein, aber sie ist wie eine Henne, die über ihr Küken wacht. Sie hat das Gefühl, dass niemand es so gut kann wie sie.«
»Doch diese kleine Eskapade hat ihr sicher klargemacht, dass sie es nicht ganz schafft und das akzeptieren muss.«
»Sie hat sich gedemütigt gefühlt.« Unwillkürlich schnaubt Mutter Magda bei der Erinnerung amüsiert. »Wir haben ein Geräusch gehört, und da stand Schwester Nicola in ihrem Nachthemd und mit Jannas Schal und kämpfte mit der Tür der Kapelle. Die arme Schwester Ruth hat fast der Schlag getroffen.«
Vater Pascal gießt eine Kanne Kaffee auf und trägt sie herein. »Vielleicht nimmt Schwester Nicola die Aufregung wahr«, meint er, »und ist dadurch verunsichert. Nächstes Jahr feiert sie den siebzigsten Jahrestag ihrer Gelübde.«
Mutter Magda sieht zu, wie er den Kaffee einschenkt, und lächelt verhalten. »Und diese ganze Zeit hat sie hier auf Chi-Meur verbracht. Sie ist in Peneglos geboren. Einmal hat sie mir erzählt, dass sie in einen Bauernsohn aus der Gegend verliebt war. Sie wollte ihn heiraten und im Pförtnerhäuschen leben; doch dann ist ihr klar geworden, dass sie Gott mehr liebte als den jungen Mann, und sie hat die Verlobung gelöst. Anscheinend hat ihn das sehr schwer getroffen, und er ist nach Neuseeland ausgewandert. Aber wahrscheinlich wissen Sie das ja. Es ist kein Geheimnis.«
Er nickt. »Ich kenne die Geschichte. Es sieht aus, als wäre die Hälfte der Einheimischen mit Schwester Nicola verwandt, und sie haben sich sehr darüber aufgeregt, dass sie vielleicht nicht den Rest ihres Lebens hier verbringen darf. Jetzt sind sie begeistert darüber, dass Sie bleiben. Sie haben mir erzählt, dass er ihr Fotos von sich und seiner neuen Liebe und ihren Kindern zu schicken pflegte, um ihr klarzumachen, was ihr entging.«
»Und sie hat sie immer so stolz herumgezeigt. Sie war einfach erleichtert darüber, dass er glücklich war. ›Und dabei habe ich ihn so sehr geliebt‹, pflegte sie beim Blick auf sein Bild zu sagen. Und in gewisser Weise glaube ich, dass sie ihn immer noch liebt.«
»Aber nicht genug«, sagt Vater Pascal und reicht ihr eine Tasse.
Mutter Magda schüttelt den Kopf und nippt genüsslich an ihrem Kaffee; echter Kaffee ist ein Luxus, den sich die Schwestern nicht erlauben.
»Doch was ist zu tun?«, fragt er leise. »Wir bräuchten eine kleine Krise, nichts Ernstes, um Schwester Ruth in die Lage zu versetzen, Jannas Hilfe anzunehmen.«
»Das wäre allerdings ein Wunder.«
»Aber sie stellt doch sicher Schwester Nicolas Bedürfnisse über ihren eigenen Stolz?«
»Oh, ja; doch es wird mehr brauchen, damit sie erkennt, dass ihr Stolz diese Barriere aufbaut.« Sie sieht zu, wie Vater Pascal sich selbst Kaffee einschenkt.
»Dann müssen wir um ein weiteres Wunder beten.«
Sie lächelt ihm zu und hebt die Tasse, als wollte sie eine Art Trinkspruch oder Schwur ausbringen. »Schließlich«, sagt sie, »gehört es zu unserem Beruf, Wunder zu erwarten. Übrigens habe ich wieder einen Brief von Mr. Brewster erhalten, der uns drängt, noch einmal über sein Angebot nachzudenken. Ich finde, es ist in Ordnung, wenn wir ihm mitteilen, dass das Einkehrhaus nicht nur eine Hoffnung, sondern eine sehr reale Möglichkeit ist. Meinen Sie nicht?«
»Ich finde es richtig«, gibt Vater Pascal zurück. »Es müsste schon ganz schlimm kommen, damit wir jetzt noch scheitern.«
Schwester Emily und Jakey pflücken Äpfel. Der Streifenhase sitzt in einer niedrigen Astgabelung und schaut ihnen zu. Janna ist auf der Leiter ein paar Sprossen hinaufgestiegen und hat die höheren Äste geschüttelt, und jetzt tritt Jakey zögernd auf die herabgefallenen Früchte zu und dreht sie mit der Schuhspitze um, für den Fall, dass darunter eine Wespe lauert. Er legt jeden einzelnen Apfel behutsam in Schwester Emilys Korb, während sie in die unteren Äste greift, um mit einer schnellen, geschickten Drehung des Handgelenks die Äpfel, die noch am Baum hängen, zu pflücken.
Nachdem Janna die Bäume geschüttelt hat – »nicht zu fest«, hat Schwester Emily gerufen, »wir wollen nicht, dass sie Flecken bekommen« –, hat sie sich zurückgezogen, um eine Erfrischung für die Erntehelfer
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