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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Blut."
    Sabine war noch immer in den Bildern und der Musik gefangen, als Peter von Borgo ihr die Wagentür aufhielt. Sie fragte nicht, wohin er fuhr. Die Augen geschlossen, den Kopf zurückgelehnt, summte sie die Melodien.
    „Wie immer, wenn ich nach dem Leben griff, blieb nichts in meiner Hand, ich möchte Flamme sein und Asche werden und hab noch nie gebrannt..."
    Peter von Borgo steuerte den Jaguar nach Hohenheim und hielt dann neben dem Schloss an. Es schneite. Dicke Flocken wirbelten vom nächtlichen Himmel herab. Das Gras und die Wege waren unter einer weichen Decke versunken, die Bäume hatten sich in weiße Spitze gehüllt.
    „Komm!", sagte der Vampir leise und hielt der jungen Frau die Wagentür auf. Er kniete nieder, vertauschte die roten Pumps mit gefütterten Stiefeln und legte ihr einen warmen Pelzmantel um die Schultern. „Komm mit!", forderte er sie noch einmal auf. Er führte Sabine durch den alten botanischen Garten, über eine sanft geneigte Wiese, unter alten Bäumen hindurch. Plötzlich rissen die Wolken auf, und ein voller Mond tauchte die Winterlandschaft in silbernen Glanz. Weit wanderte ihr Blick ins Tal, über verzauberte Wälder und verschneite Wiesen. Da blieb der Vampir stehen und griff nach Sabines Händen.
    „Der Augenblick, den ich ersehnt habe, ist da."
    Das hört sich an, als wolle er dir einen Heiratsantrag machen, spottete eine Stimme in ihrem Kopf, dabei kennt er dich doch gar nicht. In was für einem Jahrhundert leben wir denn?!
    „Tritt einen Schritt zurück und öffne deine Augen. Sage mir, was du siehst."
    „Was gibt das für ein Spiel?", fragte die junge Frau und lachte ihn an. „Ich sehe verschneite Bäume und Büsche, ich sehe den Mond, der die Wolken anstrahlt..."
    „Sieh mich an -sieh ganz genau hin!"
    „Ich sehe einen Mann, er ist groß, hat ein wunderschönes Kostüm an und trägt eine langhaarige Perücke..."
    „Nein!", unterbrach er sie. „Nimm alle deine Sinne zusammen, dein Herz, deinen Geist, deine Ahnung, dein Gefühl, nicht nur deinen durch falsches Wissen und Vorurteile getrübten Blick. Komm her, fühle mit deinen Händen und stelle dich dem, was dein Verstand zu unterdrücken sucht. Wie oft haben wir uns nun schon getroffen? Fällt dir nichts auf? Lass die Zweifel zu und sprich sie aus!"
    „Dein Gesicht -die Haut ist blass und glatt -so jung, und doch steht in deinen Augen so viel Erfahrung, dass ich denken würde, du bist viel älter als ich."
    „Gut, weiter! Fasse in mein Haar."
    Sabine strich über das schwarze Haar. Seidig lag es in ihrer Hand.
    „Das ist keine Perücke! Aber wie kann das sein? Noch vor ein paar Tagen war dein Haar kurz."
    „Kannst du mir sagen, welche Farbe es im Sonnenlicht hat?"
    Sabine runzelte die Stirn. „Nein, wir haben uns immer nur abends oder nachts gesehen."
    „Gut. Kannst du mir sagen, was ich gerne esse oder trinke?"
    Die junge Frau überlegte. „Nein, ich glaube, ich habe dich nie irgendetwas essen oder trinken sehen." Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Lebst du von Luft und Liebe?"
    „Nein. Komm, nimm meine Hand. Was fühlst du?"
    „Deine Hände sind schön, gepflegt, richtige Pianistenhände, lang und schmal -und wie üblich eiskalt."
    Er riss seinen Tuchrock auf und legte ihre Hand auf seine Brust. „Was fühlst du?"
    „Nichts."
    „Und, welche Schlüsse ziehst du aus alldem?"
    Sabine zuckte die Schultern. „Vielleicht leidest du an einer Krankheit, du musst das UV-Licht meiden und Diät halten..."
    „Nein!", schrie er. „Da sieh her, wie erklärst du dir das, mit deinem ach so wissenschaftlichen Verstand?"
    Er zog die Lippe hoch und entblößte lange, nadelspitze Zähne, die gefährlich im Mondlicht blitzten. Einen Augenblick starrte sie ihn verblüfft an, doch dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte, bis ihr die Tränen kamen.
    „Wunderbar! Einen Augenblick hatte ich wirklich eine Gänsehaut. Deine Zähne sind ja noch besser als die der Darsteller. Wie machst du das?"
    Peter von Borgo stieß einen verzweifelten Schrei aus. „Sie wachsen, wenn die unbändige Gier nach frischem Blut in mir erwacht!"
    „Oh ja, natürlich", sagte Sabine in gespieltem Ernst, „und jetzt fällst du gleich über mich her und beißt mich." Sie hob den Arm und bot ihm ihr Handgelenk an. „Nur zu, ich habe nur ein klein wenig Angst vor dir."
    Peter von Borgo fasste ihren Arm mit beiden Händen und zog ihn an die Lippen. Er schloss die Augen und sog ihren Duft ein. Da war er wieder, der Rausch, der seine

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